Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkenjagd

Falkenjagd

Titel: Falkenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Betz
Vom Netzwerk:
Mund. Weiß und gerade.
Die Markgräfin fragte, wie das käme.
    »Am Abend spüle ich mit Salzwasser, und wenn ich nicht zu müde
bin, schrubbe ich sie mit Sand.«
    »Ihr Sohn ist groß und kräftig, er soll bald nach Ansbach
kommen, solche Burschen braucht das Leibregiment …«
    Elisabeth schossen die Tränen in die Augen.
    »Königliche Hoheit sind zu gütig, zu gütig.«
    Sie ergriff Friederikes Hand und küsste sie.
    Friederikes Blick verschwamm. Sicher, so dachte sie, weil sie
das gleißende Winterlicht nicht gewohnt war, und vielleicht auch, weil
sich die Hand der Wünschin so fest und angenehm anfühlte, dass sie die
Frau gern mit in die Kutsche genommen hätte, um weiter mit ihr zu
plaudern. Sie hätte noch so viele Fragen gehabt. Wie sie zum Beispiel
ihre Kinder gesund hielt, ob sie schon mal Kartoffeln gesehen oder
vielleicht sogar gegessen hatte, und ob sie und die Kinder schon die
Pocken hinter sich hatten. Die Frau Wünschin, das hatte sie sofort
erkannt, wusste, wie man ein vernünftiges und gescheites Leben führte.
Ihr Vater, der König, hätte diese Person gemocht.
    Friederike verabschiedete sich mit einem herzlichen Lächeln,
winkte den Buben heran und küsste ihn auf die Stirn. Sie hatte einen
Plan gefasst.
    Dementsprechend beschwingt ging sie mit den Hofdamen im Rücken
zum Falkenschloss und der Kutsche mit dem goldenen Wappen zurück. Als
sie sich noch einmal kurz umdrehte, sah sie, wie die Wünschin ihrem
Buben die Arme um die Hüfte schlang und sich mit ihm im Kreis drehte.
Doch wie Füchse, die vor ihrem Bau tollen, schoss es Friederike durch
den Kopf.
    Die Oberhofmeisterin war angetrunken vom Falkenschloss
zurückgekehrt, und Friederike erfuhr, dass sich der Bastard und seine
Mutter derzeit auf Befehl des Markgrafen in Triesdorf aufhielten, damit
der Junge das Beizhandwerk gründlich erlernte.
    Als sie mit ihrer Idee herausrückte, sparte
das Freifräulein von Crailsheim nicht mit Spott. Was ihre Zukunft
anbetraf, machte sie sich ohnehin keine Illusionen. Vielleicht würde
sie noch ein paar gute Jahre als Geliebte eines Landjunkers verbringen
und dann als Gouvernante an einem kleinen Hof Unterschlupf finden.
Verzweiflung aber gestattete sie sich nicht, die schadete nur dem
Teint. Sie hatte vor, aus Ansbach zu verschwinden, sobald sich ihr
Bauch nicht mehr wegschnüren ließ. Irgendwo und irgendwie würde sie das
Kind schon zur Welt bringen und zurücklassen können.
    Dass die Markgräfin jetzt selbst zur Feder griff und gründlich
jedes Wort abwog, bevor sie es aufs Blatt schrieb, bestürzte sie im
Moment mehr als die Aussicht, bald mittellos auf der Straße zu landen.
    »Wenn das die Welt erfährt, sind Ihre Königliche Hoheit für
alle Zeiten blamiert. Das Frauenzimmer wird es dem Markgrafen stecken.
Bedenken Sie doch, in welche Gefahr Sie sich begeben. Und überhaupt
gehörte sie früher zum niedrigsten Gesinde hier.«
    Friederike winkte gelassen ab.
    »Sie wird dem Markgrafen kein Wort davon sagen. Die Wünschin
ist couragierter als wir beide zusammen. Allein schon«, kicherte sie,
»dass sie seine Blähungen erträgt, zeugt von Unerschrockenheit.«
    Nach Einbruch der Dunkelheit ließ die Markgräfin den jungen
Dragoner von Stetten kommen, dem Caroline hin und wieder ihre Gunst
gewährt hatte und der deshalb seinen Auftrag verschwiegen und
zuverlässig ausführen würde. Wie sich herausstellte, hatte er schon
öfters der Frau Wünschin Erdbeeren aus den markgräflichen Gärten
bringen müssen und kannte daher den Weg nach Georgenthal.
    Noch in der Nacht peitschte er sein Pferd wieder zurück nach
Ansbach. Die Markgräfin empfing ihn kurz nach sieben Uhr. Sie saß mit
offenem Haar in ihrem Bett und trank aus einer dampfenden Tasse
Schokolade. Verlegen rieb der junge Mann die Innenflächen seiner Hände
an seinem Rock.
    »Kein Brief, warum bringt er mir keinen Brief? Ist er nicht
von der Wünschin empfangen worden?«, schimpfte Friederike.
    »Doch, doch, Königliche Hoheit, sofort und ausgesprochen
freundlich. Ich musste ihr auch gleich den Brief Eurer Königlichen
Hoheit vorlesen.«
    »Vorlesen?«
    »Ja, aber sie ließ mich bei meiner Ehre schwören, dass ich
alles für mich behalte. Die Antwort hat sie mir dann auch gleich
gesagt.«
    »Ist sie von Sinnen?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Sie kann nur nicht lesen und
schreiben, außerdem sagte sie«, der Dragoner schlug verlegen die Augen
nieder und starrte auf seine kotverdreckten Stiefel, »dass Briefe in
dieser Angelegenheit eine große

Weitere Kostenlose Bücher