Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)
versprochen, von der Pest bis zum gebrochenen Herzen. Doch seine Methode war zu unberechenbar, als dass man ihm hätte vertrauen können, und sein Unternehmen wäre beinahe gescheitert, bis er den Apotheker Nicholas Culpepper kennenlernte, der jene von Matthews Heilmitteln, die tatsächlich halfen, von denen trennte, die es nicht taten. Auf diese Weise ließen sich Matthews einzigartige Kenntnisse nutzbar machen, denn während seine Heilmethoden unzuverlässig waren, waren seine Kräutersammlung und sein Wissen um die Pflanzen, von Aloe bis Eisenkraut, unübertroffen.
Zusammen produzierten sie einfache Kräuterheilmittel für die Armen. Culpepper brachte Ärzte wie Latchford zur Weißglut, indem er sich selbst als Arzt in Spitall Fields, außerhalb der Stadt und somit außerhalb des Zuständigkeitsbereichs der Akademie der studierten Doktoren, niederließ. Im Haus des Apothekers hatte Matthew eine Kammer, in der man sich an einem düsteren Tag fühlte, als hätte man den Sommer betreten, so sehr duftete es nach Rosmarin, Lavendel und Salbei.
Als ich ankam, hackte Matthew gerade Kräuter auf einer Bank. Eines seiner Augen war milchig-blau, und er saß gebückt wie ein Kobold, doch er war so munter wie eh und je, und sein Lebensmut war ungebrochen.
»Die kleine Liz! Der arme Spatz! Ich weiß genau, was sie heilen wird. Das hat erst letzte Woche drei Kinder aus dem Grab zurückgeholt.« Er fing Culpeppers Blick auf, der ihn streng über den Rand seiner Brille musterte, schluckte und milderte sein Versprechen ein wenig ab. »Es wird den Husten lindern, so dass sie besser essen und schlafen kann.«
Ich verstaute das Sirupglas in meiner Satteltasche und ritt quer durch die Stadt zurück. Menschenmassen waren auf der Straße, und ein Durchkommen wurde immer schwerer. Am dichtesten war das Gedränge in der Nähe der Zeitungsstände und Straßenhändler: An diesem Tag wurden mehr Flugschriften verkauft als heiße Pasteten.
Aus einer Flugschrift erfuhr ich, wie übel Cromwell die Debatte verloren hatte. Die halbe Armee sollte aufgelöst, die Soldaten mit dem armseligen Sold für sechs Wochen abgespeist werden, anstatt ihnen die hohen Rückstände auszuzahlen. Eine andere Flugschrift verbreitete eine Antwort der Soldaten, die nichts Gutes verhieß, keine Bittschrift diesmal, sondern eine Liste mit Forderungen. Von Holles wurde eine Entschuldigung dafür verlangt, die Soldaten Feinde des Staates genannt zu haben, jenes Staates, für den sie gekämpft hatten. Eine weitere Forderung lautete, dass den Soldaten ihr voller Sold ausbezahlt werden solle. Die Flugschrift war nicht von den Soldaten unterschrieben, sondern von Männern, die sich selbst Vermittler oder Agitatoren nannten. Levellers. Einer der Unterzeichner war Nehemiah.
Weiter unten in Cornhill herrschte solch ein Andrang, dass ich mein Pferd nur mit Mühe unter Kontrolle halten konnte und gezwungen war, abzusteigen. Im Zentrum des Aufruhrs war ein Buchladen mit dem Zeichen einer Bibel. Die meisten Menschen waren dort, um zu streiten, anstatt Bücher zu kaufen. Ein presbyterianischer Pfarrer namens Edwards ließ eine Tirade auf die Menge los. Er hatte eine Reihe Bücher mit dem Titel Gangraena geschrieben, und das letzte Werk war ein Angriff auf die Sünden von Cromwells Armee. Die Gangrän, den Wundbrand, sah er in den angeblich von der Armee verbreiteten Ketzereien.
Edwards, ein hochgewachsener, ausgemergelter Mann, der sein Haar lang trug, ereiferte sich über die »Sektierer«, die von der wahren presbyterianischen Kirche abfielen. Ein streng blickender Puritaner hielt eine Ausgabe von Gangraena in die Höhe, ein Band, so dick wie die Bibel. Er sah mich durchdringend an. Sein Miene verriet, dass er wusste, dass ich einer der Ketzer war.
»Solche Leute glauben an die Freiheit des Gewissens!«, schrie Edwards, als sei Freiheit schlimmer als die Pest. »Ich aber sage euch: Freiheit des Gewissens führt zum Denken, Denken zu Fehlern und Fehler in die Hölle.«
Ich konnte einfach nicht stumm danebenstehen. »Ihr glaubt also, wir sollten nicht selbst denken?«
»Nicht in religiösen Dingen, Sir.« Die Menschen traten zur Seite, als er sich zu mir vordrängte. »Ein Bauer erwartet nicht, dass ein Weber sein Getreide sät, genauso wie ein Weber keinem Bauern gestatten wird, seine Stoffe zu weben.«
»Aber wenn der Bauer, oder sein Getreide, verdorben ist – was soll ein Mann dann tun? Verhungern? Kann er dann nicht sein eigenes Getreide säen?«
»Sein eigenes
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