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Falkenmagie

Falkenmagie

Titel: Falkenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katjana May
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Material – Eis? -, aus dem auch die Säulen bestanden, und er schien mit dem Boden verschmolzen zu sein.
    Meine Füße waren taub vor Kälte, als ich zu Ravez hinübereilte und mich neben ihm niederkniete. »Da drin?«, fragte ich und Ravez nickte.
    »Ich möchte ihn nicht berühren«, sagte er. »Kannst du irgendwo eine Öffnung oder eine Schwachstelle finden?«
    Ich hatte schon meine Hand ausgestreckt, als ich hörte, wie Jannis hinter uns scharf die Luft einsog. »Verdammt noch mal, schaut euch das an!«, brachte er erstickt hervor. »Das sind sie, das sind sie alle!« Fassungslos lief er durch den Raum.
    Ich schaute verwundert auf und folgte seinem Blick zur nächstgelegenen Säule und von dort weiter zu den anderen. War mir zuvor schon kalt gewesen, so kroch der Frost jetzt direkt in meine Adern und setzte sich auf meine Brust, ließ mir das Atmen zur Anstrengung werden.
    In jeder Säule ließ sich der Umriss einer Frau erkennen, bleich, leblos, reglos, für ewig erstarrt. Hier waren sie, Ariks Spielzeuge, die ihm keine Freude mehr bereiteten, Trophäen einer unmenschlichen Sammlung, für immer für ihn aufbewahrt. Welche davon war wohl Jannis’ Schwester?
    »Kyra«, drängte Ravez, »der Block!«
    Einen Herzschlag lang war ich hin- und hergerissen, dann legte ich meine Hände auf den Quader und fühlte nach Besonderheiten. Er war eisig und glatt und doch, etwas war darunter, etwas, das matt schimmerte … Ich hörte Jannis haltlos fluchen und bemühte mich, mich auf nichts anderes zu konzentrieren als auf die gefrorene Oberfläche unter meinen Fingern.
    Und dann hatte ich es … eine kleine Aussparung, fast wie ein …»Ravez«, flüsterte ich. »Hier ist ein Schlüsselloch!«
    Wie von selbst fuhr meine Hand in mein Haar und griff nach dem kleinen Schlüssel, den ich dort gut verborgen hatte. »Ich habe ihn im Saum dieses Kleides gefunden«, keuchte ich. »Eine der Frauen muss ihn entdeckt und dort heimlich verborgen haben. Sicher hat sie das mit ihrem Leben bezahlt und sicher war ihr das auch bewusst. Sie hat alles gegeben, damit andere eines Tages diesen Horror beenden können. Und, verdammt noch mal, das werden wir auch!«
    Wütend stieß ich den Schlüssel in die Aussparung und er ließ sich widerstandslos drehen. Fast war es, als ob er nur darauf gewartet hatte, dass wir genau das taten, was wir jetzt gerade machten.
    Der ganze Raum schien den Atem anzuhalten, als die obere Hälfte des Blocks zur Seite glitt und den Blick auf eine rötlich schimmernde Kugel freigab, die darin verborgen ruhte.
    »Was ist das?«, fragte ich staunend, während Ravez trocken auflachte. »Es ist alles«, sagte er leise. »Ariks Macht und auch die meine. Sein Herz, sozusagen, die Quelle, aus der er seine Kraft bezieht. Nicht ohne Grund hat er sie so gut verborgen. Nicht ohne Grund.«
    Er griff nach seinem Anhänger, der zu pulsieren begonnen hatte, als würde er von irgendwoher aufgeladen. Jannis bewegte sich weiterhin zwischen den Statuen umher, als hätte er uns vergessen, und ich schaute wie gebannt, wie der rötliche Schimmer auf Ravez’ Gesicht übersprang und seine Augen zum Glühen brachte.
    Niemand von uns bemerkte, dass wir nicht länger alleine waren. Wir hatten keine Schritte gehört und vielleicht brauchte er die ja auch nicht, konnte auf magische Weise kommen und gehen, doch wir hörten den Schrei, den er ausstieß, der die eisigen Wände zum Zittern brachte und mir das Mark in den Knochen gefrieren ließ.
    Arik.
    Er stand nicht weit von uns entfernt und hatte kaum noch Ähnlichkeit mit dem blassen, dunkelhaarigen, aber durchaus menschlich wirkenden Burgherrn, der mich für seine Sammlung wollte. Jetzt loderte Feuer in seinen Augen, seine Züge wirkten grob und verzerrt, als würde man durch eine lichtbrechende Linse schauen. Die Haare standen ihm vom Kopf ab und ich zweifelte nicht daran, dass sie wie alles andere an ihm mit reiner Magie aufgeladen waren, auch wenn ich selbst sie nicht spüren konnte. Seine Stimme rollte mit der Wucht eines Tsunami über den Boden zu uns heran.
    »Das hätte nie geschehen dürfen und es wird nie mehr passieren. Ich hätte dich damals vernichten sollen, Ravez, doch du allein warst nicht mächtig genug, hier einzudringen und alle magischen Siegel zu sprengen.« Er wandte seinen brennenden Blick mir zu und ich war wie erstarrt vor Furcht. »Du bist es gewesen, nicht wahr? Man hätte dich niemals herbringen dürfen. Wo ist mein kleiner Falkenbote? Bei allem, was hier existiert, ihr

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