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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wasser lief in seine Stiefel und stand ihm bald bis zu den Knien. Doch es tat seinem schmerzenden Fuß gut.
    Seine Nerven waren angespannt, als er behutsam den Weg über die rutschigen Steine suchte. Er durfte nicht noch einmal stürzen. Als er das andere Ufer erreicht hatte, sackte er auf einem großen Stein in sich zusammen und wagte kaum, Atem zu schöpfen.
    »Wie geht's voran da unten?«, rief Alduin.
    »Ganz gut«, antwortete Cardol kraftlos. Doch dann entschied er für sich, dass doch ein paar Worte der Erklärung angebracht seien. »Ich bin ausgerutscht, geh's jetzt langsam an. Nichts Schlimmes. Sattelst du schon mal die Pferde ab. Die Taschen kannst du auf den Boden legen.«
    Als Alduin außer Sicht war, setzte sich Cardol wieder mühsam in Bewegung. Die pochenden Schmerzen breiteten sich wellenförmig im ganzen Körper aus. Schweißperlen standen auf seiner Stirn, Sterne tanzten vor seinen Augen. Doch er gab nicht auf. Schritt für Schritt kämpfte er sich den steilen Ziegenpfad nach oben. Das Gewicht der Brücke wurde mit jedem Augenblick unerträglicher, und das Tau schnitt sich tief und tiefer in sein Fleisch. Als er etwa zwei Drittel des Weges hinter sich gelassen hatte, begann er, vor Anstrengung zu zittern, und seine Sicht verschwamm.
    Die Furcht, ohnmächtig zu werden, überwältigte ihn. Sein Katauren-Stolz erschien ihm plötzlich lächerlich. Er brauchte unbedingt eine kurze Rast. Nur eine ganz kurze.
    Mit größter Mühe zog er den Arm, der den Strick hielt, unter seinen Körper. Dann brach er zusammen. Nur einen Augenblick Pause, nur ...
    Alles wurde schwarz.
     
    Alduin war ungemein stolz auf sich. So war es ihm doch tatsächlich gelungen, beide Pferde abzusatteln und die Ausrüstung ordentlich unter einen Baum am Waldrand zu legen. Er trat einen Schritt zurück, um sein Werk zu begutachten, als Rihscha pfeilschnell auf ihn zuschoss. Hastig ergriff er seinen Handschuh und ließ den Falken landen. Der Vogel flatterte aufgeregt.
    »Was ist mit dir, Rihscha?«, fragte Alduin. Er versuchte, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu verleihen, während er sich in seinen Gedanken die schrecklichsten Bilder ausmalte.
    Statt einer Antwort erhob Rihscha sich wieder in die Luft. Alduin nahm sogleich Verbindung mit ihm auf. Das schwindende Licht überzog die Umgebung mit einem dichten Schleier. Doch zu seiner Überraschung flog der Falke nicht weit. An der gegenüberliegenden Seite der Schlucht schoss er in die Tiefe. Der Grund für die Aufregung des Vogels war nun selbst im Zwielicht offensichtlich. Cardol lag regungslos wie ein Stein auf dem schmalen Pfad.
    Als der Falke neben ihm landete und ihn behutsam anstupste, stöhnte der Kataure nur matt. Was mochte bloß geschehen sein?
    Bleib bei ihm. Ich muss nachdenken. Bin gleich zurück.
    Alduin brach die Verbindung mit Rihscha ab, rannte zum Ab- grund und spähte in die Dämmerung, die sich mehr und mehr verdichtete. Er konnte den Falken und die Gestalt des Katauren nur noch vage erkennen. Die Lage schien mehr als ernst. Ein Gefühl der Hilflosigkeit überkam ihn.
    Er kniete nieder und suchte die Felswand nach einem Vorsprung ab, den sie vielleicht zuvor übersehen hatten. Doch da gab es nichts.
    Plötzlich schoss es durch seine Gedanken. Das könnte die Lösung sein. Er nahm die Verbindung mit Rihscha wieder auf.
    Wir fliegen zu Aranthia. Schnell!
    Erleichterung erfüllte den Jungen und seinen Falken, als sie abhoben. Der Weg von der Schlucht bis zu dem kleinen Holzhaus war nicht weit.
    Schon bald kreiste Rihscha über dem Dach des kleinen Holzhauses, das zwischen den Bäumen versteckt lag. Das Bild weckte in Alduin vertraute Gefühle an seine Kindheit. Zu seiner Überraschung stand die Tür offen. Aranthia kam heraus und blickte nach oben, als hätte sie den Falken erwartet.
    »Ich wusste doch, dass ich mich nicht geirrt habe«, rief sie über die Schulter zurück ins Haus. Kurz darauf kam Aranthias Gefährte Bardelph zu ihr, wickelte ein Tuch um die Faust und streckte einen Arm aus, damit Rihscha sicher darauf landen konnte.
    »Rihscha«, sagte Aranthia mit einem Drängen in der Stimme. »Es ist etwas geschehen, richtig? Ich spüre es. Ist Alduin bei dir? Sollen wir dir folgen?«
    Zur Bestätigung ihrer Fragen hob Rihscha von Bardelphs Hand ab, kreiste einmal über ihnen und flog dann zur Ecke des Daches.
    Aranthia wandte sich Bardelph zu. »Such alles zusammen, was nützlich sein könnte - ein Seil, dein Jagdmesser ... na, ich weiß nicht ... eben alles, was

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