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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gefühl der Vertrautheit, aber er konnte es nicht zuordnen.
     

     
    Die Doppelfinsternis war vorüber. Befreit zog der Silbermond friedlich weiter durch den Nachthimmel, als hätte nichts seine Bahn gestört. Die meisten Beobachter im Zitadellengarten fühlten sich erleichtert und machten sich müde auf den Heimweg. Doch für Alduin war an Schlaf nicht zu denken. Er verabschiedete sich von den Leuten im Garten, sprach aber mit niemandem außer Erilea über seine Vision und die Vorahnung.
    »Warum erzählst du es nicht Melethiell?«, fragte sie.
    Alduins Blick war in eine unbestimmte Ferne gerichtet. »Das hätte wohl keinen Zweck, denke ich. Wir werden ohnehin nicht lange warten müssen. Die Zeit ist gekommen. Die Finsternis hat etwas in Gang gesetzt und bald wird alles offenbar.«
    »Alduin, du jagst mir Angst ein«, sagte Erilea entsetzt, ärgerlich darüber, ihm das eingestehen zu müssen. »Es ist, als ... ich weiß nicht ... als kämen deine Worte aus einem uralten Geheimnis oder aus einer von Meister Torms düsteren Prophezeiungen ...«
    Alduin lächelte verunsichert und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern: »Ich ... ich kann nicht sagen, woher die Worte kommen. Ich weiß nur, dass ich sie nicht zurückhalten kann. Aber mach dir keine Sorgen. Bete zu Emo und Gilian, sie mögen ihre Hände über mich halten. Dann wird alles gut werden.«
     
    Alduin brachte Erilea in ihr Quartier zurück, nachdem er ihr mehrmals versichert hatte, dass sie nichts mehr für ihn tun könne. Er zog sich in den verlassenen Bogenschützenhof zurück und verbrachte dort die restlichen Stunden der Nacht. Ruhelos ging er auf und ab. Seine Nerven waren so gespannt wie die Saiten eines Instruments: eines Instruments der Götter, dachte er müde. Der einzige Trost war, dass das Jucken und Brennen an seinem Armgelenk plötzlich und ohne weitere Behandlung aufgehört hatte. Als er die Binde abwickelte, stellte er verblüfft fest, dass die Wunden nicht mehr eiterten und die Rötungen deutlich abgeklungen waren. Wie war das möglich? Hatte es eine Bedeutung? War es ein Zeichen wie die Ruhe vor dem Sturm? Müde, wie er war, fand er keine einleuchtende Erklärung.
    Die Dämmerung setzte früh ein. Alduin wusste, dass in der Küche schon gearbeitet wurde, so ging er hinüber, um sich einen Becher mit heißem Calba zu holen, der seinen vor Erschöpfung und Kälte zitternden Körper aufwärmen würde. Danach versorgte er Rihscha mit ein paar Brocken Fleisch, die er einer der Köchinnen abgeschwatzt hatte. Doch er wusste, dass er sich nur die Zeit vertrieb, dass er auf einen entscheidenden Moment wartete, der unmittelbar bevorstand und alles erklären würde.
    Und endlich kam der Moment: Sivella kehrte zurück. Sie fand Alduin im Hof und sie überbrachte eine Botschaft von Rael.
    Der Brief war in aller Eile geschrieben worden, eine Mischung von Runen und hastig gekritzelten Symbolen. Was er befürchtet hatte, war eingetreten, und die Furcht schüttelte seinen Körper, als er die Mitteilung entzifferte: Kirstie war erneut verschwunden, doch dieses Mal nicht allein. Dieses Mal war Malnar bei ihr.
    »Malnar, was hast du getan!«, schrie Alduin laut, als könne er den Onur mit seiner Stimme erreichen.
    Doch keine Antwort kam. Nur der Verdacht, der in Alduin zu keimen begonnen hatte, schlug jetzt Wurzeln. Alduin lächelte traurig: Der ernste, einsame, enttäuschte Wahrheitssucher war den geschickten, listigen Launen einer gefährlichen Frau zum Opfer gefallen.
     
    Alduin lief sofort zum Ratsgebäude, um Melethiell die Botschaft zu überbringen. Er war nur mäßig erstaunt, sie so wach und frisch anzutreffen, als sei es helllichter Tag. Doch ihre Augen weiteten sich entsetzt, als sie Raels Botschaft las.
    »Das ist es«, murmelte sie und bestätigte damit Alduins unheilvolles Gefühl. Beim ersten Verschwinden der Nebelsängerin hatte sie sich zwar Sorgen gemacht, war aber zuversichtlich gewesen, dass sich am Ende alles erklären würde. Doch dieses Mal wirkte sie erschüttert und verstört; sorgenvolle Zweifel spiegelten sich auf ihrem Gesicht, als sie schließlich zu Alduin aufblickte.
    »Das ist es«, wiederholte sie. »Jetzt haben wir es mit wirklicher dunkler Magie zu tun, die sich gegen die Zauberkraft der Elben stellt. Ich spüre sie, aber ich weiß nicht, von wem sie ausgeht.«
    »Ich fürchte, Malnar hat sich zu sehr in seine Suche nach Wissen und Verstehen gestürzt. Vielleicht hat er sich dazu verleiten lassen, sich mit Geheimnissen

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