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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Biegung gefahren und war aus dem Blickfeld.« Scogman lud seine Pistole neu. »Woher wusstet Ihr das?«
    »Ich kenne meinen Vater. Er hätte vielleicht Jake mitten in der Nacht aufwecken können, immerhin war er Lord Stonehouse’ Fährmann. Aber Jan? Den muss er schon früher benachrichtigt haben. Dann sah ich durch das Fernglas, wie der König einen Wimpel an der Terrasse aufgehängt hat …«
    Richard musste alles geplant haben. Dann erhielt der König einen Brief, der ihn warnte, Aufrührer hätten beschlossen, ihn zu töten.
    »Warum hat er es dann nicht abgeblasen?«
    »Es war die perfekte Gelegenheit. Das hat er am Anleger Milford Stairs zu Jan gesagt, aber zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, was er damit meinte. Der König wird behaupten, Cromwell hätte versucht, ihn zu ermorden – darum musste er fliehen. Wenn der König entkommt, wird das Volk sich für ihn erheben.«
    Stag Island lag hinter uns. Der Regen ließ nach, hier und da flimmerte eine blasse Sonne auf dem Wasser. Es gab kein Anzeichen von einem anderen Boot. Ich war überzeugt, dass mein Vater mit dem König reiten würde, um weiter stromaufwärts das Boot zu nehmen. Dann konnten sie zum anderen Ufer übersetzen, wo sie für Cromwells Soldaten unerreichbar waren. Doch diese Überzeugung schwand allmählich, als wir um eine weitere Biegung kamen und immer noch kein Zeichen von Richard oder einem Boot sahen. Ich überlegte, ob sie die Flucht womöglich auf dieser Flussseite fortsetzen würden. Vielleicht hatte Richard Männer und Pferde, die am Fluss auf sie warteten.
    Schwammartige, graue Wolken verbargen die Sonne. Wir näherten uns Teddington. Der Fluss wurde breiter, und der Fährmann hielt das Boot dicht am Ufer, als wir den Sog des Stauwehrs spürten. Bis auf das stetige, glatte Eintauchen der Riemen war es unheimlich still. Wir glitten unter überhängenden Bäumen hindurch, wo sich die Regentropfen vereinten, ehe sie sich zitternd lösten und in riesigen Tropfen herunterfielen.
    Kühe glotzten uns an, reglos wie die Bäume, unter denen sie standen. Scogman packte mich am Arm. Er deutete auf einen Bauernhof mit einer Reihe von Nebengebäuden. Zuerst konnte ich nichts sehen, aber dann, als die Wolken sich teilten, machte ich in einem flüchtigen Lichtfleck eine Bewegung zwischen einigen Bäumen aus. Obwohl die Ebbe uns rasch mit sich zog, drängte ich den Fährmann, schneller zu rudern.
    Aus der Ferne sah es aus wie ein riesiger Mann auf einem Pferd. Erst als wir näher herankamen, wurde der Spalt zwischen den beiden reitenden Männern erkennbar. Mein Vater sah zu uns herüber und beugte sich vor. Der König hatte sein Pferd gut gewählt. Trotz seiner Last reagierte es sofort und galoppierte hügelabwärts zum Fluss hinunter.
    Jetzt entdeckten wir auch das Boot, das in einer Bucht unterhalb des Bauernhofs vertäut lag. Jake war bereit zum Ablegen. Ich konnte das gerötete Gesicht des Königs erkennen. Unzählige Male war er als ein Mann der Tat gemalt worden, und als er sein Pferd in der engen Bucht zügelte, sah ich ihn zum ersten Mal dieses Bild verkörpern.
    Richard drehte sich auf dem Pferd um. Zu spät sah ich die Pistole in seiner Hand. In der engen Bucht hallte sie wie eine Kanone. Unser Fährmann fiel, und das Boot begann zu kreiseln. Ein Riemen rutschte ins Wasser, doch es gelang mir, den anderen zu ergreifen. Wir waren nah genug am Ufer, dass ich mit dem Riemen auf Grund traf. Ich stand in dem wie toll schaukelnden Boot, bemühte mich, es wie einen Stechkahn zu lenken, und rammte den Riemen in den Schlamm. Die Strömung spülte uns auf die Bucht zu. Mein Vater und Jake waren bereits im Boot und halfen dem König beim Einsteigen. Was als Nächstes geschah, war teils der sperrigen Konstruktion, von der ich die Plane abgerissen hatte, teils Jakes Bewegung geschuldet, als er auf einen herannahenden Trupp von Cromwells Soldaten deutete. Der König rutschte aus und geriet ins Straucheln. Jake hatte bereits die Taue gelöst und hielt das Boot am Anleger, indem er sich am Steg festklammerte. Er ließ den Steg los, um dem König zu helfen, griff daneben, und das Boot trieb ab.
    Dieselbe Strömung, die uns in die Bucht trug, drohte nun, den König hinauszuspülen. Scogman griff nach einem herabhängenden Zweig, um das Boot an Land zu ziehen, während ich ins Wasser sprang, die Balance verlor und mich halb schwimmend, halb watend auf den König zubewegte. Ich schob meine Arme unter seine, spürte den Sog der Ebbe, der uns nach draußen zog,

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