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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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großen Überraschung einem alten, aber doch festen Falknerhandschuh. Er warf sich den Beutel über die Schulter und ging mit Rihscha auf der Faust durch den niedrigen Eingang hinaus.
    Das helle Tageslicht blendete ihn. Nach all der Zeit in der dämmrigen Höhle musste er sich erst wieder an das Tageslicht gewöhnen. Er bedeckte die Augen mit der freien Hand, bis sie allmählich das gleißende Licht vertrugen. Dann sah er sich um.
    Wie anders wirkte die Umgebung doch, die er bisher nur aus der Luft kannte. Das Wasser in dem natürlichen, durch die gekrümmte Halbinsel entstandenen Hafen war von einem tiefen Blau. Alduin hatte bereits auf seinen Flügen vermutet, dass der Landarm der verwitterte Krater eines gewaltigen, uralten Vulkans war, den das Meer vor Urzeiten geflutet hatte.
    Kleine Fischerboote schaukelten auf dem Wasser in der Nähe der Siedlungen. Tief sog Alduin die salzige Luft ein, füllte seine Lungen fast bis zum Bersten und atmete langsam wieder aus. Es fühlte sich so gut an, lebendig zu sein!
    Der Pfad zum Dorf hinab war nicht besonders steil. Dennoch waren seine Muskeln schlaff, und er ermüdete schneller, als es ihm lieb war. Auf einer Bank in der Nähe des Docks machte er Rast. Zuerst war er allein, doch langsam fanden sich ein paar Leute ein, vermutlich waren es Fath. Wenn dem so war, so hielten sie sich fernab ihrer Stammesheimat auf. Nur wenige von ihnen trugen die traditionelle Tracht. Aus ihren Gesichtern sprach eine Mischung aus kindlicher Neugier, Ehrfurcht und Argwohn. Sie waren sehr schweigsam.
    »Ich danke Euch für Eure Freundlichkeit und Fürsorge«, begann Alduin. »Ich wünschte, ich könnte sie irgendwie vergelten, aber ihr wisst, ich hatte nicht einmal ein Hemd am Leib, kam völlig nackt.«
    Als er über seine Nacktheit sprach, kicherten die Frauen in der Gruppe, während die Männer in ihre Bärte raunten.
    »Das war doch gar nicht der Rede wert«, sagte einer von ihnen mit rauer Stimme.
    »Aber ihr habt mich gesund gepflegt. Ich gehe nach Sanforan. Vielleicht kann ich irgendetwas ...«
    Er brach ab, als er sah, dass sie die Köpfe schüttelten. Einer der Männer trat vor, offenbar das Dorfoberhaupt. Er trug eine perlengeschmückte Fathmütze.
    »Wir haben alles, was wir brauchen«, sagte er schlicht. »Der Berg, den wir gleichzeitig verehren und fürchten, versorgt uns. Er beschert uns sichere Fischgewässer und fruchtbare Erde für unsere Gemüsegärten.«
    Alduin verstand. Obwohl die Dorfbewohner recht einfach gekleidet waren, wirkten sie doch alle gesund und wohlgenährt. »Könnt Ihr mir den Weg zum Heim des greisen Alten zeigen, der sich meiner angenommen hatte?«, fragte er daraufhin. »Ich möchte ihm meine Dankbarkeit ausdrücken, bevor ich gehe.«
    Verwirrung schlich sich in die Gesichter, und alle sahen einander fragend an.
    »Eines der Kinder hat Euch beim Spielen in der Höhle gefunden. Ihr müsst es selbst dorthin geschafft haben«, antwortete das Dorfoberhaupt. Verlegen fügte er hinzu: »Wir haben niemanden im Dorf zurückgelassen.«
    Alduin war irritiert. Er wusste, dass er damals außerstande gewesen war, auch nur einen weiteren Schritt zu gehen, geschweige denn zur Höhle hochzusteigen.
    »Seid ihr ganz sicher? Ich weiß nicht, ob es ein Mann oder eine Frau war. Ich weiß nur, es war ein sehr alter Mensch. Er trug einen Federumhang. Ihr müsst doch wissen, wen ich meine.«
    »Die Beschreibung passt auf niemanden hier«, entgegnete der Mann verunsichert. »Die Alten der Gemeinden an der Bucht ziehen es vor, auf der anderen Seite des Ufers zu leben. Obwohl es viele Generationen her ist, dass der Berg zuletzt erbebte, fühlen sie sich dort sicherer«, fügte er erklärend hinzu. »Wissen kann man ja nie.«
    Bevor Alduin etwas erwidern konnte, wandte der Mann sich einer der Frauen neben ihm zu. »Wenn der Falkner reisefertig ist, braucht er noch etwas zu essen«, sagte er.
    Eine dicke Frau mit roten Wangen nickte und eilte mit zwei Nachbarinnen im Schlepptau kichernd davon.
    »Wir sind froh, dass Ihr wieder bei Kräften seid, und wünschen eine sichere Reise«, fuhr der Mann fort. »Wir müssen uns jetzt wieder an unsere Arbeit machen. Wartet hier, die Frauen kommen gleich mit dem Reiseproviant zurück.«
    Im Einklang hoben die Männer die Hände an die Stirn. Alduin stand auf, berührte mit der freien Faust die Brust und verneigte sich.
    »Mögen eure Netze immer prall gefüllt sein und der Berg seinen Frieden wahren«, sagte er. Die Männer antworteten ihm mit

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