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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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weiterziehen zu müssen.«
    »Nymath wird ganz anders sein, wenn die Elben nicht mehr hier sind«, sagte Rael, der gerade zurückgekommen war und Celeberins letzte Worte gehört hatte.
    »Alle Dinge ändern sich im Laufe der Zeitalter. Doch die Zauberkraft der Elben wird noch bestehen, wenn wir längst nicht mehr hier sind.«
    Das Gespräch verstummte und kurz darauf erreichten sie den Ort, den Bardelph als Lagerplatz für die Nacht vorgeschlagen hatte. Überrascht stellte er fest, dass viel mehr Leute als erwartet hier ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Deshalb zogen sie ein Stück weiter am Bach entlang, bis sie einen ruhigen Platz am Rande eines kleinen Waldes fanden.
    »Hervorragend, ganz hervorragend«, lobte Malnar. »Könnte nicht besser sein. Wir haben Wasser, wir haben den Schutz der Bäume und dennoch freien Blick auf den Himmel über uns.«
    Schon nach kurzer Zeit hatte Bardelph ein großes Lagerfeuer angezündet und hängte den Kessel darüber, in dem Aranthia einen kräftigen Wurzeleintopf zubereitete. Die Katauren erkundeten die Umgebung und positionierten sich in Abständen rund um die Reisegruppe, die Gesichter nach außen gewandt. Sie redeten nur wenig, etwa um sich für das Essen zu bedanken, das die anderen ihnen brachten.
    Die Augen aller wanderten immer wieder zum Mond hinauf. Noch leuchtete er unbeirrbar hell. Doch gerade als sie mit dem Essen fertig waren und die Reste beiseite räumten, sprang Malnar auf und deutete aufgeregt zum Himmel.
    »Schaut!«, rief er. »Es beginnt! Seht ihr es?«
    Zuerst konnte niemand erkennen, was er meinte. Doch dann begann sich eine Seite der silbernen Scheibe sehr langsam zu verdunkeln. Es war kein deutlicher Schatten, der sich über den Mond schob, wie alle erwartet hatten, sondern eher ein unscharfer Fleck, der sich immer weiter ausbreitete. Gebannt starrten sie zum Himmel. Ein Schauder der Ergriffenheit lief durch die Gruppe, und wenn sie überhaupt miteinander sprachen, so flüsterten sie ehrfurchtsvoll.
    »Wie ein Vorhang, der vor ein hell erleuchtetes Fenster gezogen wird«, sagte Aranthia zu Bardelph und Celeberin.
    »Die Farbe erinnert mich an einen Bernstein, den ich einmal gefunden habe«, meinte der Raide.
    »Nam á ri ë Celeb Ithil«, murmelte der Elb mit vor Rührung brechender Stimme.
    Selbst die nüchternen Katauren waren beeindruckt, als sich der tiefe, aber doch durchscheinende Schatten immer weiter ausdehnte. Zuerst bemühten sie sich ihren Wachdienst nicht zu vernachlässigen. Doch das Wunder, das sich am Himmel abspielte, zog sie bald ebenso in seinen Bann. Vor ihren Augen begann sich der Mond zu verändern - über die eisblaue silberne Scheibe floss Honigfarbe, vermischt mit aschgrauen Streifen. Immer weiter kroch der Schatten über den Mond, und je weiter er wuchs, desto unterschiedlicher erlebten sie das Geschehen. Manche empfanden es als unangenehm, da es sie an wuchernden Schimmel oder an eine Krankheit erinnerte, die einen gesunden Körper befiel; andere erkannten die Schönheit der Veränderung und waren doch zugleich traurig, weil der Silbermond von dem Schatten überwältigt wurde. Wieder andere verspürten leise Furcht, eine Andeutung oder den Verdacht einer nahenden Gefahr, die wie eine Warnung in ihnen aufstieg. Wie auch immer die Beobachter die Finsternis wahrnahmen, so war doch offensichtlich, dass niemand unbeeindruckt blieb.
    Als sich die Finsternis ihrer Vollendung näherte, nahm die Mondscheibe allmählich eine rötliche Farbe an.
    »Als ob darin ein Feuer entstanden ist, das jetzt an die Oberfläche steigt und den Mond aufzufressen und zu vernichten droht«, flüsterte Silya angstvoll. Unwillkürlich griff sie nach Raels Arm und war auf einmal dankbar für sein unerschütterliches Wesen.
    Jetzt war die Mondfinsternis vollständig. Die Scheibe hatte sich blutrot verfärbt, eine Farbe, die selbst bei den stärksten Gemütern Unbehagen auslöste. Die Gruppe wurde plötzlich von Angst überwältigt, als sei aller Glaube sinnlos geworden und als läge die Zukunft wie ein drohender Alptraum vor ihnen. Alle hatten Tränen in den Augen, als der Mond wie ein sterbendes Wesen anscheinend hilflos am Nachthimmel hing.
    Ein weißer Streifen erschien und verkündigte die Hoffnung und das Versprechen eines hellen Morgens. Den Beobachtern entschlüpfte ein unüberhörbarer Seufzer der Erleichterung. Doch das Erlebnis hatte sie verwirrt. Jeder suchte, ohne viel zu reden, seinen Platz. Sie legten sich hin und schliefen schnell

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