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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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Ihm wurde plötzlich übel, und seine Knie gaben nach. Er setzte sich auf den Rand der Badewanne. Entführung!
    Irmi, sie haben Irmi entführt! In seinem Kopf liefen grässliche Filme ab. Angst packte ihn wie eine Riesenfaust und presste seine Brust zusammen.
    Er hatte es schon so oft im Traum durchlebt. Ungezählte Male. Und immer wieder diese hilflose, furchtbare Angst, dass dieser Alptraum ihn einholen würde. Erst Lisa und jetzt Irmi. Auch damals war er angerufen worden, und nur ein paar Stunden danach war Lisa tot gewesen. O mein Gott, flüsterte Walcher.
    Noch keine drei Nächte war es her, dass ihn genau der gleiche Alptraum aus dem Schlaf gerissen hatte. Brunner anrufen, Hinteregger, die Großeltern besser nicht, sie würden sich zu Tode ängstigen. Reagieren, wach auf, Walcher, du musst reagieren, wach auf, verdammt noch mal, brüllte seine innere Stimme. »Hallo, ich verstehe Sie nur schlecht, Sie möchten meine Tochter sprechen?«, wiederholte er seine Frage noch einmal.
    »Tochter«, kam es undeutlich zurück, »Tochter, wir ficken Tochter!«
    »Ich kann Sie nicht verstehen, können Sie mich denn hören? Können Sie es vielleicht auf Englisch wiederholen? Hallo, verstehen Sie mich?«
    »Tochter, wir ficken Tochter!« Nur diese vier Wörter drangen aus dem Handy, leise und schleppend und mit einem Ausrufezeichen gesprochen. Dann brach die Verbindung ab.
    »Scheiße«, stöhnte Walcher und brüllte dann seine Angst aus dem Leib: »Verdammte Schweine.« Ihm war danach, etwas zu zertrümmern, kaputtzuschlagen.
    »Was ist los? Warum brüllst du denn so?«
    Walcher wirbelte herum. Irmi stand in der Tür und hielt mit beiden Händen einen riesigen Strauß Margeriten. Sie musterte ihn irritiert. »Du warst so laut, was ist denn passiert?«
    Walcher drückte sie mitsamt dem Blumenstrauß fest an sich. Verrückt, dachte er, wie schnell einem die Angst den Boden unter den Füßen wegziehen konnte. Rolli, eben noch verunsichert über das Geschrei, bellte nun eifersüchtig, als wollte er auch umarmt werden.
    »He, die Blumen«, protestierte Irmi und wehrte sich gegen seine Umarmung. »Erst brüllst du wie ein Stier, dann zerdrückst du meine Margeriten!«
    »Steuernachzahlung«, fiel Walcher ein und gab sie frei.
    »Hä«, machte Irmi misstrauisch, zuckte dann aber mit den Schultern und ging, um für ihren Strauß eine Vase zu suchen. Walcher war froh über seinen Einfall, der einigermaßen plausibel wenigstens seinen Schrei erklärte, allerdings nicht die Umarmung. Da musste er sich noch etwas ausdenken. So, wie er Irmi kannte, würde sie noch mal nachfragen. Aber er schob dies Problem erst einmal beiseite und wählte Brunners Nummer. Der stellte nach Walchers Bericht nur fest, dass Derartiges früher oder später zu erwarten gewesen wäre, und fuhr im Verhörstil fort: »Sind Ihnen Hintergrund-oder Nebengeräusche aufgefallen? Hörte sich die Stimme nach einem jungen oder eher einem älteren Mann an? Sprach er irgendeinen Dialekt? Wann genau kam der Anruf? Mein Gott, lassen Sie sich doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen, Sie Ersatzdetektiv«, klang Brunner ungehalten.
    »Warum sind Sie denn so unfreundlich?«, monierte deshalb Walcher, der mehr aufbauenden Zuspruch erwartet hatte.
    »Weil … ich um Sie besorgt bin«, kam es zögernd von Brunner, und es klang ehrlich. »Sollte Ihnen noch etwas zu der Sache einfallen, rufen Sie mich an. Ich will feststellen lassen, ob der Anruf bei der Telefongesellschaft vermerkt wurde. Sie sind bei der Telekom?«
    Walcher bejahte und wollte wissen, ob Brunner einen Tipp für ihn hätte, wie er sich Irmi gegenüber verhalten sollte.
    »Denken Sie sich irgendwas aus, Sie sind doch der Journalist. Würde sie aber nicht ängstigen, bestenfalls sensibilisieren, den Blick fürs Ungewöhnliche schärfen und dergleichen. Und jetzt kümmere ich mich um den Anruf.«
    Damit brach Brunner das Gespräch grußlos ab. Walcher betrachtete sich im Spiegel, wich aber bald dem eigenen, bohrenden Blick aus, legte sich ein frisches Handtuch zum Schutz seines Rückens über die Schultern und ging auf die Terrasse. Prüfend sah er zum Obstgarten und zum Wald. Verdammt, er durfte sich nicht verunsichern lassen, denn genau das wollte der Anrufer vermutlich erreichen. Psychoterror! Irgendwie hätte Walcher bei Russen eher den Griff zur Kalaschnikow erwartet, wenn es denn überhaupt ein Russe war. Vermutlich kam als nächster Schritt die Aufforderung, sich nicht noch einmal Jeswita zu nähern, denn es

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