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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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die der Versammlung vorangehenden Gebete in die düstere, feuchte Kirche drängten, hatte die Flugschrift.
    »Legt sie zwischen die Gebetbücher«, sagte Wildman. »Gott muss sie ebenfalls lesen.«
    Mr Ink war wieder sehr prächtig gekleidet, mit austauschbaren Papiermanschetten, um die Tintenspritzer aufzufangen, und kam mit einem Tintenjungen, der mit Horn und Papier zum Abendmahlstisch im Altarraum huschte. Er zog mich hinter eine Säule.
    »Ireton hat herausgefunden, wie ich Euch aus dem Kerker geholt habe. Aber ich wurde nicht getadelt – man sagte mir nur, ich hätte Euch besser bezahlen sollen.«
    »Warum?«
    Er schüttelte den Kopf. »Irgendetwas ändert sich.«
    »Was?«
    »Eure Lage, wie’s scheint.«
    In der Tat kam, als ich mich vom Gebet erhob, Cromwell auf mich zu. Er war distanziert, aber ich staunte, dass er überhaupt mit mir sprach.
    »Freut mich zu sehen, dass Ihr wieder ein Stonehouse seid.«
    Ireton musste meine gemischten Gefühle aus meiner Miene ersehen haben, denn er nahm meinen Arm und zog mich zur Seite.
    »Ihr solltet Euch an Stonehouse halten«, sagte er. »Es sei denn, Ihr wollt Euch wie Euer Vater im Kerker wiederfinden.«
    »Ihr habt ihn?«
    »Man hat ihn in der Nähe der Börse gesehen. Wisst Ihr, wo er ist?«
    »Nein. Ich wusste nicht einmal, dass er noch im Land ist.«
    »Oh, natürlich ist er im Land. In diesem Moment würde er doch nirgendwo anders sein, oder?«
    »Was meint Ihr damit?«
    »Ihr wisst, was ich meine. Ich weiß, warum Ihr wieder ein Stonehouse seid.«
    Er zwinkerte beinahe mit seinen schwarzen, schlehenähnlichen Augen. Ich empfand seine plötzliche Freundlichkeit nicht nur verwirrend, sondern noch verstörender als seine Feindschaft.
    »Ich habe mein Bestes getan, um Cromwell zu überzeugen, dass Ihr Eurem Vater nicht geholfen habt, aus Althorp zu fliehen. So ein Narr seid Ihr nicht. Ich weiß, dass das hier nur eine Scharade ist.« Er tippte auf die Flugschrift, die wir gerade gedruckt hatten.
    »Ich glaube aufrichtig daran«, rief ich hitzig.
    Er warf mir einen skeptischen Blick zu und sah dann zu Cromwell hinüber, der seine Papiere zusammenklaubte. Er blickte grübelnd drein, wie verloren in einer anderen Welt.
    »Er ist schon wieder unentschlossen. Wartet darauf, dass Gott ihm sagt, was er tun soll. Die Stimmung hat den Siedepunkt erreicht«, murmelte Ireton. Seine Haltung veränderte sich, und er flehte mich beinahe an: »Wenn Ihr irgendetwas wisst, um Himmels willen, sagt es mir. Cromwell hat die Wachen verdoppelt, aber er wird den König nicht unter strenge Aufsicht stellen. Das sei sein königliches Vorrecht. Königliches Vorrecht! Er trifft sich in Hampton Court, mit wem er will … einschließlich der schottischen Gesandten. Hat er mit ihnen eine Vereinbarung getroffen, um erneut einen Krieg anzuzetteln? Ich weiß es nicht – aber ich weiß, dass er sein Ehrenwort zurückgenommen hat, nicht zu fliehen.«
    Ireton tat mir fast leid. Auf ihm ruhte die Hauptarbeit beim Entwurf und beim Abfassen der Verträge. Mit Cromwell pendelte er zwischen Putney und Westminster hin und her und bemühte sich, eine Übereinkunft zwischen dem Parlament und einem zunehmend aufsässigen König zu erreichen. Das Letzte, was er wollte, war, über die Rechte der Soldaten zu diskutieren. Doch eine Spaltung der Armee würde der König gnadenlos ausnutzen. Vielleicht war das der Grund für seine und Cromwells versöhnliche Haltung mir gegenüber. Nein, es steckte mehr dahinter. Es hatte etwas mit meinem Vater zu tun. Mit den Stonehouse. Als ein gefangener Vogel im Dach der Kirche aufflatterte, zuckte ich zusammen. Genau wie Ellie in jener Nacht spürte ich den Blick des Falken auf mir. Absurd! Nichtsdestotrotz wirbelte ich herum. Nehemiah sah mich unentwegt grübelnd an. Er wich meinem Blick nicht aus, sondern tat etwas, was er nur selten tat, zumindest mir gegenüber. Er lächelte.
    Es war seltsam. Menschen auf beiden Seiten, die mich bislang gehasst hatten, schienen mit einem Mal Gefallen an mir zu finden. Ich hatte erwartet, dass Nehemiah die Flugschrift verabscheuen würde, da mit keinem Wort die Vertreibung des Königs erwähnt wurde. Aber er schüttelte mir die Hand.
    »Das macht alles viel einfacher«, sagte er.
    Und ob.
    Cromwell, der Meister des Taktierens und des Hinterhalts, war von Wildman ausmanövriert worden. Er hatte mit einem Angriff auf den König und den Beschwerden der Soldaten gerechnet, doch beides blieb aus.
    Stattdessen ging die neue Flugschrift über

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