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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Die Lage der Armee hinaus und vereinfachte zugleich den ursprünglichen Text. Grundsätzliche Fragen wurden aufgeworfen. Woher hatten die Herrschenden überhaupt ihre Macht? Wer oder was gab ihnen das Recht, diese Macht auszuüben? Es war nicht länger eine Angelegenheit der Armee. Das Wort tauchte nicht einmal in der Überschrift auf. Die Flugschrift trug den Titel Eine Übereinkunft des Volkes .
    Die Männer verstopften die Kirchenbänke, sie verrenkten sich die Hälse hinter den Säulen, um zuzusehen, wie Cromwells Stirnfalten tiefer wurde, als Wildman die Angelegenheit vortrug. Von meinem Platz auf einer Fensterbank aus konnte ich sehen, wie Mr Inks Feder über die Seite flog. Wundersamerweise hatte der gefangene Vogel einen Weg nach draußen gefunden, so wie die Übereinkunft einen Weg gefunden zu haben schien, den toten Punkt in den Verhandlungen zwischen König und Parlament zu überwinden.
    Aus einer Angelegenheit der Soldaten, bei der es um ihren Sold und ihre Beschwerden ging, war eine Angelegenheit des Volkes geworden. Die Rechte der Soldaten wurden zu den Rechten des Volkes. Aber wie sollten diese Rechte von einem Parlament festgelegt werden, das sie bereits abgelehnt hatte? Das Parlament selbst musste reformiert werden.
    Die Flugschrift war in dem, was sie nicht sagte, ebenso scharfsinnig und bedeutsam wie in dem, was sie sagte. Cromwell hatte sich darauf vorbereitet, die Kritik an seinem Verhalten gegenüber dem König zu entkräften. Doch die Flugschrift sagte gar nichts über den König. Nichts über das House of Lords. Es war, als existierten sie nicht – genau wie sie, so wurde argumentiert, auch zu Anbeginn der Zeit nicht existiert hatten.
    Die Flugschrift schlug vor, eine schriftliche Verfassung zu erarbeiten, in der festgehalten wurde, dass die Macht beim Volke lag und dass allein das Volk Parteien ins Parlament wählen konnte.
    Wieder wurde der König überhaupt nicht erwähnt.
    Indem er mit dem König verhandelte, versuchte Cromwell, neuen Wein in alte Schläuche zu füllen. Doch diese alten Schläuche waren zerschlissen und aufgerissen. Noch ehe es zu Verhandlungen mit dem König gekommen war, hatte das Volk sich durch sein vergossenes Blut das Recht erworben, zu sagen, worin seine Rechte und Freiheiten bestehen sollten.
    »Herrschaft des Volkes?«, gab Cromwell zurück. »Das Volk selbst wird dem nicht zustimmen!«
    »Keine Verhandlungen?«, warf Ireton ein. »Wir haben die Verhandlungen mit dem König zur Hälfte abgeschlossen. Wir haben Vereinbarungen getroffen, die wir nicht brechen können!«
    Daraufhin gab es einigen Tumult. Freunde der Soldaten waren getötet worden, und sie alle hatten ihr Leben riskiert, und trotzdem sollten sie bei diesen Vereinbarungen kein Wort mitzureden haben? Sie waren kein Söldnerheer!
    Menschen, die niemals das Wort erhoben hatten, die niemals auch nur daran gedacht hatten, sie könnten eine Stimme haben, hoben die Hände und verlangten, gehört zu werden. Wofür hatten sie gekämpft? Damit sie allesamt erneut versklavt wurden? Mr Ink sprang auf und ab, bemühte sich, die Sprecher zu identifizieren und führte sie schließlich nur als »Mann aus Bedfordshire« oder »Soldat aus Suffolk« auf.
    Als es zu dunkel wurde, um noch etwas zu erkennen, gab Ireton widerwillig nach und erklärte, die Vereinbarungen mit dem König würden im Licht der Übereinkunft erneut überprüft. Doch erst am zweiten Tag hatte ich das Gefühl, Gott selbst erhebe die Stimme.
    Die Worte kamen aus dem Mund eines Offiziers, Colonel Rainborough. »Ich glaube fest daran, dass der ärmste genau wie der bedeutendste Mann in England ein Recht auf Leben hat … Ein Jeder, der unter einer Regierung lebt, sollte sich zunächst aus freiem Willen unter diese Regierung begeben.«
    Als wir die Kirche verließen, war der Mond aufgegangen, und die Sterne standen am Himmel. Scogman, Mr Ink und ich waren trunken von den Worten. Ireton hatte vorgeschlagen, dass nur diejenigen, die Land besaßen, ein Stimmrecht erhalten sollten, doch die Versammlung war übereingekommen, dass »jedermann außer Bettlern und Bediensteten eine Stimme bekommt«. Cromwell sagte, er würde das dem Parlament vortragen.
    Dem Parlament? Wir spürten, dass wir das Parlament waren! Wir standen am Ufer des Flusses, um uns zu erleichtern. Niemand hatte es gewagt, die Versammlung zu verlassen, aus Angst, die letzte Abstimmung zu versäumen. Mit einem Seufzer der Erleichterung schickte Scogman in hohem Bogen einen im Mondlicht

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