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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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habt einen neuen Namen und feine Kleider«, sagte ich.
    Er erklärte mir, dass Clarke schon immer sein Name gewesen sei. Ich sei es gewesen, der ihn als Kind Mr Ink getauft habe, doch jetzt habe er es zu etwas gebracht und würde es schätzen, Wohlgeborener William Clarke genannt zu werden. Er sagte es mit einem Augenzwinkern, um mir zu zeigen, dass irgendwo in diesen neuen Kleidern immer noch mein alter Freund Mr Ink steckte, und doch verstärkte es mein Gefühl, dass alle um mich herum es zu etwas gebracht hatten, nur ich nicht.
    Als ich ging, hielt sich dieses Gefühl hartnäckig, und der Zahlschein in meiner Tasche erinnerte mich nur an meine Demütigung. Ich ging langsam, trotzdem erreichte ich die Drury Lane viel zu schnell. Als ich durch die Toreinfahrt schritt, dachte ich an meinen Vater und wollte seinen Brief beantworten.
    Anne sah mich erwartungsvoll an, als ich mein Studierzimmer ansteuerte.
    »Ich habe Cromwell nichts gesagt«, erklärte ich. »Was immer er getan hat, Richard ist mein Vater. Ich werde ihm schreiben. Herausfinden, ob er es ernst meint.«
    Ich wollte die Tür schließen, aber sie stand immer noch da. »Ist das alles?«
    Schweigend reichte ich ihr den Zahlschein. Sie starrte Mr Inks elegante Handschrift an, die ausholenden Schnörkel von Cromwells Unterschrift. Für die letzten vier Monate standen mir elf Pfund, sechs Schillinge und drei Pence zu.
    »Du Narr«, sagte sie.
    Ich dachte, sie würde ihn in Stücke reißen. Ich schnappte ihr den Schein weg, und er riss entzwei. In meinem Kopf rauschte das Blut. In meinen Ohren dröhnte es. Ich packte Anne an den Schultern, und Gott allein weiß, was ich ihr angetan hätte, wenn ich nicht gesehen hätte, dass Luke uns von der Halle aus anstarrte.
    Anne wandte sich ab, nahm Luke ohne ein Wort bei der Hand und führte ihn die Treppe hinauf.

8. Kapitel
    Meine Geschicklichkeit im Umgang mit Worten verließ mich, als ich mich daranmachte, Richards Brief zu beantworten. Bereits vor der ersten Hürde geriet ich ins Stocken. Lieber Richard? Lieber Vater? Lieber Sir Richard? Das kühle, formale Sir?
    Schließlich entschied ich mir für Letzteres.
Sir,
ich weiß nicht, was ich schreiben soll (wahr) . Nach dem, was Ihr mir in der Vergangenheit angetan habt, werdet Ihr mir verzeihen, wenn ich zunächst argwöhnisch bleibe (um es milde zu formulieren) . Ich glaube, Ihr seid in London. Ich sollte Euch der Obrigkeit melden. Ich habe Euch nicht verraten (noch nicht) , weil ich mich mit Euch treffen möchte, um herauszufinden, ob Ihr ab imo pectore (das Stonehouse-Motto: von Herzen) geschrieben habt. Ich werde morgen, Donnerstag, und am folgenden Tag an der Börse sein, am Zeichen des Bullen, jeweils zur Mittagszeit.
Ich verbleibe, stets Euch zu Diensten,
Thomas Stonehouse
    An den nächsten beiden Tagen wartete ich vor der Börse, mit einer sonderbaren, wachsenden Ungeduld, die allmählich in Enttäuschung und Ernüchterung umschlug. Wenn die Post kam, schlug mein Herz ein wenig schneller, doch ich erhielt keine Antwort. Vielleicht war Richard nach Frankreich zurückgekehrt. Oder er fürchtete eine Falle. Bei einem meiner Gänge zur Börse fiel mir in der Nähe der London Bridge ein, dass ich mir vorgenommen hatte, Scogmans Frau und Kindern Geld zu bringen. Meine Gebete für sein Überleben waren erhört worden, und nun war er für mich eine Art Volksheld. Ich überquerte den Fluss zur Bankside hin und ging zu der Adresse, die ich der Regimentsliste entnommen hatte. Es war ein Bordell.
    Als ich in dieser Nacht von Liz’ Husten aufgeweckt wurde, sah ich wieder die Huren vor mir, wie sie Tränen lachten.
    »Scogman? Verheiratet? Gib mir das Geld, mein Lieber. Ich werde dafür sorgen, dass sie es bekommt. Kinder? Er macht sich zu schnell aus dem Staub, um irgendwelchen Kindern seinen Namen zu geben. Scoggy? Meine unsterbliche Liebe, Süßer.«
    Ich wand mich innerlich, als ich daran dachte, wie ich ihm früher einmal etwas Geld geliehen hatte – das er mir schuldig geblieben war –, damit er es seiner hungernden Familie schicken konnte.
    Ich versuchte, meine Demütigung zu vergessen, indem ich Jane half, Liz zu versorgen, und ritt, da Dr. Latchford nicht mehr weiterzuwissen schien, am nächsten Morgen nach Spitall Fields, um von Matthew, dem Heilkundigen, der mich aufgezogen hatte, einen Kräutersirup zu holen. Spät in seinem Leben hatte das Glück es gut mit ihm gemeint. Weil er niemand enttäuschen wollte, hatte er stets Heilung von allen Leiden

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