Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)
für ihn kein Problem, die Herkunft des Telefonats festzustellen«, Walcher spürte geradezu, dass er sich immer weiter ins Abseits redete.
»Pullach, Amerikaner«, Brunner schnaubte in den Apparat wie ein Kampfstier. »Was tischen Sie mir da für einen gottverdammten Schwachsinn auf? Die Einzigen, die im großen Stil abhören können, sind die NSA , und die sitzen nicht in Pullach, sondern in Mietraching bei Bad Aibling, und das ist, nach dem englischen Menwith Hill, der größte Horchposten der NSA außerhalb Amerikas. Verdammt noch mal, Walcher, Sie glauben ja nicht, wie ich es hasse, wenn Leute wie Sie einen Polizisten vom Land mit einem Landjäger verwechseln.«
Dann hörte es sich an, als ob Brunner das Handy an die Wand geworfen hätte.
Am Abend, nachdem Irmi schlafen gegangen war, schaltete Walcher das Sicherheitssystem der Türen und Fenster ein, aktivierte den Bewegungsmelder im Hof und setzte sich dann mit einem Glas Rosso Conero und Schreibpapier an den Küchentisch.
Rolli legte sich zu seinen Füßen und schnaufte zufrieden, denn meist saß Walcher in seinem Zimmer im ersten Stock, und der war für den Hund wieder verbotene Zone.
Wer war dieser Anrufer, wie war er an seine Telefonnummer gekommen, und galt die unverhohlene Warnung seinen Recherchen im Burgund oder ging sie auf das Gespräch in Zürich zurück?, wiederholte Walcher die zentralen Fragen, die ihn seit dem Telefonat beschäftigten.
Wie schon auf der Terrasse, notierte er alle Personen, die von seiner derzeitigen Recherche wussten. Niemanden ließ er aus, selbst die Gästeliste von SOWID s Sommerfest fehlte nicht. Deshalb standen viel zu viele Namen auf dem Blatt, es blieb ihm nichts anderes übrig, er musste streichen.
Maurice Delwar zum Beispiel und der Comte, unwahrscheinlich, dass sie vor ihrem Tod seine richtige Telefonnummer herausgefunden und weitergegeben hatten. Von der Wahrscheinlichkeit, dass sie Walcher nicht mehr zu der zweiten Versteigerung ins Burgund eingeladen, sondern gleich liquidiert hätten, konnte er ausgehen, also strich er die beiden Namen. Auch die Kunden der Versteigerungen und die Helfer auf dem Schloss strich er. Als nächsten Schritt machte er um jene Namen einen Kringel, von deren Integrität er einfach ausgehen musste, da er sonst niemandem mehr trauen konnte. Dazu gehörten Brunner und seine Polizistenkollegen, Johannes, Marianne, die Büro-Kollegen, Rolf Inning, Günther Auenheim und die SOWID -Mitarbeiter. Am Ende blieben nur Namen von der Gästeliste des Sommerfestes übrig, die er nicht kannte, und Jeswita Drugajew.
So weit war er schon einmal, dachte Walcher. Und selbst bei der Russin konnte er nicht einmal sicher sein, ob sie versehentlich oder absichtlich die Informationsquelle war. Denn das traf auf jeden Namen auf der Liste zu. Jeder konnte durch Unachtsamkeit oder Zufall als Informant in Frage kommen oder auch bewusst ausspioniert worden sein. Allein die Arbeitskontakte von Frau Dr. Hein oder Doro beim Jugendamt in München würden vermutlich eine Vielzahl von neuen Namen und Verbindungen aufzeigen.
Walcher kaute auf dem Stift und lehnte sich dabei zurück. Auf jeden Fall war er einem dieser Verbrecher zu nahe gekommen.
Ergo musste er ihn erneut provozieren, die Frage war, womit und wo. Der Anruf kam aus Berlin. Walcher sah keine Verbindung zu Berlin, aber das besagte nichts. Woher wusste der Anrufer, dass er eine Tochter hatte, oder war das nur ein Bluff? Noch einmal ging Walcher die Namensliste durch und machte Haken hinter die Namen, die von Irmi wussten.
Nach diesem System müsste er seine Favoritin, Jeswita Drugajew, wieder streichen. Andererseits stellte es generell für niemanden ein Problem dar, seine familiären Verhältnisse herauszufinden. Walchers Gedanken drehten sich im Kreis, zu sehr belastete ihn der Anruf. Er beschloss, Irmi erst einmal bei ihren Großeltern unterzubringen. Dort wäre sie in jedem Fall sicherer als auf dem Hof. Nächste Woche begannen ohnehin die Ferien, und sie hatten sich vorgenommen, einfach in Richtung Süden zu fahren und zu bleiben, wo es ihnen gefiel.
Irmi war begeistert von ihrer Idee gewesen und ließ sich auch nicht durch seinen Hinweis davon abbringen, dass Hauptreisezeit war und Hotels, Pensionen und Gasthäuser vermutlich ausgebucht waren und sie die meiste Zeit damit verbringen müssten, ein freies Hotelzimmer für die Nacht zu finden. Da wäre es vernünftiger, Hinteregger in seinem Ferienhaus zu besuchen. Er würde mit Irmi noch einmal
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