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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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und strampelte heftig, bis ich festen Boden unter den Füßen hatte und ihn quälend langsam ans Ufer schleppte. Zuerst konnte er kaum stehen. Ich hielt ihn fest, bis er mir einen eiskalten Blick zuwarf. Ich ließ ihn los. Schwankend und tropfend stand er da, bis er wieder Fuß fasste und seine Würde zurückgewann.
    »Danke«, sagte er, als sei ich einer seiner Kammerherren mit dem pochierten Ei.
    Als seine Miene sich änderte, wirbelte ich herum. Scogman zielte mit der Pistole auf das Boot. Ich legte meine Hand auf die Waffe.
    Mein Vater stand da und hielt sich an den Streben des Verdecks fest. Er bot ein leichtes Ziel, und ein wahres Vorbild aristokratischen Ehrgefühls. Es war, als wünschte er zu sterben, jetzt, nachdem er versagt hatte. Es war sowohl absurd als auch seltsam bewegend. Er hob die Hand, und als er außer Sichtweite kam, hob ich meine.
    »Euer Vater ist ein feiner Mann«, sagte der König. »Ich wünschte, Ihr wäret ebenso loyal wie er.«
    Die Soldaten umzingelten uns. Der Colonel saß ab und verbeugte sich mit der üblichen Ehrerbietung vor seinem durchnässten und zitternden Monarchen. Als wäre nichts geschehen. Doch ich würde weder ihm noch sonst irgendjemandem jemals wieder Respekt zollen.
    »Eure Majestät«, sagte ich, »ein Mann kann nur jemandem gegenüber loyal sein, dem er vertraut.«

Teil IV
    Die Unterschrift
    1649  – 1659
    37. Kapitel
    Wer konnte Charles Stuart schon vertrauen? Später im Jahr floh er aufs Neue und gelangte sogar bis zur Isle of Wight, ehe man seiner wieder habhaft wurde. In der Gefangenschaft schloss er ein geheimes Abkommen mit den Schotten und stürzte damit das Land in einen weiteren Krieg, ehe er im Jahr darauf zum zweiten Mal besiegt und anschließend vor Gericht gestellt wurde.
    Zu diesem Zeitpunkt, im Januar 1649, war es mir gleichgültig, was mit Charles Stuart geschah. Oder dem Land. Ich kehrte von der letzten Schlacht aus Preston zurück und musste feststellen, dass Anne um ihr Leben kämpfte.
    Sie wohnte immer noch bei Lucy Hay, obgleich die Countess selbst nicht dort war. Cromwell hatte sie wegen ihrer Rolle an Holles’ Seite beim Aufstand der Presbyterianer festnehmen lassen. Jane erzählte mir, dass Anne, einen Tag nachdem sie Lucy im Tower besucht hatte, krank geworden war. Dr. Latchford sagte, Anne habe sich dort am Kerkerfieber angesteckt. Sie aß wenig und bekam das wenige kaum herunter. Jane flüsterte, dass Anne mehr als das Fieber aus dem Tower mitgebracht hatte – sie war mit der festen Überzeugung zurückgekehrt, ich sei tot.
    Es war ein weitverbreitetes Leiden unter den Frauen in London. Während der Kämpfe hörten sie monatelang nichts von ihren Männern, manchmal jahrelang. Sterndeuter verkündeten wahrscheinlich häufiger als die Armee, ob ein Mann tot war oder lebte. Doch meine Anwesenheit schien Annes Leiden nicht zu heilen, mein Auftauchen schien es eher noch zu verschlimmern.
    Anne erkannte mich nicht. Sie stieß mich fort und rief: »Keine Ärzte mehr!«
    »Wird sie sterben, Sir?«, flüsterte Luke.
    Es war ein Haus des Flüsterns, der zugezogenen Vorhänge und der flackernden Feuer, obwohl das Fieber sie verbrannte. Zumindest schien ihre Krankheit Lukes Furcht zu vertreiben, und er versteckte nicht mehr so oft sein vernarbtes Gesicht. Er hielt Anne am Leben, nicht ich. Sobald er den Raum betrat, ging es ihr besser. Er las ihr vor, nicht aus der Bibel, die Mr Tooley ihr neben das Bett gelegt hatte, sondern die einzigen Dinge, die ihre bruchstückhafte Aufmerksamkeit errangen – Geschichten von Rittern und Liebe aus alten Volksbüchern, in denen vormals Böses wieder gut gemacht wurde. In einer der Geschichten gab es einen Ritter namens Thomas. Sie richtete sich mit unerwarteter Kraft auf.
    »Die nicht. Thomas ist tot.«
    Luke stockte und protestierte, ich sei am Leben. Ich versuchte sie festzuhalten, aber sie stieß mich fort. Schluchzend sank ich auf die Knie, versuchte, ihre Erinnerung aufzufrischen, rief ihr die Tage ins Gedächtnis, als wir uns kennengelernt hatten und ich barfüßig in den Half Moon Court gekommen sei.
    »Affe«, sagte sie.
    Ich schöpfte Hoffnung, aber an Tom erinnerte sie sich noch weniger als an Thomas. Wenn Thomas tot war, so hatte Tom kaum je existiert. Alles, woran sie sich erinnerte, waren die nackten Füße, die eine Feder oder eine der Lettern mit den Zehen aufsammeln konnten, und dass ich eine Art Bote gewesen sei. Einmal erwähnte ich, dass ich sie unter dem Apfelbaum geküsst hatte. Sie

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