Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkenjagd

Falkenjagd

Titel: Falkenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Betz
Vom Netzwerk:
wieder in den zweiten Rang abrutschen zu
lassen.«
    Friederike erschrak und sah, dass in den Augen des Freiherrn
viele Äderchen geplatzt waren, so dass man nicht genau sagen konnte, ob
er müde war oder geweint hatte.
    »Was kann ich tun?«
    »Der König braucht frische Soldaten.«
    Friederike lachte trocken auf.
    »Also diese unbequeme Fahrt haben Sie umsonst gemacht. Der
Markgraf sitzt in Ansbach.«
    »Der Markgraf will sich nicht mit den Österreichern
verfeinden, und wenn doch, verlangt er vom König Unsummen für die
Soldaten, die der aber nicht zahlen kann.«
    »Also braucht er mein Geld.«
    Seckendorff nickte.
    Friederike entließ den Ersten Minister und dachte für den Rest
des Nachmittags nach. Sie erinnerte sich an den Wechsel, den der Bruder
ihr bei seinem Besuch vor eineinhalb Jahren ausgestellt hatte. Außerdem
ließ er ihr pünktlich die Zinsen für die dreißigtausend Taler zukommen,
die ihr der Vater hinterlassen hatte. Sie hatte jedes Mal ganz genau
nachgerechnet. Und noch nie hatte auch nur ein Kreuzer gefehlt.
    Sie hatte durchaus Geld. Nicht nur, dass durch ihre Neuerungen
Schwaningen insgesamt profitabel wirtschaftete, gerade jetzt ließ sie
noch für den Kreuthof ein neues, anständiges Bauernhaus bauen. Als
Verwalter dafür hatte sie den dritten Sohn des Schwaninger Müllers im
Auge. Jonathan war ein wortkarger, doch kluger Bursche.
    Das eigentliche Geld aber brachten die Schweine. Da hatte sie
den richtigen Riecher gehabt. Sie hielt sie in großem Stil, Säue mit
ihren Ferkeln, getrennt von den männlichen Tieren. Sie wurden mit
gekochten Kartoffeln gemästet und nicht mehr auf die Weiden oder in den
Wald getrieben. Das war übersichtlicher. Außerdem setzten die Tiere so
rascher Fett an. Seit sie mit der Zucht begonnen hatte, hatte
Friederike schon drei neue Ställe bauen lassen müssen. Sie vermehrten
sich rasant, und in einem Wurf quiekten selten weniger als vierzehn
Junge. Das Fleisch und der Speck waren vorzüglich. Sie verkaufte die
Tiere mittlerweile bis in die freie Reichsstadt Nürnberg, deren Bürger
das Fleisch von Schweinen sogar lieber mochten als das von Rindern und
Wild. Auch die Ansbacher Hofküche gehörte zu ihrer Kundschaft und
vernachlässigte die eigenen Bauern, aber diese Schlampwirtschaft war
nicht mehr ihr Problem.
    Friederike kicherte.
    Hinzu kam, dass die Wünschin ihr seit vergangenem Sommer
Ratschläge in Geldangelegenheiten gab. Die Markgräfin hatte sie darum
gebeten. Darauf war die Mätresse des Markgrafen sehr stolz. Welchem
Juden konnte man trauen und welchem nicht? Welche Anleihen hatten eine
Zukunft, an welchen konnte man sich die Finger verbrennen? Wann musste
man abstoßen und wann noch warten? In ihrer Georgenthaler
Abgeschiedenheit wusste die Wünschin erstaunlich gut Bescheid, kannte
genau den Zins, der derzeit bei den Erlanger Mendelsons im Vergleich zu
dem bei den Rothschilds in Frankfurt gezahlt wurde, und spielte die
beiden Geldhäuser gegeneinander aus. Friederike bewunderte sie
deswegen. Sie liebte auch die geheimen Billets aus Georgenthal, auf
denen Elisabeth mit kindlich großen, sorgsam gerundeten Buchstaben ihre
Empfehlungen schrieb. Die Markgräfin befolgte sie meistens. Deshalb war
sie jetzt durchaus in der Lage, dem Bruder zu helfen. Aber Friederike
zauderte. Warum junge Burschen, die sie vielleicht einmal gesehen
hatte, als sie gerade Heu machten oder Rüben stachen, in den Tod
schicken? Was ging Ansbach dieser Krieg an? Was ging sie dieser Krieg
an?
    Kalte Bäder halfen ihr ausnahmsweise nicht weiter. Die
Entscheidung war schwer, aber sie musste schnell getroffen werden.
Prinz Karl von Lothringen, Maria Theresias Schwager, zog bereits gegen
Friedrich.
    Ich bin eine Preußin, sagte sie sich schließlich. Irgendeinen
Sinn mussten der Geiz des Vaters, ihre Verheiratung nach Ansbach und
der Ehrgeiz des Bruders doch haben. Zumindest hoffte sie es.
    Eine Woche später setzten sich dreitausend
junge Männer aus dem Markgrafentum Brandenburg-Ansbach in Richtung
Südosten in Marsch. Die Markgräfin zahlte dem Markgrafen die Subsidien
und kam auch für Uniformen und Verpflegung auf. In den ersten Junitagen
stießen die Bauernburschen zur Armee des preußischen Königs. Gerade
noch rechtzeitig, um etwas gedrillt zu werden und dann bei der Schlacht
von Hohenfriedberg dabei zu sein, wo Friedrich mit einem beispiellosen
Reiterangriff die österreichischen Linien auseinandersprengte. Selbst
der Pfarrer und der Bürgermeister von Schwaningen benutzten

Weitere Kostenlose Bücher