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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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sicher rasch nach Hause. Es hat mich wirklich gefreut, Sie beide kennenzulernen, und ich würde mir wünschen, dass wir uns wiedersehen. Meine Männer werden Sie jetzt wieder behandeln, als gehörten Sie zu diesen … Verbrechern. Sie werden Ihnen wieder einen Sack überstülpen, Ihnen Fesseln anlegen und Sie dann abtransportieren – nur für den Fall, dass wir hier undichte Stellen haben. Sie werden zu Ihrem Wagen gebracht, der ganz in der Nähe in einer Garage steht.«
    »Ausweise, Handy, Geld, ich bekomme einen Haufen Ärger mit Brunner, wenn ich ihm nicht alles ordnungsgemäß wieder aushändige«, bat Walcher.
    Neuman nickte: »Auch das habe ich bereits mit dem Kollegen Brunner besprochen, darum brauchen Sie sich nicht zu kümmern. Ihre Pässe liegen im Handschuhfach Ihres Wagens, so dass Sie problemlos wieder die Grenzen passieren können. Ach ja, bevor wir uns verabschieden, Sie sind ja Journalisten.«
    Neumann nahm noch einmal seine Brille ab und putzte gründlich die Gläser, wieder mit dem Hemdzipfel, holte tief Luft und presste die Lippen zusammen. Es war nur schwer zu verstehen, was er sagte, so leise sprach er.
    »Im Weinkeller des Schlosses haben wir eine Entdeckung gemacht, die … die zeigt, mit welchen skrupellosen Barbaren wir es hier zu tun haben.« Er schüttelte den Kopf. »Ich dachte immer, das geschieht nur im Krieg. Einem meiner Männer fiel ein seltsamer Geruch auf. Er … er folgte ihm bis zur offenen Putzluke bei einem der großen, alten Holzfässer …«, noch einmal brach Neumann ab.
    Walcher und Johannes ahnten, was kommen würde, und sie fühlten sich mit einem Mal furchtbar elend.
    »Im Fass lagen unter einer dicken Schwefelschicht«, fuhr Neumann fort, »drei Kinderleichen. Drei kleine Menschlein, die vermutlich nicht an irgendeiner Krankheit gestorben sind. Ich … ich hatte noch niemals einen solchen Fall zu bearbeiten. Zu wissen, dass der Comte und seine Helfer für den Rest ihres Lebens weggesperrt werden, gibt mir nur eine schwache Genugtuung.«

Ilija 2
    Das Syndikat des Ilija Dargilew, also nicht die offiziellen Immobiliengesellschaften, sondern die illegal betriebenen Geschäfte seines Schattenreichs, befahl über ein Heer von festen Mitarbeitern und kurzzeitigen Helfern, verteilt über die meisten Staaten der ehemaligen Sowjetunion und Europas. Anders als die Konkurrenz bezahlte Ilija seine Leute in US -Dollars, was vor allem die Empfänger in den östlichen Ländern als eine besondere Zuwendung schätzten. Diesem Umstand verdankte er ein dichtes Netz von wohlmeinenden Freunden in Partei, Regierung und Verwaltung, was sich wiederum bei besonders fragwürdigen Geschäften als äußerst hilfreich erwies. Allein seine Großzügigkeit erklärte jedoch nicht diese Bevorzugung seiner Person, denn auch andere Syndikate zeigten sich spendabel.
    Der Grund für Ilijas Beliebtheit lag vor allem in seiner Freundschaft mit dem Präsidenten des zweitmächtigsten Staates der Erde.
    Schule, Militär, Studium, Ausbildung, Partei, nie hatten sie sich aus den Augen verloren, im Gegenteil, die Auflösung der UdSSR festigte ihre Freundschaft, und Ilija entwickelte sich zur grauen Eminenz, zu dem Mann im Hintergrund. Er war es, der seinem Freund auf den Präsidentensessel verhalf, Gegner bestach oder aus dem Weg räumen ließ, Umstürze und die Rebellion des Militärs inszenierte, die Unruhen in Tadschikistan und Usbekistan schürte und diverse Geschäfte einfädelte, bei denen es um Milliarden ging, nicht Rubel, sondern Dollar.
    Bei allen wichtigen Entscheidungen gehörte Ilija nicht nur zum engsten Beraterkreis des Präsidenten, er galt als der Intimus schlechthin. Selbst ihre Frauen verstanden sich blendend, weshalb sie ihre wenigen freien Tage oftmals gemeinsam entweder auf der Datscha des Präsidenten oder auf dem sehr viel komfortableren Landsitz des »Mafioscha« , wie ihn der Präsident manchmal liebevoll nannte, verbrachten. Offiziell wusste der Präsident natürlich nur von den Immobiliengeschäften seines Freundes, die mit erstaunlicher Gesetzeskonformität abgewickelt wurden, jedenfalls für russische Verhältnisse. Obwohl sich die beiden niemals darüber ausgesprochen hatten, ging Ilija ganz selbstverständlich davon aus, dass angesichts der Informationsstruktur des russischen Staatsapparates sein Freund über all seine illegalen Geschäfte informiert war, jedenfalls über die meisten. Sie wussten, was sie aneinander hatten, und dieser unschätzbaren Rückversicherung zuliebe

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