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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie sein.«
    Die letzte Bemerkung half vielen über ihre Enttäuschung hinweg, aber ein paar Jungen gaben dennoch wütende Kommentare von sich. Inzwischen hatten sich Meister Torm und Meister Lotan auf den Treppen der Halle zu Calborth gesellt. Alduin war nicht sonderlich überrascht, dass sich Lotan sofort einmischte. Er wandte sich zwar an den Falkenmeister, aber er sprach so laut, dass es alle hören konnten.
    »Meister, ist es wirklich eine gute Idee, Rihscha fliegen zu lassen? Schließlich ist er ein Wildfang und Alduin hat ... nun ja, ihr wisst schon ... Schwierigkeiten ...«
    Alduin schoss das Blut ins Gesicht - eine Mischung von Scham und Wut, die er nicht verbergen konnte. Er wollte gerade laut widersprechen, als er bemerkte, dass einige seiner Mitschüler zustimmend nickten. Doch Calborth sprach, bevor Alduin protestieren konnte.
    »Rihscha bekommt seine Chance, genau wie die drei anderen, und wir können nur hoffen, dass es einer von ihnen bis zu den Elben schafft.«
    »Ja, aber mir scheint ...«, warf Lotan ein.
    »Ich bin hier der Falkenmeister. Ich treffe die Entscheidung! Ein wahrer Falkner muss über kleinlichen Eifersüchteleien und Streitereien stehen! Er muss so edel sein wie sein Vogel!«
    »Selbstverständlich.« Lotan verneigte sich achtungsvoll mit der Hand auf der Brust. »Bitte entschuldigt, dass mich meine Sorge be- wog, mich einzumischen.«
    Alduin kostete es unglaubliche Anstrengung, seine Wut hinunterzuschlucken. Zugleich musste er sich aber eingestehen, dass Meister Calborth großes Vertrauen in ihn setzte. Lotan hatte bestimmt gewusst, dass der Falkenmeister seine Entscheidung nicht widerrufen würde; Alduin ahnte, dass es dem Lehrer nur darum ging, Zwietracht zwischen ihm und den übrigen Jungen zu säen. Also war es wohl besser, den Mund zu halten. Schließlich war es nicht seine Schuld, dass sich Twith und seine Freunde gegen ihn stellten. Er konnte nur hoffen, dass die Jungen auf der langen Reise nach Lemrik genügend Ablenkung finden und ihre Verbitterung vergessen würden.
     
    Die Falken wurden ausreichend gefüttert, um den ersten Teil des Fluges gut zu überstehen, aber nicht so viel, dass es ihren Flug behinderte. Die Jungen wurden gewarnt, dass ihre Vögel unterwegs jagen mussten und dass sie sich innerlich auf dieses Erlebnis vorbereiten und einstellen sollten. Wenn einer der Jungen spürte, dass sein Falke Probleme hatte, sollte er seinen Vogel sofort zurückrufen.
    Für die vier Falken, die nach Fürst Merdith suchen mussten, hatte Meister Torm kleine Briefrollen geschrieben, die fest an einen ihrer Fänge gebunden wurden. Calborth führte die Jungfalkner zu einem kleinen, eingezäunten Garten an der höchsten Stelle der Zitadelle. Hier, inmitten von Kräutern, Pflanzen und Büschen, die rund um einen alten Purkabaum wuchsen, standen Steinbänke. Dort sollten sie sitzen, solange sie ihre Falken auf der ersten Wegstrecke begleiteten. Später, wenn sie sich überzeugt hatten, dass der Flug störungsfrei verlief, würden sie in die geschäftigen und lärmenden Straßen und Gassen der Stadt zurückkehren können. Aber für den Beginn eines so wichtigen Flugs war der stille und friedliche Garten genau der richtige Ort. Der Falkenmeister gab ihnen noch letzte Anweisungen, bevor sie die Vögel aufsteigen ließen.
    »Der Wind steht auflandig vom Meer her, das hilft den Falken auf ihrem Flug zum Pandarasgebirge. Lasst euch von der Sonne leiten, wie es euch Meister Torm beigebracht hat. Zuerst direkt nach Norden bis Lemrik, dann ein Grad Nordost für die vier Botenfalken. Haltet nach dem Imlaksee Ausschau. Nicht zu übersehen - eine sehr große Wasserfläche, die genau in der Mitte des Gebiets liegt, in dem ihr den Fürsten finden sollt.«
    Ohne weiteres Gerede suchte sich die Jungen stille Plätze im Garten, hoben die Fäuste mit den Handschuhen und schickten die Falken auf die Reise. Mit Leichtigkeit verbanden sie sich mit den Vögeln und flogen mit ihnen. Viele Leute in der Stadt hielten inne und sahen erfreut den vielen Falken nach, die über die Dächer hinwegflogen. Die Schreie der Vögel, das Flügelschlagen, die Sonne, die auf ihrem Gefieder glitzerte: Konnte es an einem herrlichen Frühlingstag etwas Schöneres geben? Wer hätte sich bei diesem Anblick nicht gewünscht ein Raiden-Junge zu sein und an diesem einmaligen Erlebnis teilhaben zu dürfen? Es war die einzige Möglichkeit für einen Menschen, zu fliegen. Bald waren die Vögel außer Sichtweite, und als sich die

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