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Falkenmagie

Falkenmagie

Titel: Falkenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katjana May
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umfassten, und spürte, wie der Druck erwidert wurde. Wirklich, über was machte ich mir eigentlich Gedanken? Wir hatten eine Mission zu erfüllen.
    Als Ravez plötzlich stehen blieb, wären wir beinah in ihn hineingelaufen. »Hier muss es sein«, flüsterte er und legte seine Hände auf die Wand. Umrisse zeichneten sich ab, eine feine Linie, die die Mauer dazwischen durchscheinend werden ließ. Ravez lauschte auf etwas Unhörbares, dann schlüpfte er hinaus und bedeutete uns, ihm zu folgen.
    Atemlos taten wir, wie geheißen, und schauten uns draußen hastig um.
    Wir befanden uns in einem Teil der Burg, der nahezu verlassen dalag – düster und aus grobem Stein wie der Rest, doch mit einer doppelflügeligen Tür ganz in der Nähe, die vollkommen mit goldenen Ornamenten und Symbolen bedeckt war.
    »Dort geht es zu Ariks Bereich«, erklärte Ravez. »Die Tür ist mit so starken Bannsprüchen gesichert, dass es nicht nötig ist, Wachen aufzustellen. Jeder, der sie auch nur berührt, würde sofort in Flammen aufgehen.«
    »Jeder aus einer magischen Welt«, bemerkte ich fröstelnd. »Dafür habt ihr mich gebraucht? Mir können die Zauber nicht schaden?«
    Ravez nickte. »Jannis, könntest du nachschauen, ob auch wirklich niemand drinnen ist? Ich möchte Kyra nicht in eine Falle laufen lassen.«
    Mit einer einzigen fließenden Bewegung ließ Jannis mich los, drehte sich halb und wurde zum Falken, der den Gang hinunter zur nächsten Fensteröffnung schoss. Er verschwand und ließ uns unruhig zurück. Die Kälte des Steinfußbodens zog durch meine bloßen Füße hoch bis unter den Saum meines Kleides, das längst nicht mehr so weiß war wie noch vor wenigen Stunden. Es schien mir wie eine Ewigkeit, bis der Falke wieder zurückkehrte und sich in einen Mann zurückverwandelte.
    »Ich habe durch alle Fenster gespäht, die ich gefunden habe – es scheint niemand da zu sein«, keuchte er.
    »Dann bist jetzt du dran«, wandte sich Ravez an mich. »Öffne die Tür für uns und zerstöre damit den magischen Riegel. Rasch!«
    Mit gemischten Gefühlen trat ich vor, bis ich vor dem Türblatt stand. Die goldenen Linien schienen zu pulsieren – nein, so durfte ich nicht denken. Sie konnten mir nichts anhaben, wenn ich nicht daran glaubte! Es waren nur Ornamente, nichts weiter.
    Kunstvolle, goldene Ornamente.
    Ich drückte gegen die Türflügel und sie schwangen lautlos nach innen. Mein Herz klopfte, als ich vorsichtig weiterging, einen Fuß vor den anderen setzte. Hinter mir hörte ich die anderen folgen.
    Wir befanden uns in einem weiten Raum, der mit Fellen fremdartiger Kreaturen ausgelegt war und in der Mitte ein gewaltiges Bett aufwies. Truhen verschiedenster Größe standen an den Wänden, ein Tisch mit Sitzhockern in der Nähe. Schmale Türen führten zu angrenzenden Zimmern, die nur von hier aus betreten werden konnten. Ich blickte unsicher zu Ravez hinüber.
    »Was machen wir hier eigentlich? Suchen wir nach etwas? Und gibt es weitere magische Fallen?«
    Ravez’ Blick war unergründlich, als er aus den Falten seines Gewandes den rot glühenden Anhänger hervorzog, den ich schon bei Jannis gesehen hatte. »Wir suchen den Stein, zu dem das hier passt. Er wird ihn gut verborgen haben, aber er ist hier, ich kann ihn fühlen. Mein Anteil will zu ihm zurück.«
    Er konzentrierte sich und schaute sich um. »Kyra, die Tür da vorn, bitte.« Dabei deutete er auf eine kleine Pforte in der Nähe der Fensteröffnungen, hinter denen dasselbe diffuse Nichts wartete wie überall in der Burg.
    »Aber da ist doch nur eine Wand …« Jannis verstummte, als ich an ihm vorbeieilte und meine Hand auf den polierten Griff legte. Auch diese Tür glitt widerspruchslos auf und wir schlüpften rasch hindurch.
    Das Erste, was ich wahrnahm, war die Kälte, die hier herrschte, und ein Gefühl von Leere und Weite, die in den anderen Räumen so nicht da gewesen war. Die Decke schien höher, die Wände weiter entfernt zu sein, als es objektiv überhaupt möglich war, und der ganze Raum war leer bis auf einige Säulen, die scheinbar wahllos angebracht worden waren. Sie wirkten wie aus Eis oder Glas.
    »Bist du sicher, dass es hier ist?«, flüsterte ich und der Raum trug meine Worte mit sich fort und verwehte sie wie Wölkchen unter der Decke. Mir lief ein Schauer über den Rücken, doch Ravez antwortete nicht und bewegte sich weiter auf die Mitte des Raumes zu, als wäre ich gar nicht anwesend. Ich erkannte dort einen rechteckigen Block aus demselben

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