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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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berichteten einander, was sie sahen. Alduin setzte sich zu ihnen, aß sein Brot und genoss eine Weile still die frühe Sonne. Als Rael plötzlich aufsprang und zu brüllen anfing, verschluckte er sich beinahe an seinem Calba.
    »Sivella hat etwas gesehen!«
    Raels Blick war in eine unbestimmte Ferne gerichtet, als er versuchte die Bindung zu seinem Falken wiederherzustellen. Die anderen Jungen versuchten es ebenfalls.
    »Mornal auch! Sie sind an der Nordspitze des Imlaksees!«, rief Brentin einen Augenblick später.
    Alduin und Gandar gaben die Information an ihre Falken weiter, die sofort ihren Kurs änderten und sich den beiden anderen anschlossen. Als im Falkenhaus die dritte Glocke erklang, hatten alle vier die Elbengruppe erreicht und ihre Botschaften abgeliefert. Die Elben erkannten sofort, dass die Falken noch jung waren und offenbar gerade ihren ersten Botenflug hinter sich brachten. Sie bewunderten und lobten sie und gaben ihnen kleine Leckerbissen. Dann befestigten sie hastig gekritzelte Antwortbriefe an ihren Fängen und schickten sie auf den Rückweg.
    Erst jetzt konnten sich die jungen Falkner entspannen, denn die Falken würden erst am späten Nachmittag die Stadt wieder erreichen. Sie überbrachten Meister Calborth die gute Nachricht, dann schlossen sie sich den anderen Falknerschülern an. Ihre Vögel hatten in Lemrik gerastet und waren wieder nach Sanforan zurückgeflogen. Sie tauchten gerade über der Stadt auf und landeten einer nach dem anderen auf den ausgestreckten Fäusten ihrer Gefährten. Es herrschte Hochstimmung; alle freuten sich über den erfolgreichen Abschluss der Aufgabe; Neid und Missgunst waren längst vergessen.
     
    Um die Zeit bis zu Rihschas Rückkehr zu überbrücken, nahm Alduin seine Schreibtafel und zog sich in eine Ecke des Speisesaals zurück, wo er in Ruhe die Runenschrift üben konnte. Er beherrschte inzwischen alle Zusammensetzungen für einfache Botschaften, wie sie im alltäglichen Briefverkehr zwischen Sanforan und den verschiedenen Siedlungen und Dörfern im ganzen Land benutzt wurden. Aber davon abgesehen, hatten die meisten schreibkundigen Männer und Frauen ihren eigenen Stil entwickelt, um sich über Dinge zu verständigen, die nicht alltäglich waren. So mussten auch die Falkner zwei oder drei Runen in einer bestimmten Anordnung als ihr eigenes Erkennungszeichen festlegen. Alduin hatte Raido, Opulan und Laguz gewählt, die in dieser Reihenfolge bedeuteten, dass er »von seiner Heimat am Wasser weggezogen« sei. Denn das war etwas, worin er sich von allen anderen Jungen unterschied. Irgendwann würde er seine Mutter bitten, die Runen auf seine Wanderkleidung zu sticken und sogar auf seine Hemden, als sein eigenes Erkennungszeichen. Die Runen stünden dann an Stelle des Familienwappens, das die meisten reinblütigen Raiden auf ihrer Kleidung trugen.
    Sorgfältig ritzte er sie in die Wachstafel und unterbrach seine Übungen ab und zu, um zu prüfen, wie es Rihscha erging. Der Falke flog stetig auf die Hauptstadt zu, hatte sich aber offenbar zu einem gemütlichen Rückflug entschlossen. Er genoss die Aufwinde, die ihn zeitweilig mühelos hoch hinauftrugen, oder stürzte sich jäh auf ein ahnungsloses Opfer. Lauter Jubel von draußen unterbrach Alduins konzentriertes Arbeiten; er sprang auf und rannte auf den Hof hinaus. Sivella war zurück und saß jetzt ruhig auf Raels Faust. Sie putzte gelassen ihr Gefieder, als hätte sie die Suche überhaupt nicht angestrengt, als könne sie gar nicht verstehen, weshalb die Jungen so viel Aufhebens darum machten. Bewundernd teilten sie Raels unverhohlenen Stolz und beglückwünschten ihn und seinen Falken, der als erster Merdith entdeckt hatte. Alduin wollte ihm gerade begeistert gratulieren, als ihn plötzlich ein scharfer Schmerz durchschoss, der ihn laut aufschreien ließ. Heftige Wellen von Übelkeit jagten durch seinen Körper.
    »Was ist los, Junge?«, rief Calborth und kam sofort herbeigelaufen, dicht gefolgt von Bardelph.
    Alduin schüttelte den Kopf, da er kaum sprechen konnte. »Ich ... Schmerzen ... ich ...«
    »Sieh schnell nach Rihscha!«
    Diese Anweisung versetzte Alduin in reine Panik, als ihm klar wurde, was der Falkenmeister meinte, aber die Schmerzen waren so stark, dass er sich nicht ausreichend entspannen konnte, um sich mit dem Falken zu verbinden. Calborth ahnte, was passiert sein musste, und wandte sich an einen der Jungen, dessen Falke schon früher zurückgekehrt war.
    »Twith, schicke Astar los. Er soll

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