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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Debatte.«
    »Haltet mir Eure Hündchen vom Leibe, Cromwell!«, rief Holles. Cromwell antwortete nicht, sondern machte sich auf den Weg zu seinem Arbeitszimmer, das er sich mit einem anderen Abgeordneten, Ireton, teilte. Beschämt lief ich ihm nach, bat ihn, mich anzuhören, und prallte mit mehreren Leuten zusammen, als ich versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Doch entweder hörte Cromwell mich nicht, oder er wollte mich nicht hören.
    »Lasst Euch einen Termin geben«, sagte Ireton barsch.
    In diesem Augenblick hasste ich Ireton. Genaugenommen hasste ich Ireton immer. Ich hasste ihn, weil er sechsunddreißig gegen meine zweiundzwanzig Jahre aufzubieten hatte, weil er mit seinen tiefliegenden, dumpfblickenden Augen sinnend und ernst wirkte und niemals lachte, weil er kühl und bedacht war, nicht wie ich impulsiv, und vor allem, weil er Cromwells Schwiegersohn und stets an seiner Seite war.
    Entmutigt blieb ich stehen und sah ihnen nach. Dann drehte Cromwell sich um und winkte mir zu. Wenn man mit Cromwell Seite an Seite gekämpft hatte, gehörte man zu seinen Soldaten. Welchen Rang man auch innehatte, er erinnerte sich stets an den Namen. Er prahlte nie mit seinen Taten, sondern schob seine Siege auf die Gnade Gottes. Wenn er zum Regiment sprach, hatte jeder einzelne Soldat das Gefühl, er würde nur zu ihm sprechen. Wie müde er auch sein mochte, und ich konnte sehen, wie ausgezehrt er nach seiner Krankheit war, er hatte immer einen kurzen Moment Zeit für einen seiner Soldaten. Ich stürzte durch die Lobby, als wäre ich immer noch ein Laufbursche, dann schaffte ich es, mich zu beherrschen.
    »Ihr werdet warten müssen.« Ireton sah verdrießlich drein. »Dort drin.«
    Ich betrat den kleinen Raum, auf den er deutete und der so vollgestopft war mit Redeentwürfen und vergilbten Parlamentsakten, dass die Tür nicht mehr richtig zuging. Ich saß eingequetscht zwischen einem Stapel Verordnungen und einigen alten Akten über die Trockenlegung der Sumpfgebiete von East Anglia, während Cromwell eine Unterredung nach der anderen bestritt.
    Stiefel klapperten, Stimmen dröhnten. Cromwell traf Vorkehrungen, am nächsten Tag nach Essex zu reiten, um sich die Forderungen der Soldaten anzuhören. Allmählich nickte ich in der engen, stickigen, Kammer ein. Iretons Worte weckten mich mit einem Ruck wieder auf.
    »… französisches Boot. Sie haben einen der Seeleute gefangen genommen, aber der Mann, den sie an Land gebracht haben, konnte entkommen.«
    Über einen Aktenstapel hinweg konnte ich durch die halb offene Tür Cromwells Reaktion beobachten. »Wann war das?«
    »Vor einem Monat.«
    »Wer ist der Mann?«
    »Ich glaube, das könnt Ihr Euch denken. Er ist ein exzellenter Schwertkämpfer. Er hat zwei der Grenzposten getötet. Jetzt ist er irgendwo in der Stadt – er wurde bei der Börse gesehen. Ich lasse ein paar Männer nach ihm suchen.«
    Vor einem Monat. Das Datum passte zu Richards Brief. Zudem war er ein ausgezeichneter Schwertkämpfer. Ich meinte wieder, die Kälte der Klinge zu spüren, die er mir nach der Schlacht von Edgehill an die Kehle gehalten hatte, und berührte die Narbe an der Wange, die mir einer seiner Männer beigebracht hatte. Eine Woge der Erregung stieg in mir auf. Auf einen Schlag konnte ich alles haben. Das war meine Eintrittskarte, um mit Cromwell zusammenzuarbeiten und Abgeordneter zu werden. Doch alles musste so vonstattengehen, dass Lord Stonehouse nichts von meiner Beihilfe erfuhr.
    Kluge Anne, die mir diese Idee in den Kopf gesetzt hatte. Aber in einer Sache hatte sie sich geirrt. Sie glaubte, ich hätte es Lord Stonehouse abgenommen, wenn er von mir als seinem Erben gesprochen hatte. Ich war vielleicht ein Narr, aber so ein Narr nun auch wieder nicht. Ich hatte die Vorstellung voll ausgekostet, doch im Grunde meines Herzens hatte ich immer gewusst, dass es niemals dazu kommen würde. Ein Bastard und die Tochter eines Druckers? Aus diesem Grund hatte ich stets die Füße in Tom Neaves Stiefeln gelassen, während ich Thomas Stonehouse’ Federhut trug. Weil ich entschlossen war, frei und unabhängig zu sein. Doch das hier veränderte alles.
    Wenn Richard aus dem Weg wäre, wäre ich der Nächste in der Erbfolge. In diesem Moment, eingepfercht in einen Käfig voll muffiger Akten, konnte ich mir den Luxus leisten, daran zu glauben. All das ging mir durch den Kopf, als Cromwell die Tür hinter Ireton schloss und an sein Schreibpult zurückkehrte, die Lider vor Müdigkeit halb

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