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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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eines Tages in die Falkenhalle führen.
     

     
    Als der Regen sie einholte, hatte Erilea bereits einige Wegstunden zurückgelegt und dabei Beeren und Wurzeln für den Abend gesammelt. Schon lange im Voraus hatte sie den Wetterwechsel erahnt und rechtzeitig Schutz am Fuß eines Bergrückens gesucht. Hier fiel das Land jäh zur Ebene ab, sodass ein niedriger Steilhang entstanden war. Er mündete in einem Meer aus hohem Gras, aus dem sich nur vereinzelte Baumgruppen erhoben. Erilea war einem schmalen Burakpfad gefolgt und hatte eine Senke erreicht, die aus den Elementen der Felswand geschabt worden war - ein geeigneter Platz, um es sich gemütlich zu machen. Sie ging davon aus, dass der Sturm noch eine ganze Weile toben würde, und richtete sich darauf ein, die Nacht dort zu verbringen.
    Nun kaute sie dankbar Wurzeln, Beeren und getrocknete Bactifrüchte, die klein und hart, ziemlich sauer, aber dafür sehr gesund waren.
    Nachdem sie gegessen und Wasser getrunken hatte, lehnte sie sich zurück, hüllte sich in ihre Schlafdecke und beobachtete, wie der Regen vor ihrem Unterschlupf wie ein schwerer Vorhang herabprasselte. Ab und an erhellten gleißende Blitze die Finsternis und schlugen in frei stehende Bäume ein. Grollender Donner folgte immer dichter auf die Blitze, bis der Sturm unmittelbar über ihr wütete. Der Zorn, mit dem er auf die Erde einhieb, hatte etwas Übermächtiges, und die junge Wunand war überwältigt von diesem Naturereignis. Selbst als das Unwetter nachließ, hielt es sie noch lange in seinem Bann. Als die Strahlen der untergehenden Sonne wieder durch die dahinjagenden Wolken brachen, war ihr Herz so voller Ehrfurcht, dass sie glaubte, es müsste zerspringen.
    Plötzlich huschte etwas durch Erileas Sichtfeld. Ein Tier war den Steilhang herabgesprungen und ein paar Schritte vor ihr aufgekommen. Sie traute ihren Augen nicht. Es war eine goldfarbene Arekkatze, die sie mit scharfem Blick ansah und wieder das Weite suchte. Elin? War das möglich?
    »Warte! Elin!«, rief Erilea und sprang noch mit der Schlafdecke um die Schultern auf. Es musste Elin gewesen sein. Sie rannte aus ihrem Unterschlupf, um nach ihm zu suchen. Keinen Augenblick zu früh, denn völlig unvermittelt begann die Erde zu beben, und ein lautes Grollen erfüllte ihre Ohren. Instinktiv ließ sie den Steilhang hinter sich, so schnell sie konnte, und blieb erst stehen, als das Beben und Grollen abgeebbt waren. Als sie zurückblickte, sah sie voller Entsetzen, dass ein gewaltiger Teil des Hangs herabgestürzt war und ihren Unterschlupf mitsamt ihren wenigen Habseligkeiten mitgerissen hatte. Als ihr klar wurde, wie knapp sie dem Schicksal entgangen war, vollständig unter den Schlammmassen begraben zu werden, atmete sie auf und sank von Dankbarkeit überwältigt zu Boden. Wäre Elin - ihr Stern, der sie leitete - nicht aufgetaucht ... sie wagte es nicht, sich auszumalen, was passiert wäre.
    »Elin«, rief sie, stand wieder auf und ließ den Blick über die Ebene wandern. »Elin, wo steckst du?«
    Doch von Elin war nichts mehr zu entdecken, so angestrengt sie auch nach ihm Ausschau hielt. »Elin«, rief sie abermals, obwohl sie sich nun sicher war, keine Antwort mehr zu bekommen.
    »Habe ich dich tatsächlich gesehen?«, murmelte sie schließlich. »Oder hat Emo mir ein Zeichen gesandt?«
    Eine Weile verharrte sie unschlüssig. Dann sah sie nicht weit entfernt einen rostbraunen Fleck am Boden. Ihre Decke. Nun, das war zumindest ein Anfang.
    »Eine wirkliche Herausforderung, Emo«, meinte sie, als könnte die Göttin sie hören. »Ich hoffe, ich werde ihr gewachsen sein.«
     

     
    Rael hatte mit Sivellas Hilfe die Gegend flussabwärts ausgekundschaftet. Es würde noch wenige Stunden hell bleiben, auch wenn sich bereits erste dunkle Wolken über ihm zusammenbrauten. Eine kurze Strecke konnte er galoppieren, doch nach einer Weile verzweigte sich der ausgetretene Weg in eine Reihe von unwegsamen Pfaden. Die meisten führten über die Ebene. Rael ritt mehr als eine Wegstunde den Fluss entlang und erreichte schließlich einen Bach, der sich durch eine tiefe Schlucht in den Mangipohr ergoss. Obwohl die Dämmerung allmählich in Dunkelheit überging, war er sich sicher, Sivella und den Unterschlupf zu finden, würde er nur dem Bachlauf folgen. Auch wenn er durch die Verbindung mit Sivella erkannt hatte, dass er verlassen worden war, ritt er dennoch weiter. Der Falke flog ihm aus der Dunkelheit entgegen und geleitete ihn das letzte

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