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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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einstellen?«, wollte Walcher wissen, musste sich aber gedulden, da Irmi wortlos nach oben in ihr Zimmer verschwand.
    Mit einem Briefumschlag in der Hand tauchte sie wieder auf und wedelte damit übermütig vor seiner Nase herum, weshalb Rolli irritiert bellte, vermutlich nahm er einen Streit zwischen den beiden an. Bevor sie Rolli beruhigte, zog sie einen Zettel aus dem Umschlag und reichte ihn Walcher.
    Ihr seid in einer komfortablen Dreizimmerwohnung untergebracht, mitten im Zentrum von Basel, am Rümelinsplatz 3. Nicht weit davon entfernt liegt die Martinskirche, in der das Basler Kammerorchester auftritt – mit mir! Bitte kommt, ich würde mich riesig freuen, es ist mein erster Auftritt! Susanna .
    Walcher stellte fest, dass sich sein Puls etwas erhöhte. Inzwischen hatte sich Rolli beruhigt, und Irmi reichte Walcher einen Programmprospekt, in dem zwei Eintrittskarten lagen.
    Das Kammerorchester »Basel Barock« wurde darauf angekündigt, spielte Suiten aus der Oper Henrico Leone von Agostino Steffani, das Concerto in D von Antonio Vivaldi und je ein Concerto von Locatelli, Veracini und Bach.
    Nur mit Mühe war auf der viel zu kleinen Abbildung des Ensembles eine rothaarige Frau zu entdecken, Susanna.
    »Aber das Konzert findet erst am Mittwoch statt, wir wollten doch …«, setzte Walcher an, wurde aber unterbrochen.
    »Schon, aber ich brauch’ sowieso noch was zum Anziehen. Wir könnten also morgen shoppen gehen, und zum Friseur muss ich auch noch«, stellte Irmi fest. »Am Mittwochvormittag packen wir dann und fahren nachmittags nach Basel. Abends ins Konzert, und am nächsten Tag fahr’ ich mit dem Zug nach Zürich und steig’ mit Marianne und Johannes auf den Pilatus. Am Freitag holst du mich in Zürich ab, und wir fahren nach Italien weiter, zu deinem Freund. Alles easy, oder?«
    Walcher staunte nicht schlecht. »Das hört sich nach einer Verschwörung an«, knurrte er.
    »Ist es auch«, lachte Irmi, »nein, im Ernst, Susanna hat angerufen, als du nicht da warst, und hat uns eingeladen. Also hab ich Johannes und Marianne davon erzählt, und die haben mich zu der Wanderung eingeladen. Damit du mich mal vom Hals hast, haben sie gemeint.«
    »Ach ja«, meinte Walcher nur.
    »Ich hab alles organisiert. Die Opas wechseln sich ab und schauen hier nach dem Rechten. Rolli bleibt bei Omi und Opi Armbruster.«
    »Aha.«
    »Susanna konnte ich auch überzeugen, dass es euch guttäte, wenn ihr Zeit für euch allein hättet.«
    »So, so«, nickte Walcher, »raffinierte Bande!«
    Abends, als Irmi sich längst in ihr Zimmer verabschiedet hatte, ging Walcher ins Wohnzimmer, legte die CD ein, die ihm die Armbrusters am Nachmittag zugesteckt hatten, und tauchte nochmals in Mozarts Requiem und in die Erinnerungen an Lisa ein.

Adam
    Adam Karowitz war ein großer, kräftiger Mann. Von vier Uhr morgens bis mittags kurvte er auf dem Gabelstapler durch die Hallen des Gemüsemarkts. Dann wärmte er sich ein Dosengericht auf, schlang es hinunter und legte sich bis zum Abend schlafen. Adam teilte sich mit dem Hausmeister und dem Nachtwächter die Dreizimmerwohnung, die zu den Markthallen gehörte und genauso heruntergekommen und versifft war wie der Markt selbst, einst der Stolz einer Berliner Agrarkolchose.
    Einmal in der Woche kam eine Putzfrau, die ausschließlich damit beschäftigt war, die Küche der drei Männer wieder sauber zu bekommen. Meist meldeten sich die Putzfrauen schon nach dem zweiten Mal ab, und es konnte dauern, bis eine neue gefunden war.
    Abends spazierte Adam dann um das weitläufige Areal der Markthallen herum zu seiner Stammkneipe Les Halles. Dort kippte er drei, vier Bier und ebenso viele Schnäpse, aß dazwischen einige Buletten und ging, wenn er satt und voll war, zurück nach Hause.
    Mit den Frauen hatte Adam nie Glück gehabt. Im entscheidenden Moment fehlte es ihm an den richtigen Worten, darum war er allein geblieben, und nur in seiner Phantasie – wenn er zu wenig getrunken hatte, was selten genug vorkam – träumte er von einer Frau, manchmal auch von Kindern, von einer richtig kompletten Familie eben. In seinem realen Leben jedoch onanierte er beinahe jeden Abend, während er in seinem Zimmer obszöne Videos anschaute. Danach trank er noch etwas Fusel, den er hie und da von den Gemüsehändlern geschenkt bekam, und schlief dann, spätestens gegen zehn Uhr, ein. So gesehen führte Adam ein geregeltes Leben.
    Ebenfalls regelmäßig, immer donnerstags, fuhr Adam mit der Straßenbahn in den

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