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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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gesenkt.
    Als bräuchte ich, passend zu der unerwarteten Ausdehnung meiner Innenwelt, mehr Raum, schob ich meinen Stuhl zurück und warf dabei einen Aktenstapel um.
    Cromwell stieß die Tür zur Gänze auf. »Ihr, Tom! Ich hatte ganz vergessen, dass Ihr hier seid.«
    Bestürzt sprang ich auf und sammelte die verstreuten Akten wieder ein.
    »Lasst sie liegen, lasst nur. Das ist die Blasphemie-Verordnung. Menschen aufhängen, weil sie die Dreifaltigkeit leugnen? Damit werden die Presbyterianer niemals durchkommen.«
    Er förderte den Brief zutage, den ich ihm geschrieben hatte und in dem ich ihn bat, für ihn arbeiten zu dürfen. »Für mich arbeiten, Tom?«, lachte er. »Ich hoffe nicht. Wir haben Frieden. Die Armee wird aufgelöst.«
    »Ich meine hier.«
    »Hier? In diesem Turm zu Babel? Ihr wollt versuchen, all diese zänkischen Stimmen zusammenzubringen? Ihr würdet Euch zu Tode langweilen.«
    »Nicht, wenn ich für Euch arbeiten dürfte.«
    Ich meinte es ernst. Sobald ich ihm gegenübersaß, begriff ich, wie sehr ich es vermisste, für ihn tätig zu sein. Er brachte Männer dazu, nicht nur an das zu glauben, was sie taten, sondern auch an sich selbst. Seine grüblerische Selbstkritik, das unablässige Abwägen seiner Fähigkeiten und Schwächen führte dazu, dass die Menschen offener für seine Kritik an ihnen waren. Und so arbeiteten alle für ein gemeinsames Ziel, in dem Wissen, dass er niemanden unbarmherziger antrieb als sich selbst.
    Ich zog Richards Brief hervor und öffnete ihn, wobei ich einen flüchtigen Blick auf die Worte »vergib mir … dein Vater« erhaschte. Wieder löste die Anstrengung dieses mühseligen Gekritzels eine Gefühlsaufwallung aus, die mich vollkommen unerwartet traf. Meine Augen brannten, und ich konnte nicht sprechen. Angenommen, Richard meinte es aufrichtig? Was, wenn er sich verändert hatte? Ich schob den Gedanken beiseite. Ein Mann wie er, der Leute angeheuert hatte, um mich zu töten?
    »Was habt Ihr da, Tom?«
    »Ich …«
    Es war nicht so sehr der Glaube an Richards Aufrichtigkeit. Eher das Wissen, dass ich es mir niemals vergeben könnte, wenn ich nicht zumindest herauszufinden versuchte, ob er es ernst meinte, ehe ich ihn verriet.
    »Was ist das, Tom?«, fragte Cromwell schärfer und streckte die Hand nach dem Brief aus.
    Ich zog ihn fort. »Er … er kommt von einem Edelmann, der meine Bewerbung zum Abgeordneten unterstützt.«
    »Lord Stonehouse wird Euch unterstützen.«
    »Er hat sich geweigert.«
    »Und dann erwartet Ihr, dass ich Euch unterstütze?«
    Seine Ablehnung war in der Frage enthalten. Sein Auftreten wurde schroff. Ich hatte schon oft gesehen, wie er auf diese knappe Art und Weise Menschen zurückwies, die ihn um einen Gefallen baten, aber es war demütigend, das selbst zu erleben. Ich stopfte den Brief meines Vaters in die Tasche und ging zur Tür.
    »Wartet. Ihr habt Streit mit Lord Stonehouse? Hat er Euch Eure Mittel gestrichen?«
    Er wusste alles. Wahrscheinlich, dachte ich verbittert, hatte Lord Stonehouse ihn informiert und somit jede Möglichkeit verbaut, dass Cromwell mich als Abgeordneten vorschlug. Was als Nächstes geschah, war sogar noch erniedrigender, obgleich er in bester Absicht handelte. So wie man einem alten, vom Glück verlassenen Armeekameraden eine helfende Hand reicht. Er führte mich den Korridor entlang zu einer Schreibstube, in der ein Sekretär seine letzte Rede abschrieb. Auf dem Zahlschein der Armee, ausgestellt auf Thomas Stonehouse, war die Summe bereits eingetragen. Cromwell unterzeichnete mit seiner weiten, wogenden Unterschrift, klopfte mir auf die Schulter und ging.
    Der Sekretär überprüfte die Auszahlungssumme, die mir zustand, in einem Kontobuch, und füllte den Zahlschein vollständig aus. Er trug ein Hemd aus feinem Leinen, dessen Ärmel hochgerollt waren, um sie vor Tintenspritzern zu schützen. Es waren diese Spritzer, die ich als Erstes wiedererkannte.
    »Mr Ink!«, rief ich und schlang die Arme um den Mann, den ich als bescheidenen Schreiber in Westminster kennengelernt hatte. Damals hatte er die Reden von Mr Pym aus dem Saal herausgeschmuggelt, mit denen ich dann zur Druckerei gerannt war. Reden, mit denen die großartige Rebellion gegen den König begonnen hatte.
    »Ich bin Mr Clarke«, sagte er. »William.« In seiner Verbeugung lag ein Hauch von Tadel. Sein dunkelgrauer Leibrock war streng geschnitten, aber nach der Mode an der Hüfte aufgeknöpft, um die Qualität seines Leinenzeugs zu zeigen.
    »Ihr

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