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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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funkelnden Strahl in die Themse.
    »Das ist meine Botschaft für Westminster.«
    Wir lachten über alles. Bierkrüge wurden herumgereicht. Neben den Zelten auf den Feldern knisterten Lagerfeuer. Als das Gerücht die Runde machte, der König habe mit den Schotten geredet, schrien einige, dieser »Mann des Blutes« gehöre vor Gericht gestellt, aber die meisten waren euphorisch.
    »Der König wird nicht mehr sein als Zuckerguss auf dem Kuchen«, erklärte Mr Ink feierlich. »Und dieser Kuchen wurde heute gebacken.«
    Ich starrte hinunter in den Fluss, der sich im Gezeitenwechsel strudelnd seinen Weg bahnte. Über der Stadt hing eine gewaltige Dunstglocke, lediglich die vom Mond beschienen Turmspitzen von St. Paul’s und der anderen Kirchen ragten daraus hervor. Es kam mir vor wie gestern, dass ich den Fluss heraufgekommen war, um mein Glück zu suchen. Ich fühlte mich wieder wie der Junge, dem man die hingeschmierten, geschmuggelten Worte aus dem Parlament in die Hand drückte, um damit durch die Straßen zu rennen. Selbst meine Stimme klang heller, gleich einem Kind, das Fragen stellte.
    »Es stimmte also«, sagte ich zu Mr Ink, »als Ihr sagtet, die Worte könnten die Welt verändern.«
    Mr Ink drohte mir mit dem Zeigefinger und korrigierte mich, genau, wie er es stets getan hatte. »Sie haben die Welt verändert, Tom, sie haben es.«
    »Hier!«, sagte Scogman plötzlich. Er fischte einen Sixpence und zwei Silbermünzen aus der Tasche. »Heißt das, dass ich eine Stimme habe?«
    »Bei Eurer Fähigkeit, Geld aufzutreiben«, sagte Mr Ink, »würde es mich nicht überraschen, wenn man Euch zum Kanzler machte.«
    Viele hatten an diesem Abend das Gefühl, eine Stimme zu haben. Mehr als das. Sie blickten auf den aufgewühlten, matschigen Boden und glaubten, sie hätten ein Stück von England zurückerobert. Obwohl es kalt war und ein leichter Nieselregen fiel, betete einer der Männer und sah dabei mal zum Himmel empor, mal küsste er das Gras. Eine Gruppe kauerte um ein Feuer. Sie sprachen über einen Hügel in Surrey, den einer von ihnen kannte. Er war karg, aber vielleicht müsste man ihn nur einmal umgraben. Vielleicht könnte man ihn fruchtbar machen. Dein Königreich komme, wie im Himmel, so auf Erden. Bedeutete das nicht, dass Gott seine Erde, sein Gras jedem Mann gegeben hatte?
    Ich hörte das leise Trällern von Joshuas Flöte, doch es klang nicht kämpferisch, sondern wie ein Tanz. Tanzende Puritaner? Sie waren gottesfürchtige Männer, aber in dieser Nacht hätten sie alle um einen Maibaum tanzen können.
    Scogman und ich machten uns auf die Suche nach einem Boot, als wir es rochen. Ente. Geröstete Ente. Erst jetzt bemerkten wir, wie hungrig wir waren. Der Geruch lockte uns bis an den Rand eines Feldes, ein wenig abseits von den anderen Zelten. Fettstückchen fielen von der Ente ins Feuer und ließen die Flammen auflodern, so dass sie Nehemiahs Gesicht erhellten. Er stritt sich mit jemandem. Es schien unklug, ihn zu stören, doch als wir sahen, dass der andere Mann ein Fährmann war, genau das, wonach wir suchten, blieben wir stehen.
    »Der Abend ist besser zum Wildern – falls du darauf aus bist«, sagte der Fährmann.
    »Morgens. Es muss morgens sein. Flussaufwärts.«
    »Flussaufwärts?«
    »Bis hinter Richmond. Stag Island.«
    »Stag Island? Dann musst du früh hier sein. Gezeitenwechsel. Ab acht, neun etwa fließt es wieder stromabwärts …«
    Nehemiah zog seinen Geldbeutel heraus. Dem Klimpern nach zu urteilen, mangelte es ihm nicht an Geld. Im Feuerschein erkannte ich eine Doppelkrone. Der Fährmann streckte die Hand aus. Nehemiah zog die Münze zurück und setzte seine Verhandlungen fort, aber ich verstand nichts mehr, denn direkt an meinem Ohr hörte ich das Klicken einer Waffe, die gespannt wurde, und spürte den Lauf an meiner Wange. Scogman zog sein Messer.
    »Das würde ich bleiben lassen«, sagte Bennet.
    Seine unbewegte Miene blieb leer und ausdruckslos, was überhaupt nicht zu der zum Tanz aufspielenden Pfeife und zu den gemurmelten Psalmen passte, die zu uns herüberklangen. Nehemiah beschirmte seine Augen gegen den Feuerschein. Mit einer einzigen scharfen Bewegung stieß Bennet mich stolpernd auf das Feuer zu und richtete die Waffe auf Scogman.
    »Hab sie beim Spionieren erwischt«, sagte er.
    Ich stieß beinahe mit dem Fährmann zusammen, der mich vor einem Sturz bewahrte.
    »Was? Das ist doch kein Spion. Das ist Tom. Und Scoggy. Heute Nacht sind wir alle Brüder, was, Tom?«
    Ich

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