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Falkenjagd

Falkenjagd

Titel: Falkenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Betz
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habe, dass sie mich kaum noch plagen. Ich
sehe auch keine Bisse oder Stiche mehr. Als könnten sie das Wasser
nicht vertragen.«
    Nachdenklich fischte Friederike mit der hohlen Hand im Wasser
herum.
    »Vielleicht kräftigt das kalte Wasser nicht nur unsere Fasern
und strafft die Eingeweide, sondern reinigt uns auch. Wenn man an die
Millionen von unsichtbaren Geschöpfen unter dem Mikroskop von Herrn
Leeuwenhoek denkt, ich meine, könnte es nicht sein, dass man sie mit
Wasser nicht nur in unseren Körper hineinbringen, sondern sie auch
davon fernhalten kann?«
    Caroline mochte diese bohrenden Blicke überhaupt nicht. Mit
welchem Schmarren sich die Markgräfin auch das Leben schwer machte!
Diese Einsamkeit in Schwaningen tat niemandem gut. Sie selbst sehnte
sich dringend nach einem Ball, einem Blindekuh- oder Pfänderspiel,
einem Festessen, bei dem man flirten konnte. Doch vor allem sehnte sie
sich nach einem galanten Mann, selbst wenn sie für ihr Techtelmechtel
mit Villepin hatte büßen müssen. Aber es war schließlich das erste Mal
gewesen, dass etwas schiefgegangen war. Also antwortete sie der
Markgräfin nur mit einem unwirschen »Hm«.
    »Ich überlege, ob man die Kinder im Dorf mit ihren verlausten
Köpfen zwingen sollte zu baden.«
    »Nicht einmal am Hof des Königs von Sachsen badet man.«
    »Deshalb wird mein Bruder die Sachsen auch besiegen.«
    Friederike streckte Caroline die Zunge heraus.
    Während der König von Preußen mit seiner
Armee nach Böhmen vorrückte, um sie aus den Ressourcen seiner Feinde zu
ernähren, und an der oberen Elbe bei Königgrätz wieder auf die Truppen
des Prinzen Karl stieß, erreichte Friederike ein Hilferuf aus
Georgenthal. Im ersten Teil ihres Briefes empfahl ihr die Wünschin, mit
etwas Geld an der Londoner Börse zu spekulieren. Mit tausend Gulden
vielleicht, aber nicht mit mehr. Sie hätte einen sicheren Gewährsmann
dort, der auf ihre Anweisungen handle.
    Auf einem zweiten Blatt folgte die Unglücksbotschaft. Der
Markgraf habe sich, so hätten ihre Spitzel im Schloss gemeldet,
Delphine Vidal, die Tochter eines hugenottischen Strumpfwirkers aus
Schwabach, ins Bett geholt. Nachdem er sich schon damals bei der Zierl
angesteckt habe, fürchte sie jetzt das Schlimmste. Die Franzosenhure
würde ihn sicher verhexen, sich breitmachen und sie und die Kinder ins
Armenhaus bringen. Und das jetzt, wo Eleonore gerade so schön sprechen
könne. Ihre Königliche Hoheit hätte Ihre Freude an dem kleinen Mädchen,
das doch am selben Tag wie Ihre Königliche Hoheit auf die Welt gekommen
war. Was solle sie tun? Welchen Rat könne ihr die Markgräfin geben?
    Viele der Buchstaben waren reichlich krumm ausgefallen. Schon
daran erkannte Friederike, dass es wirklich schlecht um Elisabeth stand.
    Sie selbst hatte nichts von einer Strumpfwirkerstochter
gehört. Trotzdem schickte sie Caroline unter einem Vorwand in die
Residenz. Drei Tage später kam das Freifräulein mit gemischten Gefühlen
zurück. Sie selbst, jawohl, das müsse sie zugeben, habe in Ansbach eine
schöne Zeit verbracht. Es habe wieder einmal Spaß gemacht, Reitzenstein
so richtig scharfzumachen und dann mit dem jungen Bartenberg, der für
seine siebzehn übrigens gut küsse, in eine Kammer zu verschwinden.
    »Und?«
    Im Moment gingen der Markgräfin Carolines amouröse
Schilderungen auf die Nerven.
    »Also, es gibt sie.«
    »Delphine Vidal?«
    »Ja, so heißt sie.«
    »Und weiter?«
    »Er schläft seit sechs Wochen mit ihr und hat ihr einen
Rubinring geschenkt. Sie prahlt beim Gesinde mit ihrer Eroberung, doch
noch muss sie Silber putzen. Jedem erzählt sie, wie und was der
Markgraf gern hat, und führt sich auf wie eine richtige Mätresse. Sie
ist bei weitem keine Schönheit wie die Wünschin, auch nicht so gescheit
und schon gar nicht so anständig. Aber«, Caroline pfiff anerkennend
durch die Zähne, »dieses Mädchen hat etwas, das die Männer verrückt
macht. Sie hat Augen, unverschämt und hervorstehend wie ein Mops, und
ist sonst drall und weich wie eine Pflaume, in die sie sofort
hineinbeißen möchten, weil der Saft so schön spritzt. Kurz gesagt: Sie
ist ein freches kleines Luder, das gefährlich werden kann.«
    Caroline, daran zweifelte Friederike keinen Moment, hatte die
Lage erfasst. Sie musste also handeln. Mein Gott, wie lange hatte sie
mit Charles kein privates Wort mehr gesprochen, aber auch kein böses.
Er ließ sie in Ruhe, behandelte sie mit größter Höflichkeit und
Ehrerbietung, wenn sie sich bei

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