Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken
schwangen sich gleichzeitig in die Lüfte und flogen in nördlicher Richtung davon.
»Eigentlich müssten wir den Falken zu Fuß folgen«, meinte Rael besorgt. »Falken allein können nichts unternehmen, wenn sie die beiden erspähen.«
»Ich weiß«, gab Alduin zu. »Vermutlich wird der Hohe Rat Soldatentrupps losschicken, sobald sie dazu bereit sind. Hoffentlich lassen sie uns mit ihnen ziehen.«
»Wir Wunand sind schneller als die meisten anderen, die Katauren-Reiter vielleicht ausgenommen«, warf Silya ein. »Ich hoffe, sie vergessen nicht unsere Fähigkeiten zu nutzen.«
Meister Calborth und Bardelph eilten herbei, gefolgt von den Jungfalknern und ein paar älteren, die sich zufällig in der Stadt aufhielten.
»Silya«, sagte Calborth, »melde dich sofort bei deinen Anführerinnen. Alduin und Erilea - Melethiell möchte euch beide jetzt gleich noch einmal sprechen. Und ihr anderen: Hört mir jetzt genau zu. Hier ist mein Plan ...«
Alduin und Erilea liefen schon los und hörten deshalb Calborths Anweisungen nicht mehr. In der Bibliothek fanden sie Melethiell und Celeberin ins Gespräch vertieft. Die beiden jungen Leute blieben achtungsvoll an der Tür stehen und beobachteten die Elben. Es war offensichtlich, dass sie miteinander sprachen, obwohl keine Worte über ihre Lippen zu kommen schienen.
Nach einiger Zeit neigte Celeberin kurz den Kopf und stand auf. Beim Hinausgehen lächelte er Alduin und Erilea kurz zu. Melethiell winkte die beiden zu sich.
»Danke, dass ihr so schnell gekommen seid«, begann sie. »Bitte setzt euch. Kann ich euch eine Erfrischung anbieten?«
Erst als er sich setzte, merkte Alduin, wie müde er war. Seit der Ankunft von Raels Mitteilung hatte er sich keinen Augenblick Ruhe gegönnt; jetzt ließ seine Kraft nach. Der Gedanke, sich einfach hinzulegen und zu schlafen, schien verführerisch. Doch dafür war jetzt nicht der richtige Moment.
»Irgendetwas, das mich wach hält«, antwortete er mit gezwungenem Lächeln. Erilea nickte zustimmend.
Melethiell klatschte in die Hände und zwischen den Bücherschränken öffnete sich eine Tür. Ein junges Mädchen trat ein und knickste.
»Bitte bringe drei Becher mit warmem loth peich«, sagte Melethiell freundlich. Das Mädchen nickte und ging.
»Loth peich kann man mit Blütensaft übersetzen«, erklärte sie ihren Besuchern. »Doch er enthält weit mehr als nur Blüten. In ihm ist die ganze Natur unserer Waldheimat gefangen - versüßt mit Honig.«
»Ich weiß«, sagte Erilea, »wir haben es schon einmal getrunken, nachdem wir Kirstie aus der Tunnelhöhle befreit hatten ...«
Der Name der Nebelsängerin trug sie in die düstere Wirklichkeit zurück.
»Das Getränk wird gleich serviert. Inzwischen sprechen wir über unsere Pläne«, begann Melethiell. »Katauren-Reiter suchen in Kleintrupps von drei oder vier Soldaten nach Kirstie. Jede Gruppe hat einen Falkner bei sich. Weil sie zu Pferd unterwegs sind, werden sie sich an die breiteren Pfade und die offenen Ebenen halten müssen. Wunand-Amazonen und Onur schicken wir in die Wälder, auch von ihnen hat jede Gruppe einen Falkner bei sich.«
Alduin wurde immer aufgeregter. Er war fast sicher, dass sie ihn ebenfalls mit einem der Suchtrupps hinausschicken würde. Doch ihre nächsten Worte zeigten, dass er sich irrte.
»Ein paar Falkner müssen in der Stadt bleiben und ihre Falken von hier aus suchen lassen«, sagte sie und blickte Alduin an. »Sie sollten Denkbotschaften überbringen können, weil das Zeit erspart, wenn Malnar und Kirstie gefunden werden. Ich möchte, Alduin, dass du das alles überwachst. Ich glaube, Meister Calborth hat schon einige deiner engeren Freunde gebeten in der Stadt zu bleiben.«
Ein wenig enttäuscht schloss Alduin die Augen und verband sich für kurze Zeit mit Rihscha. Der Falke flog zusammen mit Sivella gerade auf die Lagerstätte zu, an der das Unglück seinen Anfang genommen hatte. Während Alduin mit Rihscha flog, blieben Melethiell und Erilea still sitzen. Die Dienerin brachte eine Silberkaraffe mit drei Bechern auf einem Tablett. Melethiell bedeutete ihr, dass sie selbst die Getränke einschenken würde, und das Mädchen verließ geräuschlos den Raum.
Wenig später öffnete Alduin die Augen.
»Rihscha und Sivella folgen einer schwachen Spur, die tiefer in den Wald führt. Sie kommen nur langsam vorwärts, weil sie in dem dichten Wald nicht so gut fliegen können und der Nebel noch zwischen den Bäumen hängt.«
Melethiell nickte und goss
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