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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Neaves Unterschrift? Unter dem Todesurteil für den König von England?«
    »Natürlich nicht«, sagte er säuerlich. »Lord Stonehouse’ Unterschrift.«
    Meine Verwirrung wuchs. »Lord Stonehouse ist tot.«
    »Ich meine Euch.«
    »Mich? Ich bin nicht Lord Stonehouse.«
    »Ihr könntet es sein.«
    Allmählich dämmerte mir, dass er nicht irgendeinen makabren Scherz mit mir trieb, sondern es bitterernst meinte. Als bekannt wurde, dass Cromwell entschlossen war, den König anzuklagen und die Verteidigung vorbereitet wurde, hatten sich die Inns of Court über Nacht geleert. Anwälte erkrankten plötzlich, verreisten oder hatten geschäftlich zu tun. Ein einziger Advokat wurde aufgetrieben, der bereit war, das Mandat zu übernehmen. Aus Iretons Bericht schloss ich, dass nun Krankheiten und sonstige Probleme es in ähnlicher Weise erschwerten, eine ausreichende Anzahl namhafter Unterschriften unter dem Todesurteil zusammenzubekommen.
    Ich schnitt ihm das Wort ab. Ich erklärte ihm, dass es, selbst wenn ich wünschte, Lord Stonehouse zu werden, was ich nicht tat, unmöglich wäre. Die Besitzungen und der Titel gehörten meinem Vater.
    »Der ist in Frankreich. Wenn der König hingerichtet wird, hat er niemanden mehr, der ihn darin unterstützt, seine Ansprüche geltend zu machen.«
    »Er hat das Testament meines Großvaters.«
    »Es gibt noch ein Testament.«
    Das verschlug mir den Atem. Wie gewöhnlich waren Iretons Spione unfehlbar, auch wenn er meine Reaktion falsch eingeschätzt hatte. Er hatte sich mit Roger Hanmer getroffen, dem Advokaten, der beim Tod meines Großvaters anwesend gewesen war. Nach gründlichen, gewissenhaften Nachforschungen hatte dieser einen Präzedenzfall gefunden, nach dem die Erbfolge des Familienfideikommisses zuungunsten des ältesten Sohnes geändert werden konnte.
    »Das andere Testament ist nicht unterschrieben«, sagte ich.
    Ireton sah mich verwundert an. »Mir wurde gesagt, es sei vor seinem Tod unterzeichnet und bezeugt worden.«
    Ich sah Ireton verächtlich an. Ich fand, dass Charles Stuart, der über seine Richter lachte und angesichts Tausender von Toten und ihrer zerstörten Familien keine Reue empfand, den Tod verdient hatte. Aber nachdem sie die Levellers zerschlagen hatten, hatte ich auch nichts mehr für Cromwell und Ireton übrig. Ich sagte Ireton, dass ich nicht einwilligen würde. Er glaubte, ich versuchte zu feilschen. Während er mir einige Beförderungen als zusätzlichen Anreiz anbot, kam es draußen zu einem verworrenen Wortwechsel, und die Tür wurde geöffnet.
    Anne stand leicht schwankend auf der Schwelle. Ihr Nachtgewand schlackerte um ihren abgemagerten Leib. Das lange Haar, das viel zu früh graue Strähnen bekommen hatte, hing ihr über die Schultern. Sie sprach mit ausdrucksloser, stockender Stimme, doch das verlieh ihr eine sonderbare Würde, die der Haltung ihrer einstigen Beraterin Lucy in nichts nachstand.
    »Mr Ireton … wie gut, dass Ihr endlich gekommen seid.«
    Jane tauchte hinter ihr auf und wollte sie zurückhalten, aber Anne schüttelte sie ab und kam auf mich zu.
    »Thomas … hast du Mr Ireton etwas zu trinken angeboten?«
    Ihre Beine gaben nach, und ich konnte sie gerade noch auffangen, ehe sie am Boden aufschlug.

38. Kapitel
    Ich unterschrieb. Mein Name stand neben den anderen fünfundneunzig Namen auf dem Todesurteil, neben Männern, die aus politischer Überzeugung handelten wie der Advokat Roger Bradshaw, der dem Gericht vorsaß; neben skrupellosen Schurken wie Henry Marten und radikalen Hitzköpfen wie dem jungen Lord Grey of Gorby, dem einzigen Peer auf der Liste. Auch fromme Männer waren dabei, wie Edward Whalley, der glaubte, Gott würde ihm die Feder führen, und schließlich Männer wie ich, deren Motive nur ihnen selbst bekannt waren.
    Zumindest wusste ich, als ich die Feder in die Tinte tauchte, endlich, wer ich war: Sir Thomas Stonehouse. Ich hatte die Adelswürde verweigert, damit ich ins House of Commons einziehen konnte, aus dem ich einst losgerannt war mit den Worten, von denen ich glaubte, sie würden die Welt verändern, und an die ich mich inzwischen kaum noch erinnern konnte. Anne hätte Einwände erhoben, wenn sie sich dessen bewusst gewesen wäre, aber sie nahm nur wenig von den Dingen wahr, die um sie her geschahen; außer dass ich wieder Thomas war. Ich glaube, sie klammerte sich nur aufgrund von Iretons Besuch ans Leben. Und weil ich wieder einen guten Schneider hatte.
    Ich hatte einige Änderungen an dem Anzug

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