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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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von Scogmans Pistolen und bahnte mir meinen Weg durch die Büsche zum versteckten Boot. Es war leer, aber noch nicht lange. Im Uferschlamm erkannte ich frische Stiefelabdrücke, die sich bereits mit Wasser gefüllt hatten und langsam fortgespült wurden. Ich kratzte mich am Kopf, als verwirre mich lediglich die Anwesenheit des Bootes, zuckte die Achseln, als falle das nicht weiter ins Gewicht, und ging denselben Weg zurück, den ich gekommen war. Ich verschwand zwischen den Büschen. Und wartete.
    Es dauerte nicht lange. Der Fährmann hatte es offenbar verdammt eilig fortzukommen. Er machte so viel Krach, dass er nicht hörte, wie ich mich ihm von hinten näherte. Ich wartete, bis er sich hinhockte, um das Boot loszumachen. Er zitterte so stark, und das Tau war so nass, dass er den Knoten nicht zu lösen vermochte und ein Messer zur Hilfe nahm.
    »Für Wilderei wird man gehängt«, sagte ich.
    Er wirbelte herum und griff mich mit dem Messer an. Ich duckte mich, und das Messer riss den Umhang meines Vaters auf. Absurderweise spürte ich es so heftig, als hätte er mich verletzt. Es war das Einzige, was mein Vater mir je gegeben oder zumindest geliehen hatte. Mit einem Tritt stieß ich dem Fährmann das Messer aus der Hand und warf mich auf ihn. Er stürzte und schlug mit dem Kopf gegen den Stamm der Weide. Ich fesselte ihm mit seinem eigenen Gürtel die Hände auf dem Rücken.
    Zuerst war er stark benommen oder tat zumindest so. Ich schnappte mir sein Messer und hielt es ihm an die Kehle, doch selbst dann murmelte er nur mit einer Art mürrischem Hohn, dass er nichts über die Männer wüsste, nicht, wo sie hingegangen seien oder was sie vorhätten. Er war nur ein Fährmann, der seine Arbeit machte.
    Scogman tauchte auf und winkte hektisch. Ich folgte ihm durch die spärlicher werdenden Büsche und Bäume bis zum Rand der Parklandschaft, wo Jan neben meinem Vater stand. Sie starrten zum Palast hinüber.
    Trotz des Wetters unternahm der König seinen morgendlichen Ausritt, eine Abteilung von Cromwells Soldaten um sich herum. Sie waren etwa eine Meile entfernt, weit genug, dass es aussah, als würden sie kaum vom Fleck kommen. Der Regen war womöglich noch stärker geworden und hüllte die Reiter in einen weichen Schleier. Der Weg, auf dem sie ritten, führte durch die offene Parklandschaft zum King Henry’s Ride, der, wie mein Vater hervorhob, am Rande eines Waldes entlanglief, der sich fast bis zum Fluss hinunter erstreckte.
    »Wir müssen sie aufhalten«, sagte ich.
    »Er wird seinen Schuss abfeuern, ehe Ihr sie erreicht«, sagte Jan sachlich.
    »Oder Cromwells Soldaten erschießen Euch«, sagte mein Vater. Er holte sein Fernglas heraus und suchte den Wald ab, der sich meilenweit erstreckte.
    »Die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen«, sagte Scogman.
    Der Regen tropfte unaufhörlich von den Rändern des Fernglases, von unseren Hüten und von dem Baum, unter dem wir Schutz gesucht hatten. Er bildete Pfützen auf dem matschigen Pfad, der zurück zum Fluss führte, und brachte selbst das Rotwild dazu, sich zwischen den Bäumen zusammenzudrängen, von wo aus es argwöhnisch auf die langsam herannahende Reitergruppe starrte. Ich konnte gerade eben die verhüllte Gestalt des Königs auf einem schwarzen Pferd ausmachen. Mein Vater murmelte, dass der Scharfschütze noch nicht allzu weit vom Boot entfernt sein konnte. Jan meinte, wir sollten sie vom Wald aus einkreisen.
    »Blind herumtappen?«, schnauzte mein Vater. »Von dort aus würden wir gar nichts sehen.«
    Das stimmte. Jan und Scogman hielten die Stellung, so dass sie, sobald der erste Schuss abgefeuert wurde, zuschlagen konnten, in der Hoffnung, dass der erste Schuss danebenging. Es war eine vergebliche Hoffnung. Ich nahm das Fernglas. Bis auf ein paar vertrocknete, braune Blätter waren alle Bäume entlaubt, doch die unzähligen, eng verschlungenen Zweige waren wie eine Mauer, und ich konnte nicht hindurchblicken. Vor meinem geistigen Auge sah ich Bennets kalten Blick, seine absolute Ruhe, während er die Reiter durch das Visier verfolgte. Er wusste, dass er nur einen Schuss hatte. Mehr brauchte er auch nicht. Ich wäre nicht der Einzige, der für diesen Mord angeklagt werden würde. Cromwell würde man ebenfalls beschuldigen. Niemand würde glauben, dass er nicht den Auftrag dazu erteilt hatte. Ein Schuss, und England würde erneut im Chaos versinken, blutiger als je zuvor.
    Ich wischte das Fernglas ab und richtete es auf die Reitergruppe. Durch die noch immer

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