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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich eingelassen hatte. Gewiss war er von den Flügen mit Rihscha große Höhen gewöhnt, doch das hier war etwas gänzlich anderes. Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss, als er sich Stück für Stück nach unten kämpfte. »Halt mich bloß fest«, keuchte er und biss die Zähne zusammen.
    »Keine Sorge. Ich hab auch meinen Stolz«, sagte Cardol und versuchte, die Anstrengung nicht in seiner Stimme mitschwingen zu lassen.
    Vorsichtig hangelte sich Alduin weiter in die Tiefe. Er konnte die Brücke nicht sehen und musste sich ganz und gar auf seinen Tastsinn verlassen. Es schien ihm eine Ewigkeit, bis er unter dichtem Wildkraut die erste Holzlatte fühlte.
    »Ich bin dran!«, rief er und atmete für einen Moment tief durch. Mit großer Mühe konnte er das Seil schließlich um das Holz schlingen. In Alduins Ohren summte es von der Anstrengung, und er brauchte drei Anläufe, ehe der Knoten hielt.
    »Fertig«, keuchte er endlich erleichtert. »Zieht mich wieder rauf!«
    Der Kataure musste immense Kräfte haben, denn schneller, als Alduin es sich vorstellen konnte, hatte er ihn schon wieder hochgezogen.
    Erschöpft ließen sich beide ins Gras fallen und atmeten tief durch. »Gute Arbeit, Junge!«, lobte ihn der Kataure, stand auf und ging mit zittrigen Beinen zu den Pferden. Er führte Nachteule zum Uferrand und verknotete das Seil am Sattelknauf. Auf Kommando zog der Hengst mit aller Kraft, und langsam tauchte die Brücke aus der überwucherten Uferlandschaft auf.
    »Geschafft!« Alduin strahlte.
    »Und sie scheint sogar noch in recht gutem Zustand.« Cardol musterte zufrieden Holz und Tauwerk.« Vielleicht gelingt es uns sogar, die Pfosten zwischen ein paar dieser kräftigen Jungbäume zu verkeilen. Sie wachsen jedenfalls dicht genug beieinander.«
    »Aber wie bekommen wir die Brücke auf die andere Seite?«, fragte Alduin skeptisch.
    »Wir lassen sie die Felswand herunterhängen, und ich benutze die Sprossen als Leiter. Dann vertäue ich unten die Brücke, versuche den Fluss zu durchwaten, klettere den Ziegenpfad auf der anderen Seite wieder hoch und ziehe die Brücke mit mir.«
    Alduin nickte. Der Plan schien schlüssig. Der Kataure legte zum Gruß seine Hand an die Stirn. »Wir sehen uns auf der anderen Seite. Viel Glück!«
    Fast ein bisschen zu waghalsig betrat Cardol die erste Sprosse, ohne zu wissen, ob sie sein Gewicht tragen würde. Alduin hielt besorgt die Luft an, bis er erleichtert die triumphierende Stimme des Katauren hörte: »Ich bin gleich unten angekommen. Unser Plan scheint aufzugehen! Die Brücke ist die perfekte Leiter. Das letzte Stück muss ich springen. Sie reicht nicht bis zum Grund, verstehst du!«
    »Schade, dass ich Euch nicht auch gleich die Pferde runterschicken kann. Das würde uns eine Menge Zeit sparen!«, rief Alduin belustigt. Dann hörte er Cardol kurz lachen und anschließend auf dem Boden landen.
     
    Es war die Landung, die Cardol Unglück brachte. In seinem Ehrgeiz hatte der Kataure einen mit glitschigem Moos bewachsenen Stein übersehen. Sein rechter Fuß rutschte ab und verfing sich zwischen zwei kleineren Steinen.
    Wie ein Blitz raste der Schmerz durch seinen Körper. Er biss die Zähne zusammen, um nicht laut aufzuschreien. Es würde einen jungen Falkner sicher nicht beeindrucken, wenn er gleich bei dem ersten Sturz auf einem Feldzug aufheulte! Katauren-Krieger waren aus hartem Holz geschnitzt und kannten keinen Schmerz.
    »Ich bin hier unten«, rief er zu Alduin hoch, nachdem er wieder nach Luft schnappte und klar denken konnte. »Das könnte jetzt ein Weilchen dauern. Warum siehst du nicht einstweilen nach den Pferden?«
    In der Hoffnung, dass der Junge seinem Auftrag nachkam und ihn nicht beobachten würde, rappelte Cardol sich schwerfällig auf. Er versuchte, das Gewicht auf den rechten Fuß zu verlagern, doch der Schmerz war unerträglich. Suchend sah er sich um.
    Glück im Unglück. Ganz in seiner Nähe hatte der Frühlingsstrom allerlei Unrat angeschwemmt. So fand er einen recht gerade gewachsenen, kräftigen Ast, zog ihn zu sich heran und versuchte, sich darauf zu stützen. Nach einem weiteren tiefen Atemzug griff er nach dem Seil, doch dann wurde ihm von der Anstrengung übel. Die Sonne stand bereits tief am Himmel, und es gab noch viel zu tun. Er durfte keine Zeit verlieren.
    Cardol schlang sich das Seil ein paar Mal ums Handgelenk, ergriff die improvisierte Krücke, schleppte sich mühsam durch den Fluss und zog die Brücke hinter sich her. Das kalte

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