Falkensaga 02 - Im Auge des Falken
sich.
»Dann hätten wir das ja geklärt. Ich gehe runter zu den Ställen und mache die Pferde fertig. Wir sehen uns dort, sobald du bereit bist.«
Ferl hatte keinen Gedanken darauf verwendet, seine Begleitung anzubieten. Nachdem er seinen Becher Met geleert hatte, wischte er sich den Mund mit dem Handrücken ab und wollte gerade gemütlich die Beine ausstrecken. Doch Cardol gab ihm einen Wink. »Je früher wir unseren Bericht abliefern, desto besser. Ich hab keine Lust, die ganze Schreibarbeit allein zu machen. Los, nimm schon deine Beine in die Hand.«
»Äh ... hmmm ... ich dachte, ich helfe Marla beim Aufräumen«, versuchte er sich herauszureden. Es widerstrebte ihm offensichtlich, die behagliche Küche und die gastfreundliche Marla verlassen zu müssen.
»Oh nein, das wirst du nicht!«, riefen Cardol und Marla gemeinsam wie aus einem Mund. Alle brachen in schallendes Gelächter aus.
»Hab keine Lust darauf, dass du meine Küche in ein Chaos verwandelst«, wehrte sie ab, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte. »Ihr seid lange genug hier gewesen. Raus jetzt, raus mit euch allen!«
Sie reichte Alduin einen kleinen Leinensack mit Proviant, den sie für seine Reise gepackt hatte. »Ein paar Äpfel, Käse, Wurst und Brot für dich«, sagte sie. »Und Gute Reise! Komm gesund zurück.«
»Danke, das werde ich bestimmt«, antwortete der junge Falkner und dankte es ihr mit einem Lächeln.
Alduin verstaute den Proviant in seinem Beutel, holte Rihscha und lief zu den Kasernen der Katauren. Die drückende Mittagshitze hatte längst nachgelassen, die Sonne würde bald untergehen. Dennoch blieb ihnen eine ganze Weile, bis das Tageslicht der Dämmerung weichen würde. Alduin konnte es kaum erwarten aufzubrechen, doch Cardols Vorbereitungen nahmen weitaus mehr Zeit in Anspruch, als er es erwartet hätte.
Da sie aber schließlich zu Pferd wesentlich schneller vorankommen würden, versuchte er, seine Ungeduld zu zügeln. Er setzte sich auf den Hof und wartete.
Mittlerweile hatte sich die Luft etwas abgekühlt. Um ihn herum herrschte reges Treiben. Reiter waren aus dem Norden eingetroffen. Ihre Pferde mussten getränkt, abgesattelt und trocken gerieben werden. Das Klappern der Hufeisen auf dem Kopfsteinpflaster, das Klirren von Geschirren, die Wortfetzen, die Alduin aufschnappte und die Befehle, die den Stallburschen lauthals erteilt wurden - all das vermengte sich zu einem lautstarken Tumult, der Alduin weitaus besser gefiel als seinem Falken. Rischa erhob sich in die Luft und fand einen ruhigen Platz auf dem Dachfirst.
Alduin hatte wenig Erfahrung im Umgang mit Pferden, und die Tiere der Katauren waren so viel eindrucksvoller als alles, was er bisher gesehen hatte. Er war immer noch von dem munteren Geschehen gefesselt, als Cardol mit zwei gesattelten Pferden am Zügel über den Hof kam: einem prächtigen schwarzen Hengst und eine grau-weiß-schwarz gestrichelten Stute.
»Komm her, Junge, damit ich euch miteinander bekannt machen kann«, rief Cardol dem Falkner zu. »Und weil wir gerade davon reden, wie heißt du eigentlich? Bei all der Aufregung sind wir gar nicht dazu gekommen ...«
»Alduin, ich heiße Alduin», platzte es aus ihm heraus.
Aus dem Gesicht des Katauren sprach Überraschung.
»Dann bist du also der junge Falkner, der die Nebelsängerin gerettet hat«, sagte er. »Ich habe von deinen Heldentaten gehört, als ich auf Patrouille war. Und ich weiß auch von deiner besonderen Gabe, dass du dich auch mit anderen Falken verbinden kannst - nicht nur mit deinem eigenen.« Er schmunzelte: »Welch eine Ehre, in solch erlauchter Gesellschaft reisen zu dürfen. Ich hatte mir eigentlich einen unbeschwerten Sommerausritt vorgestellt, doch vermutlich wird er in einem Abenteuer enden.«
Alduin blickte verlegen drein und wusste nicht so recht eine Antwort darauf.
»Ich war nicht allein. Ich hatte jede Menge Unterstützung. Und Rihscha ist der eigentliche Held«, brachte er schließlich hervor, als Cardol ihm die Zügel der Stute in die Hand drückte. Alduin streckte die Hand aus und streichelte ihre Nüstern.« Und das ist vermutlich Nachteule«, meinte er, um abzulenken. »Nacht ist eine Anspielung auf die Farbe, habe ich recht? Aber warum gerade Eule?«
»Weil seine Geburt mich die ganze Nacht auf den Beinen gehalten hat, und ich schwöre, dass eine Eule gerufen hat, als dieser Bursche sich endlich entschloss, die Augen zu öffnen.«
Der schwarze Hengst warf den Kopf zurück und bedachte Cardol mit
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