Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
nachgedacht«, begann er. »Und mir ist nun klar, dass deine Visionen rein spontan sind. Deshalb glaube ich nicht, dass meine Mittel ausreichen würden, um sie auszulösen. Ich bin überzeugt, dass Rihscha dein Medium ist. Nur ist er im Moment nicht in der Lage, zu fliegen. Doch sobald er wieder fliegen kann, werden wir versuchen, ob wir deine Visionen in bestimmte Richtungen lenken können oder nicht. Das hat bisher noch niemand versucht. Aber wie gesagt, im Moment können wir nicht viel tun.«
    »Madi Tarai glaubt, der Angriff auf Rihscha könnte ...«, begann Alduin.
    »Ja, ja, ich weiß«, unterbrach ihn Malnar. »Wir haben lange darüber diskutiert. Das ist einer der Gründe, warum ich nicht schlafen konnte. Ich habe versucht herauszufinden, welche Gefahr Nymath droht und was dabei deine und Rihschas Rolle sein könnte.«
    »Tut mir Leid. Ich wollte Euch keine solchen Schwierigkeiten machen«, sagte Alduin zerknirscht.
    »Aber du kannst doch gar nichts dafür, oder?«, antwortete Malnar. »Ich mache dich jedenfalls nicht dafür verantwortlich, dass meine Gedanken sich immer darum drehen, die Fragen und die möglichen Antworten von allen Seiten zu beleuchten.«
    Er seufzte und schaute wieder zum Meer hinaus, dann atmete er die frische, salzige Luft tief ein. Einen Augenblick lang schien er eine schwere Bürde beiseite zu schieben. »Ah, könnte ich doch wie eine Feder im Wind sein, die sich in der Brise treiben lässt und überall landen kann, sanft wie ein Kuss.«
    Er wandte sich wieder Alduin zu, ein unruhiges Lächeln auf den Lippen, während er langsam über seinen langen, dünnen Bart strich. »Oder vielleicht doch besser nicht. Vielleicht ist es ganz gut so, dass wir uns nicht von den Launen der Götter treiben lassen können. Ich meine, wir müssen das Gleichgewicht zwischen beidem finden.«
    »Wie der Falke, wenn er fliegt?«, fragte Alduin. »Manchmal lässt er sich einfach und willenlos vom Aufwind hinauftragen, und im nächsten Augenblick stürzt er sich entschlossen und kraftvoll auf sein Opfer hinunter.«
    »Genau so«, stimmte Malnar zu. »Die Natur birgt so viel Weisheit in sich, meinst du nicht auch? Überall suchen wir nach Weisheit, während wir doch in Wirklichkeit ständig von ihr umgeben sind. Wir müssen nur die Augen öffnen, dann werden alle Wunder dieser Welt für uns deutlich sichtbar.« Er hielt inne und murmelte leise vor sich hin, als wiederhole er Gedanken, die von weit her kamen. »Und dann merken wir auch, dass wir Teil dieser Wunder sind, dass wir mit allem, was uns umgibt, eng verbunden sind und in diesem einzigartigen Reigen mittanzen dürfen. Manchmal werden wir geführt, manchmal fuhren wir selbst.« Er schüttelte leicht den Kopf. »Die Frage ist nur - wann werden wir geführt, wann sollen wir führen? Wann ergeben wir uns einfach den Launen der Götter und wann fordern wir unsere Entscheidungen selbst treffen zu dürfen?«
    Er schwieg eine Weile, während er nachdenklich nickte und mit den langen, knochigen Fingern gegen seine Lippen klopfte. »Doch jetzt genug von diesen abstrakten Gedanken«, meinte er schließlich mit viel klarerer Stimme als zuvor. »Womit beschäftigen wir uns heute? Ich bin seit unserer letzten Unterrichtsstunde mit meinem Versuch ein wenig vorangekommen, Luft in Bewegung zu versetzen. Ich weiß, dass es möglich ist, unsere natürliche Energie in bestimmte Kanäle zu lenken. Das Einzige, was mich jetzt davon abhält, einen richtigen Sturm zu erzeugen, ist, dass ich noch kein volles Vertrauen in mich selbst habe!« Malnar schien sich für das Thema zu begeistern. Aufgeregt sprach er weiter: »Nicht dass ich wirklich einen Sturm heraufbeschwören möchte! Aber ich bin jetzt sicher, dass es grundsätzlich möglich ist.«
    Alduin wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Alles, was er seit Betreten des Hauses gehört hatte, verwirrte ihn. Er fühlte sich wie ein Wasserschlauch, der bis zum Rand gefüllt war und platzen musste, wenn auch nur ein weiterer Tropfen hinzukommen würde.
    »Verzeihung«, sagte er vorsichtig, um Malnar nicht zu beleidigen, »aber Madi Tarai und Ihr habt mir heute schon so viel zum Nachdenken gegeben, dass ich jetzt lieber nach Hause möchte. Ich muss erst einmal meine Gedanken ordnen.«
    Malnar sah ihn ein wenig befremdet an, hatte sich aber schnell wieder gefasst. »Natürlich. Das ist sehr klug von dir. Ich habe mich ein wenig vergessen, weil ich mich so über meine Entdeckung gefreut habe. Jeden Tag finde ich etwas Neues heraus.

Weitere Kostenlose Bücher