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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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erklärte ihm, was ich von ihm verlangte.
    »Aber Euer Vater sagte …«
    »Kümmere dich nicht darum, was mein Vater sagt. Wir haben keine Zeit. Tu, was ich dir sage. Und gib mir deine Pistole.«
    Er tat wie geheißen, und ich rannte den Pfad entlang, meinem Vater nach.
    »Wo ist Scogman?«
    »Hat sich den Knöchel verstaucht.«
    Der Regen und der dichte Teppich aus durchweichten Blättern sorgten dafür, dass unser Näherkommen unbemerkt blieb. Zwischen den Bäumen erkannte ich, unscharf wie in einer verwischten Kohlezeichnung, wie die Reitergruppe wendete. Die fünf Eichen waren gewaltige Bäume, deren Zweige ein riesiges, verflochtenes Netz bildeten. Zu dritt suchten wir den Boden ab, konnten aber nichts finden. Gleichzeitig kam uns allen derselbe Gedanke: Der Mann hatte gelogen. Er hätte alles gesagt, um nicht erneut in den Fluss geworfen zu werden. Mein Vater flüsterte Jan zu, über die Reihe von Reitern hinweg zu feuern. Jan hob die Pistole, als ich es sah: Der Abdruck eines Stiefels, der eine Eichel in den Lehm gedrückt hatte.
    Noch einer, und noch einer. Wir folgten der Spur, die sie hinterlassen hatten, um den größten der Bäume herum, konnten aber immer noch nichts finden. Hektisch sahen wir uns um. Ich konnte die Pferde hören, die Stimmen, das Lachen des Königs.
    Ich packte meinen Vater am Arm. Wir schauten in die falsche Richtung. Auf den Boden anstatt nach oben. Selbst dann hätte ich das rostige Braun seines Wamses im Baum nicht entdeckt, wäre da nicht der aus Eitelkeit polierte Beschlag gewesen, das Aufblitzen des glänzenden Laufs, der auf einer Astgabel ruhte. Wir hatten vielleicht eine Minute, die uns wie eine Ewigkeit erschien – bis die Reiter in Galopp fielen. Das Gesicht des Königs war gerötet. Er war vor den Soldaten, lachte, als spielte er irgendein Spiel mit ihnen, und wandte sich dem Wald zu. Nachdem er sich von der Gruppe entfernt hatte, bot er ein noch leichteres Ziel.
    Nach all seiner Prahlerei wirkte Jan jetzt langsam und unbeholfen. Ich zog meine Pistole und zielte auf Bennet. Mein Vater hielt mich mit einer heftigen Geste zurück. Der König hatte die Eichen fast erreicht. Ich drehte den Kopf weg, unfähig, hinzusehen – und sah mich Nehemiah gegenüber. Er war von einem der anderen Bäume heruntergeklettert und zielte mit einer Pistole auf Jan. Ich feuerte. Halbtaub von der Explosion so nah an meinem Ohr und halbblind vom Rauch, konnte ich im ersten Moment nichts sehen oder hören. Dann setzten die Geräusche mit einem Schlag wieder ein: das Wiehern der Pferde, die verwirrten Schreie der Soldaten.
    »Der König! Der König!«
    Benommen starrte ich nach oben und sah, wie Bennets Stiefel sich bewegten, als er vom Baum herabkletterte. Wir hatten versagt. Dann rutschte der Stiefel, Zweige knackten, als er sich merkwürdig drehte, zögernd verharrte, als Nächstes tauchte ein Ellenbogen auf, gefolgt von dem verzierten Schaft der Muskete und einem Gesicht, das zur Hälfte aussah wie Hackfleisch auf dem Block eines Metzgers, während die andere Hälfte unversehrt war. Die milchigen blauen Augen schienen immer noch zu zielen.
    »Wo ist der König?«
    Durch die Bäume, inmitten der herumwuselnden, schreienden Soldaten, sah ich kein Anzeichen vom König.
    Ein Soldat packte mich. »Hier ist er!«
    »Wir haben ihn erschossen, du Idiot.«
    »Wir?«
    »Und den anderen.«
    »Den …«
    Er gaffte das zerschmetterte Gesicht an, die Muskete, dann Nehemiah, der ausgestreckt am nächsten Baum lehnte, die Miene so angriffslustig, wie sie sein ganzes Leben lang gewesen war, den Mund leicht geöffnet, als wollte er einen Streit anfangen. Keine Spur von meinem Vater oder Jan. Oder vom König. Noch mehr Soldaten brachen durchs Gebüsch. Der erste Soldat machte Anstalten, mich erneut zu packen. Ich schlug zu, und er stolperte, fiel seinen ihm nachfolgenden Kameraden in die Arme.
    »Reitet los!«, brüllte ich in ihre betäubten Gesichter. »Der König will stromabwärts entkommen.«
    Ich rannte durch den Wald, sprang und kletterte die Böschung hinunter zum Fluss. Der Fährmann war von Scogman ganz geweckt worden und saß an den Riemen. Er hielt den Kopf gesenkt. Er hatte kaum noch Kraft, aber wir würden mit der Ebbe flussabwärts fahren. Ich kletterte nach Scogman ins Boot, und der Fährmann legte ab.
    »Hast du Jake ablegen sehen?«
    »Sobald Ihr zu den fünf Eichen gerannt seid«, sagte Scogman.
    »Hat er weiter stromabwärts festgemacht?«
    »Das konnte ich nicht sehen. Er ist um die

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