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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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schienen und ihren Gefühlen freien Lauf ließen.
    Lisas Mutter, die in Walcher immer den Mann sah, mit dem Lisa ihre besten Jahre vergeudet hatte, anstatt eine Familie zu gründen, streckte ihren Arm aus und legte ihre Hand auf Irmis und Walchers Hände, als wollte sie mit ihm Frieden schließen.
    Mit dem Schlusssegen und der Ankündigung des nächsten Gottesdienstes entließ der Pfarrer die Gemeinde. Für die meisten gehörte der Gang zu Lisas Grab zum Abschluss des Jahresgedenkens. Später stand man noch vor der Kirche beisammen. Man begrüßte sich, spendete Trost und Anteilnahme und tauschte Neuigkeiten aus.
    Walcher behandelten sie wie ein Mitglied der Familie, und so empfand er sich auch. Lisas Vater umarmte ihn und sagte leise zu ihm: »Du kommst noch mit zu uns, gell, mein Sohn.« Walcher nickte gerührt. Mein Sohn! Wann hatte er das zum letzten Mal gehört? Eigentlich wäre er gern allein mit sich und seinen Gedanken gewesen, aber vor allem Irmi zuliebe wollte er diesen Tag zu einem Familientag machen.
    Unter den Kirchgängern war auch Carmen Mandola, mit der Lisa gemeinsam den kleinen Souvenirladen in Lindau betrieben hatte. Als Walcher sie begrüßte, wirkte Carmen nervös und unsicher. Walcher glaubte den Grund dafür zu kennen und gab ihr zu verstehen, dass er nicht vorhatte, Lisas Anteil an dem Souvenirladen einzufordern. Der stand Irmi zwar zu, hätte aber das wirtschaftliche Aus für Carmen bedeutet.
    »Du glaubst gar nicht, welche Last du mir damit nimmst«, strahlte Carmen. »Ich lege zwar seit einem Jahr etwas auf die Seite, aber viel kommt nicht zusammen. Ich komm’ gerade so über die Runden.«
    »Wenn Irmi mal in den Ferien bei dir jobben kann und dafür ein paar Euro mehr verdient«, schlug Walcher vor, »dann ist das in Ordnung so.«
    »Das ist verdammt fair von euch, dafür habt ihr einiges gut bei mir.« Carmen war anzusehen, dass für sie ein großes Problem gelöst war. Sie suchte Irmi, und Walcher sah, wie sich die beiden umarmten und aufgeregt miteinander sprachen.
    Allmählich verkleinerte sich die Gemeinde, und auch die Armbruster-Familie machte sich auf den Weg zu ihrem Hof. Dort war für die Verwandten und einige enge Freunde ein Essen vorbereitet, zu dem selbstverständlich auch der Pfarrer eingeladen war.
    Es war ein friedlicher Sonntag. Sie aßen und tranken, plauderten miteinander. Mal gab es etwas zu lachen, verschämt nur, mal flossen ein paar Tränen. Aber alle schienen sich in der Familiengemeinschaft gut aufgehoben. Ab und zu ließ sich Irmi kurz bei ihm blicken, die meiste Zeit verbrachte sie aber mit ihren Cousinen und Cousins. Auch Walcher freute sich, den Kontakt zu Lisas Schwestern und deren Männern und Kindern neu aufleben zu lassen, und als sie am späten Nachmittag aufbrachen, gingen sie nicht auseinander, ohne mit jedem Einzelnen noch ein persönliches Wort zu wechseln. Für Walcher war diese Art von Zusammenleben einer Großfamilie immer wieder eine verblüffende Erfahrung.
    Als Irmi und Walcher auf ihrem Hof ankamen, erwartete sie eine besondere Überraschung. Da saß tatsächlich Hinteregger im schwarzen Anzug auf der Bank vor dem Haus, einen kleinen Strauß weißer Oleanderblüten in der Hand.
    »Bin gerade erst angekommen«, erklärte er. »Nix war’s mit Kirche, bin von einem Stau in den nächsten geraten, dazu war ein Tunnel gesperrt, und es gab eine Verzögerung wegen eines Unfalls. Dabei bin ich schon um vier Uhr in der Früh in Italien losgefahren. Es tut mir sehr leid, dass ich nicht dabei sein konnte.«
    Die drei umarmten sich, lange und schweigend. Als sich Walcher löste, die Tür aufschloss und Hinteregger ins Haus bat, winkte der traurig ab.
    »Ich hab eben bei den Armbrusters angerufen, und ich bin nur deswegen noch da, weil sie mir sagten, ihr wärt auf dem Weg hierher. Sonst wäre ich schon wieder auf dem Rückweg. Muss nach Zürich, habe dort einen Termin. Wie sieht’s aus mit Italien? Ich freu mich auf euch. Wann kommt ihr? Das Haus am Meer, das Wetter – alles herrlich. Ich bin noch vierzehn Tage unten, also kommt doch gleich morgen. Jetzt muss ich aber los, entschuldigt bitte.«

Concerto
    Walcher schlug Irmi vor, am Dienstag nach Italien aufzubrechen. Ein Tag zum Packen sollte genügen. Irmi schüttelte aber entschieden den Kopf.
    »Nein, das geht nicht. Eigentlich wollten wir dich damit überraschen, aber okay, jetzt muss ich eben schon vorher damit rausrücken.«
    »Wer ist wir, und auf welche Überraschung muss ich mich

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