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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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auch ihm nicht bekannte in Welten jenseits der seinen. Dann kamen die Elben und andere Wesen in menschenähnlicher Gestalt. Doch sie waren erfüllt von etwas, was Menschen nicht besaßen. Es war ein innerer Glanz, der nach außen gleich einem Lichtertanz erstrahlte und sie alle einte. Schließlich streifte Alduin zwei weitere Welten, doch was er dort sah, überstieg seinen Verstand. Er vermochte sie weder zu benennen noch ihnen feste Gedanken zuzuordnen. Er blieb stehen, als der Rundgang beendet war. Die Entfernung schien ihm so viel größer gewesen.
    »Lass ihn fliegen«, meinte Gilian völlig unvermittelt. »Lass Rihscha fliegen.«
    »Hier?«
    »Wohin er will!«
    Alduin schwang den Falken in die Luft. Im selben Herzschlag war er mit ihm verbunden. Es war einfach geschehen.
     
    Rihscha tauchte durch eine blendend weiße Wolkendecke. Sein Geist wusste, dass Alduin mit ihm flog. Ganz Nymath breitete sich unter ihnen aus, als wäre das Land neu geschaffen worden, unberührt wie ein Frühlingstag in den frühen Morgenstunden. Sie schwebten in Richtung des Mangipohr hinab, konnten aber kein Anzeichen der Dörfer erkennen, durch die sie erst kürzlich gereist waren. Das Land war nur von Pflanzen überwuchert und mit einer reichen Tierwelt gesegnet.
    Als sie weiterflogen, erkannte Alduin auch Menschen. Es war ein kleinwüchsiges, dunkelhäutiges Volk, das das Land besiedelte. Es waren weder Wunand, noch waren es andere Stämme, die Alduin kannte. In diesem Moment verstand er, dass es Uzoma waren - ein Stamm, der bereits viele Generationen in Nymath gelebt hatte, bevor die Stämme aus Andaurien in den Norden geflohen waren. Als würde die Geschichte Nymaths vor ihm ablaufen, erlebte er, wie die ihm bekannten Stämme auf der Suche nach einer Zuflucht waren. Sie kamen in Scharen über das Pandarasgebirge und wurden von den Uzoma willkommen geheißen. Eine Weile herrschte Frieden zwischen den Völkern, die im Land lebten. Doch dann begann zu Alduins Bestürzung, Streit auszubrechen. Die Uzoma, die einst die Stämme aus Andaurien so freundlich aufgenommen hatten, wurden nun geschmäht und verfolgt, bis sie selbst flüchten mussten und sich im kahlen Ödland jenseits des Arnad niederließen. Die Kämpfe zwischen den beiden Seiten setzten sich fort, bis eine Gruppe Elben vor der westlichen Küste von Nymath Schiffbruch erlitt. Man bot ihnen eine vorübergehende Heimat in den Wäldern am Fuße des Pandarasgebirges an, wo sie auf die Rückkehr des Sterns warteten, der ihnen Geleit für die Weiterreise geben würde. Aus Dankbarkeit wob die Elbenpriesterin Gaelithil eine Wand aus magischen Nebeln entlang dem Arnad, der die Uzoma für immer aus Nymath fernhalten sollte.
    All das sah Alduin durch Rihschas Augen, doch er verstand weit mehr, als die Bilder ihm zeigten, die sich ihm offenbarten. Er spürte die Verwirrung, die Furcht und die Missverständnisse, die zu dem Streit und der erbitterten Feindschaft geführt hatten. All das ging auf den Glauben zurück, die natürliche Fülle Nymaths reiche nicht aus und es gäbe zu wenig Platz für alle. Alduin wurde das Herz schwer vor Trauer.
     
    Zeit verging, und plötzlich war er nicht mehr mit Rihscha zusammen. Stattdessen flog er mit einem Marvenfalkenweibchen, das neben ihrem Gefährten hoch in der Luft auf einem Aufwind kreiste. Tief unten lag ein Junge flach auf einem Felsen im hellen Sonnenschein und beobachtete ein einsames Falkenei in einer Felsspalte. Alduin erinnerte sich noch deutlich an jenen Tag, und im selben Lidschlag flog er nicht mehr, sondern kroch über den Felsen, um einen Blick auf das Ei zu erhäschen: Sein Leben als Falkner von Nymath begann von vorne.
     
    Er spürte, wie er zurück in einen Bund gezogen wurde, doch wieder flog er nicht mit Rihscha - nun waren es Cal und Krath, die er begleitete. Er konnte miterleben, wie der Mann, der sein Vater war, sich nach und nach in dem Falken verlor. Wieder erlebte er das Gefühl unfassbaren Glücks und unverfälschter Freude. Er verstand, dass Krath Cal eingefangen und in seinem Wesen aufgenommen hatte. Auch wenn es für Cal eine Falle war, so ließ er es doch geschehen. So unbeschreiblich ekstatisch es war, eins mit dem Falken zu sein, so war doch die Natur des Falken begrenzt. Cal hatte sich für dafür entschieden und seine Menschlichkeit abgelegt.
    Alduin schlug die Augen auf und sah Gilian an.
    »Also hatte Cal all die Jahre, in denen er zusammen mit Krath flog, sein Leben als menschliches Wesen aufgegeben«, sagte

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