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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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an Richard. Es liegt nicht in Lord Stonehouse’ Macht, sich über diese Regelung hinwegzusetzen.«
    »In normalen Zeiten. Cromwell wird sich darüber hinwegsetzen.«
    »Cromwell muss mit dem König verhandeln. Richard ist einer der Günstlinge des Königs – Cromwell wird ein Übereinkommen nicht dadurch gefährden, dass er die Erbfolge für Highpoint ändert.«
    »Es ist möglich.«
    »Es ist nicht möglich.«
    »Ich habe Roger Hanmer aufgesucht, Lord Stonehouse’ Advokat. Er hat mir versichert, dass es möglich ist .«
    Ich dachte daran, wie ich ihr zum Gray’s Inn gefolgt war. Sie wollte sich nicht von mir trennen – weit gefehlt. Sie brauchte mich, um sich den Besitz zu sichern, den sie, koste es, was es wolle, an sich reißen wollte. Ihr Verhalten änderte sich. Ihr Tonfall wurde sachlich. Sogar ein kleines Lächeln über meine Fassungslosigkeit umspielte ihre Lippen.
    »Soll ich dich jetzt hinbringen oder nicht?«
    Der Kutscher stand mit finsterem Gesicht dabei. Die Kutsche, mit der er zusammengestoßen war, war längst weitergefahren. Anne gab dem Mann ein Zeichen, ihre Stimme war leise und heiser.
    »Mein Gatte wünscht verzweifelt, sich von seinem Großvater zu verabschieden, ehe er das Zeitliche segnet. Könntest du dich bitte beeilen?«
    Ich war also wieder ihr Gatte, selbst als Tom Neave. Der Kutscher tippte sich an seinen Hut und sah zweifelnd in den Nebel, gelblich wie frisch geschorene Wolle. »Ich werde mein Bestes geben, Madame.«
    »Ich gebe dir doppelten Lohn, wenn du es schaffst, ehe er stirbt.«
    Der Kutscher knallte die Tür hinter mir zu, schwang sich auf seinen Bock, schlug mit den Zügeln und raste los, so dass wir zurückfielen. Er fuhr nur nach Gefühl. Ich schloss die Augen, als wir durch den Nebel galoppierten, und griff nach der beschädigten Tür, die immer wieder aufflog.
    Während wir hin und her geworfen wurden und Mühe hatten, uns irgendwo festzuhalten, schrie ich Anne in abgehackten Sätzen zu: »Ich werde für ihn beten. Verstehst du? Selbst, wenn es möglich wäre, die Erbfolge zu ändern, würde ich nicht zustimmen. Ich will diesen Besitz nicht. Die Welt hat sich verändert! Das Land … gehört jetzt dem Volk.«
    »Ich habe all das für dich getan. Ich habe nicht geschlafen …«
    Die Halteschlaufe, an der sie sich festklammerte, glitt ihr aus der Hand, und sie wurde gegen mich geschleudert.
    »Du hast es für dich selbst getan«, sagte ich.
    »Ich weiß besser als du selbst, was du willst. Kaum hast du das eine, willst du das andere.«
    Der Kutscher mühte sich, die Pferde aus einem Müllhaufen herauszutreiben. Die Kutsche holperte mitten hindurch, und der Gestank von verfaultem Fleisch erfüllte die Kabine. Smithfield. Ein Hund jaulte auf, als eines der Pferde ihn mit dem Huf erwischte, doch sein Heulen verlor sich, als der Kutscher die Pferde blind vorantrieb. Ich hielt die Tür zu, während Anne sich an mich klammerte.
    Der widerliche Geruch aus den Gerbereien und der teerartige, beißende Gestank der Kohlenschuten verrieten mir, dass wir den Kanal überquerten. In Holborn riss der Nebel stellenweise auf, und die Kutsche wurde noch schneller. Kaum war sie in der Queen Street zum Stehen gekommen, war Anne auch schon draußen. Ich wollte ihr nacheilen, doch der Kutscher verstellte mir den Weg. Ich zog mein Geld hervor.
    »Die Dame hat den doppelten Preis versprochen, wenn …« Ich gab ihm alles, was ich hatte. »Wie …, vielen Dank, Sir. Viel Glück, Sir.«
    Durch die Nebelschwaden spähte der steinerne Falke auf uns herab, als wären wir Eindringlinge. Dieses Gefühl hatte ich immer, und normalerweise drohte ich ihm mit dem Finger, aber heute Nacht senkte ich den Kopf und huschte die Treppe hinauf wie ein Dieb. Die Halle war so spärlich beleuchtet, dass das Haus bereits in Trauer zu sein schien. Mr Cole tauchte aus der Dunkelheit auf. Anne hob ihren Schleier, in ihren Augen schimmerten Tränen.
    »Oh, Mr Cole, ist er …«
    »Er ist noch bei uns, Madame, aber kaum … Der Priester nimmt ihm die Beichte ab. Ihr könnt jetzt nicht zu ihm …«, begann er, aber sie schob sich an ihm vorbei und ergriff energisch meine Hand. Sie wurde von solch einer Kraft angetrieben, dass ich meinen eigenen Willen verloren zu haben schien. Mr Cole rief etwas, aber wir waren bereits oben an der Treppe angelangt und kamen an dem Studierzimmer vorbei, das so viele Wendepunkte in meinem Leben markiert hatte. Die Tür stand offen, und das Feuer, das sommers wie winters gebrannt

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