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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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erzählen.«
    »So bald schon!«, rief Alduin, ohne zu ahnen, dass er wie ein Echo seiner Mutter klang.
    »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Du wirst so viel zu tun haben, dass du glatt vergessen wirst, jemals an einem anderen Ort gelebt zu haben«, meinte Calborth. »Deine Mutter wohnt ganz in der Nähe und du wirst sie bald wieder sehen.«
    Alduin nickte; Aranthia und Bardelph blickten ihn aufmunternd an. Er sah auf den jungen Falken in seiner Hand und wurde plötzlich von seltsam starker Zuneigung gepackt. Es war, als hätte Rihscha, obwohl er schlief, seine innere Verwirrung gespürt und wollte ihn wissen lassen, dass er nichts zu befürchten habe.
    »Dort steht ein leerer Käfig, in den wir Rihscha vorerst setzen können«, fuhr Calborth fort. »Hier ist er in Sicherheit und ich werde ihn füttern, bis du zurückkommst.«
    »Aber ich ... danke, Meister. Ich weiß, dass er hier sicher ist ...«, sagte Alduin noch etwas zögernd.
    Sie setzten Rihscha in den Käfig und schlossen leise das Türchen. Calborth klopfte dem Jungen auf die Schulter und schob ihn sanft zu seiner Mutter. »Rihscha wird sich hier wohl fühlen. Geh jetzt mit deiner Mutter und pack deine Sachen!«
     

     
    Bardelph wollte noch mit seinem früheren Lehrmeister reden, also gingen Aranthia und Alduin allein zum Gasthof zurück. Auf dem Weg sprachen sie kein einziges Wort. Sie hätten sich so viel zu sagen gehabt, wussten aber nicht, womit sie anfangen sollten. Wie hätten sie die tiefe Liebe in Worte fassen können, die sie füreinander empfanden? Und wie die seltsame, unbestimmte Ahnung voreinander verheimlichen, die sich beiden aufdrängte, wenn sie an die Zukunft dachten?

5
     
    Bei Sonnenuntergang warf sich Alduin die Tasche über die Schulter und machte sich auf den Weg zur Falknerei. Er hatte sich schon im Gasthof von seiner Mutter verabschiedet, weil er das nicht vor aller Augen im Falkenhaus tun wollte. Auf dem Weg zur Zitadelle dachte er an den Nachmittag, den er mit seiner Mutter verbracht hatte. Erst beim Mittagessen hatten sie allmählich wieder miteinander zu reden begonnen, Erinnerungen an ihr bisheriges Leben ausgetauscht, an die Wälder und das Gebirge, an den Fluss, der zu jeder Jahreszeit anders aussah - es war eine wunderbare, friedvolle Zeit gewesen. Und nun war in wenigen Tagen alles anders geworden. Was ihnen zeigte, dass man jeden Moment bewusst genießen und nichts als selbstverständlich hinnehmen sollte.
    So kamen sie auf die jüngsten Ereignisse zu sprechen. Obwohl ihnen alles noch sehr unsicher erschien, spürten sie, dass sich ein gewisses Muster abzuzeichnen begann, dass etwas geschah, das ihnen vom Schicksal vorherbestimmt war. Konnte es denn bloßer Zufall gewesen sein, dass Bardelph genau in dem Augenblick vorbeigekommen war, als sie das Haus verließen? War der Diebstahl von Rihscha eine Nebenepisode, die den Raiden veranlassen sollte weiter mit ihnen nach Sanforan zu reisen? Im Rückblick konnten sie sich nicht vorstellen, wie sie ohne ihn hätten zurechtkommen sollen. Doch jetzt schien es, dass seine Rolle in ihrer Geschichte zu Ende war; sogar Aranthia würde in Alduins Leben in den Hintergrund treten, sobald er in die Falknerei eingezogen war. Aber sie hatte ihm versprochen, wenigstens noch so lange in der Stadt zu bleiben, bis Rihscha flügge geworden war, und auch Bardelph hatte angedeutet, dass er noch eine Weile in der Nähe bleiben wolle. Das gab dem Jungen das beruhigende Gefühl, dass er nicht völlig allein sein würde.
    Zögernd trat er kurz darauf in die Bruthalle. Sie war voller junger Raiden, die alle ein paar Winter älter schienen als er selbst; alle waren eifrig damit beschäftigt, ihre Küken zu füttern. Calborth stand in einer Ecke, die Hände hinter dem Rücken, und beobachtete sie aufmerksam. Ab und zu gab er einzelnen Jungen Ratschläge. Als er Alduin erblickte, der an der Tür stehen geblieben war, winkte er ihn zu sich.
    »Habe Rihscha bereits gefüttert, bevor die Jungen kamen«, sagte er mit seiner leisen, brummenden Stimme. »Wird besser sein, wenn ich dich allein vorstelle, ohne deinen Falken!« Er wandte sich zu den anderen Jungen. »Alle mal herhören!«, rief er. »Kommt zu mir, wenn ihr fertig seid!«
    Die jungen Falkner setzten ihre Vögel in die Käfige zurück und versammelten sich im Halbkreis um den alten Falkenmeister. Es herrschte diszipliniertes Schweigen. Sie betrachteten Alduin neugierig.
    Calborth räusperte sich und sagte: »Das hier ist Alduin. Er kommt aus den

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