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Falkenjagd

Falkenjagd

Titel: Falkenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Betz
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offiziellen Anlässen trafen. Auf keinen
Fall durfte er erfahren, dass sie Elisabeth kannte. Was wusste sie über
diesen Mann, der ihr immerhin zwei Kinder gemacht hatte? Sie überlegte
hin und her, selbst dann noch, als sie abends zusammen mit Caroline,
dem Oberhofmeister, den beiden Hofdamen und den Kammerherren gebratene
Wachteln in Orangensauce, gesalzenen Schinken mit Radieschen, Apfelmus,
Wildpastete mit Honig, Forelle in Essigsud, Selleriesalat,
Zanderauflauf, frisches Rindermark und wie immer überbackene Kartoffeln
aß.
    Am nächsten Morgen, kurz bevor ihr die Kammerzofe die übliche
Schicht Bleiweiß und Rouge ins Gesicht schmieren wollte, kam ihr die
Idee. Wenn sie der Wünschin und deren Kindern helfen wollte, dann
musste sie Charles bei seinem Stolz und die kleine Schlampe bei ihrem
Ehrgeiz packen. Sie ließ sich sofort ihr Schreibzeug bringen. Nach den
üblichen Höflichkeiten und Überlegungen zur Gesundheit und Ausbildung
ihres gemeinsamen Sohnes kam sie schnell zur Sache.
    »Ihr Ansehen und Ihre Stellung als reichsunmittelbarer Fürst
verlangt es geradezu, für Ihre illegitimen Kinder einen Adelsbrief zu
verlangen, damit die Ehre und das Glück ihrer hohen Abstammung auch vor
aller Welt dokumentiert werden. Ich empfehle Ihnen, liebster Charles,
nein mehr, ich lege es Ihnen ans Herz, bei der bevorstehenden
Kaiserwahl Mitte des kommenden Monats, zu der Sie, wie ich weiß, reisen
werden, die Gunst der Stunde zu nutzen und dem jungen Kaiser dieses
Anliegen zu unterbreiten. Franz Stephan und Maria Theresia werden es
einem der vornehmsten Fürsten des deutschen Reiches sicher ohne Zögern
gewähren.«
    Die Antwort kam mit einer Eilstafette. Der Markgraf dankte ihr
überschwänglich. Ihre Idee – er nannte sie ›genial‹ –
zeigte, dass sie die Glorie des Hauses Brandenburg-Ansbach zu würdigen
und verstehen gelernt hätte. Ihre Vorschläge deckten sich mit seinen
innigsten Herzenswünschen. Er schimpfte im Folgenden auf Heistermann
und Seckendorff, die ihn nie so gut berieten, und fragte dann noch, ob
ihr der Name Falkenhausen für seine Bastarde gefalle. Alexander gehe es
im Übrigen prächtig, nur schwärme er etwas zu sehr vom Onkel, dem
preußischen König. Das gefalle ihm nicht. Man müsse schließlich auf die
Neutralität Ansbachs achten. Er umarme sie zärtlich.
    Friederike nickte zufrieden und legte das Schreiben in ihre
Schatulle. Als Mutter des Freiherrn von Falkenhausen würde Elisabeth
viel mehr sein als nur eine Frau Wünschin, nämlich unantastbar, und
keine Angst um ihre Zukunft haben müssen. Fritz wäre ein gemachter Mann
mit einer Karriere vor Augen. Die kleine Eleonore würde standesgemäß
heiraten und bei Hofe verkehren können.
    Viel schwieriger war die Sache mit der Tochter des
Strumpfwirkers. Der neue Kaiser würde nicht prompt reagieren, es konnte
noch eine Weile mit dem Adelsbrief dauern. In der Zwischenzeit konnte
das Mädchen seinen Einfluss ausweiten. Sie musste, so sagte sich
Friederike, kaltgestellt werden, bevor der Markgraf sich zu sehr an sie
gewöhnte oder ihr ein Kind machte.
    Ob Jonathan, der Sohn des Müllers, gleich
verstand, was die Markgräfin von ihm wollte, gab er nicht zu erkennen.
Ruhig und freundlich stand er vor ihr, in einem reinlichen Hemd, den
Blick auf seine Schuhe gerichtet.
    »Wohnrecht auf dem Kreuthof kostenlos, solange er seine Arbeit
gut macht. Zu dem jährlichen Lohn eine Beteiligung an der Ernte.
Zweihundert Gulden bei der Hochzeit, meine Patenschaft beim ersten Kind
und dazu noch mal hundert Gulden. Jetzt schau er mich doch mal an,
Jonathan, ich will ihm bestimmt nichts Böses. Hübsch ist sie außerdem.«
    Sie sah seinen Adamsapfel hüpfen und fürchtete, er würde
gleich zu weinen anfangen. Endlich hob er den Kopf. Nicht nur, dass
seine Haare semmelfarben waren, auch seine Augen, so fand Friederike,
glichen ihrem Spaniel. Er sagte immer noch nichts. Aber er nickte
bedächtig. Er war einverstanden. Noch am Nachmittag ließ sie ihn mit
einem Begleitschreiben an den Ansbacher Oberhofmeister und einem
Vertrag für seine zukünftige Stellung als Verwalter des Kreuthofes nach
Ansbach kutschieren. Vier Wochen hörte sie nichts von ihm. Dann kam ein
Bote mit der dringenden Bitte, Jonathan doch irgendein Schmuckstück,
nichts von Wert, aber groß und glitzernd, zu schicken. Friederike
entschied sich für eine Brosche in Form eines Schwans, die mit
Halbedelsteinen und Bernstein besetzt war. Ihre Schwester Wilhelmine
hatte sie ihr bei einem Besuch in

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