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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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murmelte er. »Was sage ich da? Silk Street. Man kann ja kaum die Köpfe der Pferde erkennen.«
    »Hat er nach dir schicken lassen? Was ist passiert?«, fragte ich Anne.
    Sie starrte nach draußen, obwohl sie außer der Nebelwand nichts erkennen konnte. »Ich bin in die Queen Street gegangen. Jeden Tag.«
    Bröckchenweise kam alles heraus. Sie war dorthin gegangen, um zu betteln, obwohl er sie nie vorließ. Dann eines Tages, vor etwa einem Monat, hatte er einen Anfall. Sein Herz setzte aus, und man glaubte, er würde sterben. In dem allgemeinen Durcheinander war sie nach oben gelaufen, hatte Mr Cole geholfen und Lord Stonehouse beruhigt. Mit ungeheurer Anstrengung hatte er sich wieder gefangen, aber nur sie, Mr Cole und einige der engsten Bediensteten wussten, wie es um ihn stand.
    »So bist du also zu deinem Geld gekommen.«
    »Ich habe es verdient«, sagte sie verbittert. »Jeden Silberling. Als Dienstmädchen. Als Kindermädchen.«
    Wie stets davon überzeugt, dass er sich wieder erholen würde, fürchtete Lord Stonehouse weit mehr als den Tod, dass diejenigen, die an der Macht waren, erfahren könnten, wie krank er war. Dann, eines Tages, tauchte Ireton unerwartet auf …
    Natürlich! Iretons plötzliche Freundlichkeit! Ich weiß, warum Ihr wieder ein Stonehouse seid . Hatte er nicht sogar beinahe gezwinkert? Sie brauchten die Macht und den Einfluss, die an den Namen Stonehouse geknüpft waren. Sie brauchten mich. Aus irgendeinem Grund sagte mir das, mehr als alles andere, dass Lord Stonehouse tatsächlich im Sterben lag – oder bereits tot war.
    Annes Gesichtsausdruck veranlasste mich zu der Frage: »Hast du Ireton erzählt, wie krank Lord Stonehouse ist?«
    »Von mir hat er nichts erfahren«, gab Anne zurück. Sie zuckte die Achseln. »Jane könnte etwas unvorsichtig gegenüber Betsy Cromwells Dienstmädchen gewesen sein. Sie sind gut befreundet.«
    Mit anderen Worten, sie hatte die Bediensteten benutzt, um es Ireton zu hinterbringen.
    »Was hast du Lord Stonehouse über mich erzählt?«
    »Ich habe versucht, ihm zu helfen, Ordnung in seine Seele zu bringen.«
    »In seine Seele – oder seine Geschäfte?« Sie starrte unverändert hinaus auf die Nebelwand. Ich packte ihren Arm. »Anne! Was hast du erzählt …«
    Eine andere Kutsche tauchte drohend aus dem Nebel auf und hielt direkt auf uns zu. Obwohl beide langsam fuhren, scheuten die Pferde heftig. Die Kutsche schwankte, und Anne wurde gegen mich geworfen. Nur die Mauer, an der sie entlangknirschte, verhinderte, dass die Kutsche umstürzte. Bei all dem Schaukeln und Schwanken, dem Wiehern der Pferde und dem Gebrüll der Kutscher, um die Tiere zu beruhigen und einander zu beleidigen, hielt ich Anne fest umschlungen. Unter dem dezenteren Duft ihres Parfüms lag der scharfe, schlichte Duft von Rosmarin, den ich schon gerochen hatte, als ich noch ein Lehrjunge und sie fern und unerreichbar gewesen war. Gott wusste, wie sehr ich versucht hatte, sie nicht zu wollen. Zärtlich streichelte ich ihre zitternde, zierliche Gestalt.
    Sie entzog sich mir heftig. »Du stinkst nach dieser Hure.«
    Ich stieß gegen die Tür, die sich quietschend und widerwillig öffnete, und sprang aus der Kutsche. Nebel umhüllte mich. »Nenn sie noch einmal so, und ich verlasse dich und kehre nie mehr zurück.«
    Sie biss sich auf die Lippen. »Wir haben keine Zeit, um zu streiten.«
    »Was hast du Lord Stonehouse über mich erzählt?«
    »Steig ein. Bitte!«
    Die Pferde hatten sich beruhigt, und beide Kutscher ließen von ihrem Streit ab, um mit offenen Mündern unserem zu lauschen. Keiner von uns kümmerte sich darum. Als ich mich nicht rührte, sprach sie hastig auf mich ein.
    »Ich sagte das, was du hättest sagen sollen. Dass er dir großes Unrecht zugefügt hat. Er hat versucht, dich gleich nach der Geburt töten zu lassen. Mehr als das. Niemand hat mehr für ihn, für den Besitz getan als du. Und niemand hat mehr dazu beigetragen, alles zu zerstören, als Richard.«
    Es war unmöglich, nicht von ihrer eindringlichen Stimme, von ihrem hypnotisierenden Blick angezogen zu sein. Eine neue Furcht ergriff mich. Sie war immer die realistischere von uns gewesen, hatte meine Träume zerpflückt oder sie zumindest in zweckmäßigere Bahnen gelenkt. Doch ihre Besessenheit vom Stonehouse-Besitz schien jedes vernünftige Maß zu überschreiten.
    »Anne, hör mir zu. Die Besitzung kann nicht frei vererbt werden. Sie muss an den ältesten Sohn gehen, von einer Generation zur nächsten. Also

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