Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)
Fuß gesetzt. Einer Botschafter und der andere Konsul, beide aus Südamerika. Es genügte, dass ihre Anwälte auf deren Immunität verwiesen. Sie wurden offiziell am selben Tag von ihren Regierungen zurückbeordert und dürften damit der französischen Gerichtsbarkeit erst einmal entzogen sein.«
»Und die Übrigen der Herrenrunde?« Walcher verstand langsam die Aufregung des Kommissars.
»Die meisten sitzen noch hinter Gittern, aber vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch sie freikommen.« Wieder schüttelte Brunner den Kopf. »Einer von ihnen, ein gewisser Monsieur Manbert, ein hohes Tier im Wirtschaftsministerium, befand sich angeblich nur zu einem Informationsbesuch auf dem Weingut und sei zufällig in die Polizeirazzia hineingeraten. Dummerweise gehörte er auch noch ausgerechnet zu denen, die an dem Tag kein Kind ersteigert hatten. Seine Anwälte haben inzwischen fast die gesamte Regierung in Aufruhr versetzt, der Innenminister höchstpersönlich wollte meinen französischen Kollegen zur Sau machen.«
»Können Sie mir die Adressen der Herren geben?«, unterbrach Walcher den Kommissar. Brunner überlegte kurz, dann nickte er.
»Offiziell nicht, aber ich mache Ihnen Kopien von den Protokollen. Aber warten Sie, es geht noch weiter.«
Als Brunner nach einer Schweigeminute immer noch nicht weitersprach, fragte sich Walcher, was es denn noch an Hiobsbotschaften gab.
»Na, drei weitere Herren, die ebenfalls anwesend waren. Der eine von ihnen, Monsieur Aberde, ist ein Kirchenmann, der schon einmal wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in den Schlagzeilen stand. Die Eltern der Kinder zogen damals aber ihre Anzeigen zurück. Er gibt sich als Ermittler im Namen seiner Kirche aus, um dem gottlosen Treiben ein Ende zu machen. Sozusagen eine Art selbsternannter kircheninterner Teufelsaustreiber oder Sektenbeauftragter. Das bestätigte jedenfalls seine übergeordnete Dienststelle. In seiner Wohnung fanden die Kollegen Kostenabrechnungen und Kopien von insgesamt 23 Ausweisen von Kindern. Monsignore Aberde gibt aber nicht preis, was aus den Kindern geworden ist, und beruft sich auf seine Schweigepflicht, um vor allem die Kinder zu schützen. Sie wären allesamt in rechtschaffenen, christlichen Familien untergekommen. Bedingung bei der Vermittlung sei gewesen, dass der Weg zu den einzelnen Familien nicht zurückzuverfolgen wäre. Deshalb seien bis auf die Kopien von den Ausweisen und die Abrechnungen alle Unterlagen vernichtet worden. Woher die Gelder für die hohen Kaufpreise stammten, konnte er ebenfalls nicht belegen, nur erklären, wie er zu Protokoll gab. Es habe sich um Spenden verantwortungsbewusster Christenmenschen gehandelt, die jedoch unbedingt unerkannt bleiben müssten, anderenfalls würde ihre spendable Großzügigkeit den Finanzbehörden Anlass zu Untersuchungen geben. Es kommt mir vor, als wollte man ein Salzkorn aus dem Wassereimer fischen, bevor es sich aufgelöst hat.« Wieder verstummte Brunner.
»Und die letzten Herren, die nun noch übrig bleiben? Lassen Sie sich doch nicht jedes Wort abbetteln«, stöhnte Walcher.
»Das tut mir wirklich in der Seele weh, es rührt nämlich … ja, an meine Berufsehre.« Brunner sprach nun sehr zögernd, so als würde er jedes Wort sorgfältig abwägen, bevor er es laut aussprach. »Auch bei uns gibt es Kollegen mit kriminellen Energien, das ist mir klar. Aber in den vergangenen Jahren häufen sich Bestechlichkeiten und Gaunereien bis hin zu Beteiligungen am organisierten Verbrechen. Da dealen altgediente Kollegen mit beschlagnahmten Drogen, stehen als Informanten auf den Gehaltslisten mafioser Geschäftemacher und erpressen Verbrecher, statt sie der Justiz zuzuführen.« Brunner war seine Erschütterung anzusehen. »Bei den zwei letzten Männern aus der Herrenrunde handelt es sich um Polizisten. Kommissar Neumann teilte mir vorhin das Ergebnis der Hausdurchsuchungen bei ihnen mit. Danach gilt als erwiesen, dass die beiden schon seit Jahren diesem Gewerbe nachgehen und einen festen Kundenkreis in der besten Pariser Gesellschaft beliefern. Besonders makaber dabei ist, dass es sich in beiden Fällen um Hauptkommissare handelt, die ausgerechnet bei der Sitte arbeiten.«
Walcher holte tief Luft. Dem geknickten Brunner zuliebe gab er sich positiv. »Wenigstens haben wir den Comte. Er ist schließlich der wichtigste Türöffner in das Netz …«
Brunner nickte, aber der Ausdruck in seinen Augen und seine Miene veranlassten Walcher nachzuhaken.
»Oder ist
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