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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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was wir wissen. Oder zu wissen glauben«, schlug sie vor. Sie ließ sich mit überkreuzten Beinen an dem Feuerplatz nieder und klopfte auf das Gras neben sich. Zögernd folgte Alduin ihrem Beispiel, wenngleich seine Miene verriet, dass er ihrer Idee wenig Hoffnung gab. Trotzdem begann Erilea, die einzelnen Punkte aufzuzählen.
    »Erstens: Deinem Vater ist etwas Seltsames widerfahren. Etwas Magisches, denn während er zunächst unglaublich jung aussah, altert er nun vor jedermanns Augen. Richtig?«
    »Richtig.«
    »Du weißt durch deine Vision, dass er aufgebrochen war, um einem Gerücht nachzujagen. Etwas über eine Möglichkeit für Falkner und Falken, ihr Leben zu verlängern oder gar Unsterblichkeit zu erlangen. Dieses Gerücht hat man uns auch in Sean Ferll bestätigt. Und all das wies auf eine magische Insel hin. Richtig?«
    Alduin nickte. »Ja, aber mein Bewusstsein war getrübt, als ich diese Vision hatte. Vielleicht war es das Fieber.«
    »Oder das Fieber hat etwas freigesetzt, das dir diese Vision überhaupt erst ermöglicht hat«, warf Erilea ein.
    Alduin runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Du selbst hast gesagt, dass sie anders war als deine Visionen zuvor«, fuhr Erilea eifrig fort. »Du hast dich eins mit deinem Vater gefühlt, als würdest du seine Vergangenheit mit ihm noch einmal durchleben.«
    »Vielleicht«, gab Alduin zu. Er zögerte, doch dann setzte er hinzu: »Mach weiter.«
    »Der Falkner Pendar aus Sean Ferll war es, der dir klargemacht hat, dass lebende Falken - in deinem Fall Rihscha - der Schlüssel sind. Also hast du Rihscha gebeten, dir den Weg zu zeigen ... und das hat er gemacht.«
    »Er hat mir eine Insel in einem See gezeigt. Das stimmt. Aber mittlerweile bin ich überzeugt davon, dass es nicht diese hier war. Sicher - ich habe sie nachts gesehen, aber die beiden Monde waren voll, sie waren so hell, dass ich mich unmöglich ...«
    Jäh verstummte Alduin und starrte in die Luft vor sich, als könnte er darin etwas lesen. Ein Lächeln zog seine Mundwinkel nach oben und verwandelte sich rasch in ein breites Grinsen.
    »Aber natürlich!«, rief er aus. »Die Monde! Erinnerst du dich an das Schaubild in der Hütte? All ihre Besucher müssen darauf gewartet haben, dass die Monde voll wurden. Weißt du noch, dass unter den Vollmonden die meisten Kerben waren? Aus irgendeinem Grund mussten die Falkner gewusst haben, dass es zwecklos sein würde, an einem anderen Tag hierherzukommen.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Erilea.
    »Ich denke - nein - ich bin ziemlich sicher, dass die vollen Monde die Wahrheit offenbaren werden. Wir müssen nur abwarten.«
    »Die Wahrheit?«
    Alduin sah Erilea an. Sein Blick weilte irgendwo in der Unendlichkeit. »Die Insel.«
    »Eine andere Insel?«
    »Ich glaube, ja.«
    Erilea verstummte, um seine Worte zu verarbeiten, bevor sie fortfuhr.
    »Also warten wir«, sagte sie.
    »Ja, wir warten.«
    Die Zeit bis zum Aufgang der Monde wurde ihnen nicht lang. Alduin watete zurück ans Seeufer, um ihre Ausrüstung zu holen. Erilea suchte indes nach essbaren Wurzeln und fing zwei Kaninchen. Sie brieten das Fleisch zusammen mit dem Gemüse über einem Feuer. Anschließend schabten sie die Felle der Tiere ab und streckten sie zwischen Hölzern zum Trocknen. Die Innereien bekam Rihscha, obwohl er sich bereits davor an einer Waldtaube satt gefressen hatte. Als die Sonne den Horizont berührte, gab es nichts mehr zu tun, als sich an den Strand zu setzen und abzuwarten.
    Alduin und Erilea machten es sich am Ufer bequem und blickten zum Wasserfall, während Rihscha neben ihnen hockte. Auf dieser Seite war der See tief und erstreckte sich vor ihnen wie eine polierte Scheibe aus Bronze, in der sich die untergehende Sonne spiegelte. Sobald der glühende Feuerball außer Sicht geriet, senkte sich ein Gefühl der Erwartung über das Land. Und plötzlich schien sich etwas um sie herum zu verändern. Es war, als würde die Magie greifbar sein.
    »Ich wusste es«, sagte Alduin und streichelte Rihscha mit einer Hand, mit der anderen griff er nach Erileas Hand. »Spürst du es auch?«
    »Ja«, flüsterte Erilea. »Es ist überall um uns herum, heißt uns weder willkommen noch lehnt es uns ab. Es ist ... einfach da.«
    »Genau«, pflichtete Alduin ihr bei. »Es ist, als hätte alles eine tiefere Bedeutung, als wären die Farben üppiger und die Geräusche volltönender.«
    Der Himmel spannte sich wie bemalte Seide über ihnen auf, ging von tiefem Blutrot in einen Pfirsichton über, weiter

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