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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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bei sich behalten. Anne machte Anstalten, Jane zu folgen, kehrte jedoch noch einmal zurück.
    »Was wirst du tun?«
    »Ihn zum Abendessen einladen?«
    »Mach bitte keine Witze. Was wirst du tun?«
    »Ich weiß es nicht, Anne.« Ich nahm einen Federkiel, strich mit den Fingern die Feder entlang und ertastete die Spitze. Es war nicht meine Absicht, einen Brief zu schreiben. Es war eine automatische Reaktion, die mir half, nachzudenken. Ich war immer noch wie betäubt, weil der Vater, den ich beinahe vergessen hatte, plötzlich ein menschliches Antlitz bekam.
    »Du wirst ihm doch nicht etwa antworten, oder?«
    »Natürlich werde ich darauf antworten.«
    »Was wirst du schreiben?«
    Ich wusste, dass Jane auf der Treppe wartete. »Das ist meine Sache«, sagte ich kühl.
    Sie erklärte Jane, dass sie sogleich nachkommen würde, und schloss die Tür. Sie zitterte, und von der Erkältung war ihre Stimme noch rau und heiser. »Es ist genauso sehr meine Sache wie deine, Sir.«
    »Diese Welt steht wirklich kopf, was? Seit wann sagt eine Frau ihrem Mann, was er zu tun hat?«
    »Seit sie etwas zu sagen hat, Sir. Während du gekämpft hast, habe ich diesen Ort hier aufgebaut. Ich habe Lord Stonehouse umschmeichelt, habe Verständnis für seine Krankheiten gezeigt, habe seine Launen erduldet, sein Misstrauen, seine Wutausbrüche, seine Rülpser, seine Furze. Ich habe gelächelt, wenn ich schreien wollte. Als Luke geboren wurde, fühlte ich mich, als würde es mich zerreißen. Ich dachte, ich würde es nicht überleben.«
    Ich stand auf und wollte sie in den Arm nehmen, aber sie stieß mich fort und erzählte mir mit lang aufgestautem Zorn, was sie durchgemacht hatte, während ich fort war. Dinge, die ich mir nie klargemacht hatte. Ich wusste, dass Lord Stonehouse mich nur aus Berechnung als seinen Erben anerkannt hatte, um die Zweifel des Parlaments an seiner Loyalität auszuräumen, aber hatte ich irgendeine Vorstellung davon, wie vordergründig diese Anerkennung war? Er hatte heimlich an Richard geschrieben. Anne wusste das von Mr Cole. Oh, ihm hatte sie ebenfalls geschmeichelt. Hatte ihm eine Beförderung versprochen, sobald ich mein Erbe anträte. Hatte ich das nicht gewusst? Glaubte ich wirklich, die Welt stünde kopf? Es war dieselbe alte Welt, am Laufen gehalten durch Gefälligkeiten – oder das Versprechen von Gefälligkeiten, wenn der König zurückkam. Jeder rangelte um eine gute Position, bis auf mich, so sagte sie, der ich daran glaubte, die Welt sei dabei, sich in einen anderen, einen besseren Ort zu verwandeln.
    Mir sei doch gewiss gegenwärtig, fuhr sie fort, dass ich, sofern es Lord Stonehouse betraf, noch immer eine Marotte sei. Es geschähe nur selten, dass ein Bastard einen so bedeutenden Besitz erbe. Und es sei geradezu ungehörig, dass seine Frau eine Bürgerliche sei – eine Bürgerliche ohne Mitgift, ohne Ländereien, die sie den Ländereien ihres Gemahls hinzufügen könnte. Falls Lord Stonehouse plane, erneut zu heiraten, ginge es dabei nicht um Liebe, wie ich wohl meinte, sondern um einen weiteren Stonehouse. Einen weiteren Jungen. Wir wären eine Art Rückversicherung, die zweite Wahl, für den Fall, dass kein anderes Stonehouse-Blut für das Erbe zur Verfügung stünde. Als sie das sagte, hatte ich das Gefühl, es die ganze Zeit gewusst, aber niemals in Worte gefasst zu haben. Was mir wirklich wichtig war, war das Erreichbare – Abgeordneter des Parlaments zu werden. Doch selbst das hatte er vereitelt.
    Mein Zorn wuchs, als Anne mir erzählte, wie man sie behandelt hatte, wie sie abgewiesen worden war, als sie nicht sofort empfangen hatte. Lord Stonehouse war nicht zu Hause. Oder in einer Unterredung. Es gab keine Kohlen. Nur Stroh auf dem Fußboden. Warum um alles auf der Welt hatte sie mir nichts davon erzählt? Weil ich nicht gekatzbuckelt hätte. Weil ich alles ruiniert hätte. Nur Männer könnten sich den Luxus des Stolzes leisten, sagte sie verbittert.
    Bei meinen kurzen, eiligen Besuchen während des Krieges war das, was für mich ein Liebesakt gewesen war, für sie ein Akt der Verzweiflung, gefolgt von der unablässigen, nagenden Furcht, unfruchtbar zu sein, und noch weiter in Lord Stonehouse’ Gunst zu sinken. Hatte ich das Stroh auf dem Fußboden nicht gesehen, nicht bemerkt, dass sie zerhackte Möbel für mich verbrannt hatten?
    Sie hatte versucht herauszufinden, ob Lord Stonehouse schon die Bestimmungen des Familienfideikommisses hatte ändern lassen. Das Familienfideikommiss war

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