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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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der etwa auch freigekommen? Quasi als adelige Persona non grata?«
    Kommissar Brunner sah zu Boden und schüttelte unmerklich den Kopf. »Nein, entlassen nicht, … jedenfalls nicht direkt.«
    »Sondern?«, insistierte Walcher.
    Brunner deutete vage nach oben an die Zimmerdecke.
    »Selbstmord?«
    »Nein, er wurde erschossen.« Wieder schüttelte Brunner bedrückt den Kopf. »Nicht dass ich über die Tatsache als solche in Tränen ausbrechen könnte«, meinte er. »Aber dass er in einer Einzelzelle im Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses kaltblütig erschossen wurde, ohne dass ein Aufseher auch nur irgendetwas davon mitbekam, das ist die verfluchte Scheiße. Und da macht es keinen Unterschied, ob es in Deutschland oder Frankreich geschah.«

Hilferuf
    Lieber Freund, schrieb Walcher am selben Abend an Hinteregger, ich nahm mir zwar vor, dich nicht schon wieder um Hilfe zu bitten, sondern die Ermittlungen in der Sache Menschenhändler im Burgund der Polizei zu überlassen, aber die jüngste Entwicklung bereitet mir große Sorge.
    Vor einer Stunde informierte mich Kommissar Brunner, dass die meisten der Händler und Kunden wie Phantomfiguren im Nebel verschwinden. Damit rückt unser Ziel, diese Verbrecher zumindest wegen Menschenhandels zu überführen, in weite Ferne. Ihnen darüber hinaus Kindesmissbrauch nachzuweisen, wird vermutlich ohnehin schwierig sein.
    Die beigefügte Liste von Namen mitsamt Adressen erhielt ich von meinem Kommissar, selbstverständlich absolut inoffiziell. Von besonderem Interesse dürften der Kirchenmann Monsieur Aberde, der hochrangige Beamte aus dem Wirtschaftsministerium, Monsieur Manbert, der Konsul und der Diplomat aus Chile sowie vor allem die beiden Hauptkommissare aus Paris sein. Grundsätzlich ist für mich alles interessant, was du über diese Leute herausfinden kannst.
    Der Comte und sein Adlatus Maurice Delwar könnten, auch wenn sie bereits der Gerechtigkeit durch eine höhere Instanz zum Opfer fielen, durch ihre Namen Türen öffnen und Zugang zu der Organisation schaffen. Ich denke da insbesondere an die Möglichkeiten, über die du verfügst, um auch länger zurückliegende Telefonate zurückzuverfolgen und so bis dato unbekannte Kontakte aufzuspüren. Da müsste es eine ganze Reihe von Handytelefonaten, E-Mails, Festnetzgesprächen und vielleicht sogar Telefaxen geben. Alle Nummern, die ich kenne, habe ich deshalb ebenfalls als Liste angehängt. Glaube mir, ich handle inzwischen längst nicht mehr nur als Journalist, der eine interessante Reportage im Auge hat. Diese Recherche foltert mich geradezu. Dank’ dir herzlich für deine Hilfe, in Freundschaft R. W.
    Ach ja, Chile. Die beiden Diplomaten, die zurück in ihr Heimatland geflüchtet sind, wurden ganz offiziell von ihrer Regierung zurückbeordert. In Chile gab es doch die Colonia Dignidad des Paul Schäfer?

Innere Uhr
    Während des Sommers verfluchte Walcher jene Politiker, denen Europa die Sommerzeit zu verdanken hatte. Seine innere Uhr weigerte sich beharrlich, eine Stunde früher aufzuwachen. Gäbe es eine Partei, die diese zwar konsumfördernde, aber letztlich schwachsinnige Entscheidung rückgängig machte, er würde sie sofort wählen. Auch Irmi protestierte, allerdings meist am Abend und gegen Walcher, der sie am »hellichten« Tag , wie sie fand, ins Bett schicken wollte.
    Es war ein lauer Sommerabend, der geradezu einlud, vor dem Haus zu sitzen, um die Dämmerung und den Anbruch der Nacht auf sich wirken zu lassen. Wer sich die Ruhe für den Wechsel vom Tag in die Nacht nahm, der konnte die besondere Stimmung erleben, die sich über dem Land ausbreitete.
    Die Sonne war längst untergegangen und mit ihr die Hektik des Tages. »In der Ruhe liegt die Kraft«, lautet ein Spruch, der die Wesensart der Allgäuer im Kern trifft. Für Walcher war es mehr als nur ein Spruch, es war eine Weisheit, die er gerne öfter auf sein eigenes Leben übertragen hätte. Der ständige Tempowechsel seiner Recherchen, von denen er meist mehrere gleichzeitig betrieb, forderte Kraft. Hinzu kam eine kaum zu steuernde Eigendynamik, mit der sich Recherchen plötzlich verselbständigten. So schien auch seine Recherche zum Thema Menschenhandel eine Dynamik zu entwickeln, die nach einem fremden Drehbuch ablief.
    Walcher hatte sich mit Notizblock und Stift auf die Terrasse gelegt, um Bilanz zu ziehen. Anstelle des üblichen Sherrys stand neben der Liege ein großes Glas mit Eistee, den Irmi am Nachmittag aus einer Kräutermischung gebrüht,

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