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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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er.
    Im selben Moment kam seine Mutter von draußen herein. Sie hielt ein gerade geschlachtetes Huhn in der Hand, legte es auf das Hackbrett und machte sich daran, es zu zerlegen.
    »Wir brauchen frisches Fleisch«, erklärte sie. Sie nahm die Innereien heraus, zerkleinerte sie sehr fein und häufte sie auf einen Teller.
    »Mutter, das Ei hat einen Sprung, ich glaube, das Junge schlüpft gleich!«
    »Ja, das glaube ich auch. Aber du musst versuchen ganz ruhig zu bleiben, sonst verängstigst du es.«
    »Ruhig bleiben? Wie denn? Und was ist, wenn etwas schief geht?«
    Alduins Mutter wusch sich die Hände, trocknete sie an ihrer Schürze und fuhr ihrem Sohn liebevoll mit den Fingern durch seine dichten dunklen Locken. Dabei blickte sie ihm tief in die Augen.
    »Du bist erwählt und es wird alles gut gehen. Glaube es mir!«
    »Erwählt? Was meinst du damit?«
    »Jetzt ist nicht genug Zeit, um es dir zu erklären. Vertraue mir!«
    Seine Mutter hatte offenbar nicht die Absicht, ihm mehr zu erzählen. Also atmete er tief ein, beruhigte sich allmählich und wandte sich wieder dem Ei zu. Es schaukelte nun gleichmäßig hin und her; ein zweiter haarfeiner Riss zog sich an einer Seite entlang. Alduins Mutter stellte den Teller mit den Innereien sanft auf den Boden neben das Ei. Plötzlich platzte es wie durch eine kleine Explosion auf und das Falkenjunge begrüßte seinen ersten Tag mit einem lauten, kräftigen Krächzen. Völlig gebannt kauerte Alduin vor ihm und betrachtete das erstaunliche Bild. Das Daunenkleid des Kükens war feucht und klebte an seinem Körper, aber es blickte voller Selbstvertrauen um sich. Es schien sich zu freuen, auf der Welt zu sein, und sein winziges Köpfchen richtete sich zu ihm auf, als wollte es den Jungen mit gleicher Neugier betrachten.
    Alduin fuhr erschrocken zurück.
    »Rihscha?«, fragte er und schaute seine Mutter verwirrt an. »Er heißt Rihscha?«
    »Wenn er es sagt«, nickte sie. »Sieh nur, er öffnet den Schnabel. Gib ihm ein wenig Fleisch und sprich zu ihm, während du ihn fütterst. Aber du darfst ihn auf keinen Fall berühren.«
    Alduin fand keine Zeit, zu fragen, woher sie das alles wusste. Rihscha zog mit einem ungeduldigen Schrei alle Aufmerksamkeit auf sich. Alduin fütterte das Küken mit winzigen Stückchen der Innereien. Mittlerweile entfernte seine Mutter äußerst vorsichtig die Eierschalen aus dem Nest und legte sie zum Trocknen auf den Fenstersims.
    »Pulverisierte Falkeneierschalen stärken die Knochen«, murmelte sie vor sich hin, als erinnerte sie sich plötzlich an uraltes Wissen.
    Rihscha fraß ein wenig, setzte sich bequem zurecht und schlief sofort ein.
    »Siehst du, sein Kropf ist voll«, erklärte die Mutter. »Sobald er das verdaut hat, wird er mehr haben wollen.«
    Sie ging hinaus; Alduin säuberte den Boden rings um das Nest und stellte Rihschas Futter in einen kühlenden Tonkrug. Dann trat er vor die Tür und suchte nach seiner Mutter. Er fand sie auf der einfachen Holzbank neben der Anlegestelle am Fluss. Sie winkte ihn zu sich. Lange Zeit saßen sie nebeneinander, blickten in das vorbeifließende Wasser, auf dessen Oberfläche sich die Sonne spiegelte, sodass Lichtstrahlen in alle Richtungen blitzten. Der Strom floss still dahin, als wäre ihm bewusst, dass nun etwas Wichtiges zu erzählen war.
    »Mutter, hast du auch einen Namen?«, fragte Alduin plötzlich in die Stille. »Ich meine, einen anderen Namen als nur Mutter?«
    Sie nickte und lächelte, doch ihre Augen waren traurig. »Nun ja ... vor langer Zeit wurde ich Aranthia genannt.«
    »Aranthia«, wiederholte Alduin. Er sah sie fragend an und wartete geduldig, bis sie weiterredete.
    »Aranthia ... das war alles eine ganz andere Welt, Alduin, oder jedenfalls ein ganz anderes Leben als das hier. Was willst du wissen? Womit soll ich beginnen?«
    Alduin grinste aufmunternd. »Mit dem Anfang vielleicht?«
    Sie lachte. »Hm, gute Idee. Aber das wäre dann vor sehr langer Zeit, bevor du auf die Welt kamst und sogar bevor ich auf der Welt war. Ich glaube, es ist besser, wenn ich mit meiner Geburt beginne, und dann sehen wir weiter.«
    Sie schwieg eine Weile und schloss die Augen, während sie sich von ihrer Erinnerung in längst vergessene, verdrängte Zeiten tragen ließ.
    »Ich wurde als Kind einer Wunand-Familie geboren, die in Sanforan lebte«, begann sie schließlich.
    »Wunand? Sanforan? Was bedeutet das alles?«, fragte Alduin.
    »Hast du vor mich ständig zu unterbrechen? Aber du hast Recht, es wird

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