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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ferne, in eine andere Welt.
    »Jeden Tag passiert etwas ganz Alltägliches und trotzdem ist es mysteriös: Warum bläst der Wind? Du kannst ihn nicht sehen, kannst nur seine Wirkung an den Dingen beobachten, die er berührt. Wer setzt den Wind in Gang? Und woher bekommt er seinen Antrieb? Kann ich die Luft bewegen und Wind verursachen? Warum nicht? Schau doch: Wenn ich meine Hand vor der Kerzenflamme wedle, fängt sie an zu flackern: Also bewege ich die Luft. Wäre es wohl möglich, die Kraft, die ich für die Handbewegung brauche, von meinem Gehirn über meinen Arm und durch meine Hand weiterzuleiten, sodass die Flamme zu flackern anfängt, ohne dass ich meine Hand bewege?« Er brach ab und kam wieder in die Wirklichkeit zurück. »Lege mal deine Handflächen aufeinander«, sagte er. Alduin dachte schon, er hätte das Thema gewechselt, aber dem war nicht so. »Und jetzt ziehe sie langsam auseinander. Versuche, die Energie zu fühlen! Schließe die Augen, wenn es dir dadurch leichter fällt! Spürst du etwas?«
    Alduin folgte seinen Anweisungen und stellte erstaunt fest, dass er etwas spürte, wenn auch nur sehr schwach.
    »Es fühlt sich ... wie eine Art Polster an. Als ob zwischen meinen Händen ein unsichtbares Kissen wäre.«
    »Genau!«, rief Malnar. »Das ist die Kraftquelle und ich bin überzeugt, dass wir sie einfangen und nutzen können. Oder besser gesagt: Ich weiß, dass wir das können. Ich habe nämlich schon ein paar interessante und erfolgreiche Versuche durchgeführt und ich ...«
    Er brach plötzlich ab, als ihm klar wurde, dass er sich von seiner eigenen Begeisterung mitreißen ließ und vielleicht schon mehr verraten hatte, als er sollte. Seine Stimme wurde wieder normal.
    »Sicher langweile ich dich, tut mir Leid. Für heute haben wir genug gearbeitet, deshalb hören wir jetzt auf. Kann ich dir etwas zu essen oder zu trinken anbieten?«
    »Nein danke. Ich muss zum Mittagessen wieder im Falkenhaus sein.«
    »Natürlich«, sagte Malnar, stand auf und begleitete ihn zur Tür. »Vielleicht kann ich einmal zusehen, wenn du mit Rihscha fliegst? Nur für den Fall, dass du eine Vision hast ... du weißt schon ... vielleicht könnte ich dann helfen.«
    »Gern. Wir üben fast jeden Nachmittag. Immer um die fünfte Glocke fangen wir mit den Vorbereitungen an. Kommt doch einfach in die Zitadelle!«
    Malnar freute sich, dass Alduin so bereitwillig zustimmte. »Gut, gut. Aber heute nicht, vielleicht morgen oder übermorgen. Dann können wir auch die nächste Stunde hier planen.«
    Alduin hob respektvoll die Hand an die Brust und ging die Gasse hinunter, während Malnar nachdenklich neben der Tür in der Sonne stand und ihm nachsah. Für ihn war der Vormittag recht interessant verlaufen, obwohl sie nicht erreicht hatten, was Malnar sich vorgenommen hatte.
    Alduin jedoch fühlte sich eigenartig zufrieden. Denn tief im Innersten war es ihm lieber, wenn seine Visionen immer ganz spontan kamen. Es war, als verlange die ungezähmte Natur seines Falken, dass er das Abenteuerliche akzeptierte: das Unerwartete und das Unbekannte.
     
    Als Alduin in den Speisesaal kam, fand er seine Mitschüler in heller Aufregung: Calborth werde ihnen im Laufe des Tages eine wichtige Ankündigung machen. Alle möglichen Vermutungen und Gerüchte waren im Umlauf, aber am Ende waren alle der Meinung, dass die Ankündigung wahrscheinlich mit einer bestimmten Aufgabe in Verbindung stand, nämlich dem Versenden von Botschaften an bestimmte Empfänger. Und so war es dann auch.
    »Wir haben eine wichtige Mitteilung von Melethiell, der Ratsabgeordneten der Elben für Fürst Merdith«, verkündete der Falkenmeister. »Katauren-Kuriere sind bereits zu Pferd unterwegs und auch ein Falke, der vom Hohen Rat gesandt wurde. Aber wir brauchen noch mehr Falken, da wir nicht sicher sind, wo Merdith sich gerade aufhält. Der Rat vermutet ihn in Begleitung einiger Elben irgendwo zwischen Grinlortal und Wilderwil, also werden wir vier Falken in dieses Gebiet aussenden.«
    Ein aufgeregtes Murmeln lief durch die Reihen der Jungfalkner. Allen war klar, dass eine Auswahl getroffen werden musste und dass die meisten von ihnen enttäuscht sein würden. Aber Meister Calborth ignorierte ihr Gemurmel und fuhr sachlich fort:
    »Sivella fliegt. Als Weibchen hat sie sehr großes Durchhaltever- mögen. Rihscha fliegt, weil er groß und schnell ist. Kweel und Mornal fliegen ebenfalls. Die übrigen Falken machen heute einen Flug nach Lemrik, das wird eine gute Übung für

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