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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bitte verzeih mir!«
    »Ihr müsst Euch nicht entschuldigen; ich bin Euch wirklich sehr dankbar«, versicherte ihm Alduin. »Ich komme bald wieder, damit wir uns darüber unterhalten können.«
    »Ich stehe dir jederzeit zur Verfügung«, sagte Malnar, begleitete ihn zur Tür und blickte ihm lange nach.
     
    Alduin hatte das dringende Bedürfnis, eine Weile allein zu sein. Er ging daher nicht sofort zum Falkenhaus zurück, sondern erst einmal zum Hafen hinunter. Dort fand er einen ruhigen Platz am Ende der Kaimauer und setzte sich. Die Sonne stand im Zenit und wärmte ihn, während die Meeresbrise über seine Haut und durch sein Haar strich. Zum Aussichtspunkt auf den Klippen hatte er nicht gehen wollen, da er befürchtete, Erilea würde dort nach ihm suchen. Selbst ihre Anwesenheit hätte er jetzt nicht ertragen können - über die verworrenen Gefühle während ihrer letzten Begegnungen würde er ein andermal gründlich nachdenken müssen. Jetzt aber wollte er erst einmal seine wild durcheinander wirbelnden Gedanken in klare Bahnen lenken.
    Irgendetwas, das er zu Malnar gesagt hatte, war ihm wichtig erschienen - als hätte es die Richtung, in die er gehen musste, in einem Wort zusammengefasst. Was genau hatte er noch gesagt? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, obwohl er doch wusste, dass es wichtig gewesen war; er erinnerte sich sogar noch daran, dass ihm dabei ein Schauder über den Rücken gelaufen war. Er erinnerte sich an Madi Tarais Rat, in solchen Situationen einfach loszulassen. Also versuchte Alduin, an nichts mehr zu denken. Er ließ seinen Blick über die Bucht wandern, einem einsamen Boot hinaus aufs Meer folgen, beobachtete die Wellen, die es hinterließ und wie sie die Boote, die im Hafen vor Anker lagen, zum Schaukeln brachten.
    Und dann erinnerte er sich plötzlich wieder an seine Bemerkung über die Aufwinde, die den Falken in die Höhe hoben, der diesem Element vertraute und sich ihm völlig überließ, um dann im nächsten Augenblick eine Beute zu erspähen und ganz gezielt im Sturzflug auf sie hinabzustoßen. Vielleicht musste auch er so werden: ständig aufmerksam sein, alles so nehmen, wie es kommt, im entscheidenden Moment jedoch in der Lage sein, eine Aufgabe wahrzunehmen, sich darauf zu konzentrieren und sie dann auszuführen. Im Augenblick schien er in einer Art Wartezustand zu leben, ohne klare Vorstellung davon, was er eigentlich tun solle. Also musste er wohl so weiterleben und alles, was um ihn herum vor sich ging, aufmerksam beobachten. Konnte er darauf vertrauen, dass sich ihm zur richtigen Zeit der richtige Weg zeigen würde?
    Konnte er daran glauben? Plötzlich wurde ihm seine erste Aufgabe bewusst; sie lag offen vor ihm: Ja, er würde es nicht nur versuchen, sondern tatsächlich darauf vertrauen.
     
    Erleichtert sprang er auf, vergaß die innere Unruhe, die Erilea ausgelöst hatte, hüpfte auf der Kaimauer entlang und rannte dann den ganzen Weg zurück zum Falkenhaus. Das Mittagessen hatte er verpasst, doch er fühlte sich auch so gestärkt und lief direkt zu Rihscha. Calborth fütterte ihn gerade. Alduin übernahm und redete dabei mit dem Falken, ermutigte ihn, rasch wieder gesund und stark zu werden. Plötzlich schien wieder alles gut zu werden.
     
    Die fünfte Glocke setzte zum ersten Schlag an, als Alduin wieder in das helle Sonnenlicht hinaustrat. Es dauerte eine Weile, bis sich seine Augen nach der Dunkelheit in der kleinen Kammer an das Tageslicht gewöhnt hatten. Spielerisch fegte der Wind über den Platz und wirbelte kleine Staubspiralen auf, die um die Statue des Falkners tanzten und zunächst Alduins Blick auf die drei Leute versperrten, die neben dem Denkmal standen. Als sich der Staub wieder gelegt hatte, erkannte er seine Mutter, Bardelph und Malnar und sofort war ihm klar, dass etwas Ernstes geschehen war. Bardelph hatte tröstend einen Arm um Aranthia gelegt. Ihr Kopf lag an seiner Brust. Malnars Gesichtsausdruck war noch düsterer, als Alduin ihn je erlebt hatte. Schnell lief er zu der kleinen Gruppe hinüber.
    »Was ist passiert?«, rief er.
    Aranthia blickte ihm mit tränenüberströmtem Gesicht entgegen.
    Malnar war als Erster in der Lage zu sprechen: »Madi Tarai ... Nachdem du weg warst, habe ich noch ein paar Dinge erledigt und ging dann zu ihr, um zu sehen, ob sie etwas brauchte ... Aber sie ...« Dem Onur versagte die Stimme.
    »Oh Alduin«, sagte seine Mutter schließlich. »Sie hat uns verlassen!«
    »Was meinst du damit? Wohin ist sie denn?«,

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