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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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»kennst du Byford Hall?«
    »Jawohl, Sir. Meine Schwester arbeitet dort. Als Küchenmagd. Steht bei Tagesanbruch auf, um Feuer zu machen. Hier ist es ein bisschen anders als in Byford Hall.« Sie kicherte. Sie erklärte mir den Weg und nannte mir den Namen eines Dieners, Murray, mit dem ihre Schwester ausging.
    Mühselig richtete ich mich auf. »Scogman … du sagtest, du würdest alles für mich tun?«
    Er blickte von seinen wundgescheuerten Handgelenken auf. »Alles auf der Welt, Sir.«

14. Kapitel
    Für einen Marktflecken, dessen Bewohner nach Sir Lewis’ Worten entschlossen waren, Gesetz und Ordnung durchzusetzen und, koste es, was es wolle, die Gottlosen zu verfolgen, von Mördern und Dieben bis zu Trunkenbolden und Sabbatschändern, brachte Dutton’s End ziemlich wenig Mittel für seine Haftanstalten auf. Das Blindhouse war bis vor kurzem ein Gefängnis für Betrunkene gewesen, bis einer von ihnen es niedergebrannt hatte. Das House of Correction war ein Mittelding aus Arbeitshaus und Gefängnis, wo Vagabunden, ledige Mütter und davongelaufene Lehrjungen Hanf schlagen mussten oder selbst geschlagen wurden, um sich zu bessern. Ein Kind hätte dort ausbrechen können. Das Zuchthaus der Grafschaft war sicher genug, um Menschen festzuhalten, die vor Gericht gestellt werden sollten, aber es lag zwanzig Meilen entfernt. Aus diesem Grund zügelte ich an jenem Abend mein Pferd vor dem dritten Gefängnis in Dutton’s End: Stalkers Haus. Hinter meinem Sattel über den Rücken des Pferdes geworfen lag Scogman, in einem äußerst bedauernswerten Zustand, mit gefesselten Händen, den Mund mit einem Knebel verstopft.
    Das Haus war stabiler, als ich erwartet hatte. Anders als seine strohgedeckten Nachbarn hatte es ein Ziegeldach, und die Wände waren im Fischgrätenverband gemauert. Nur die vergitterten Fenster im Erdgeschoss wiesen darauf hin, dass es sich um ein Gefängnis handelte. Normalerweise wurden hier Schuldner und Kleinkriminelle verwahrt, aber auch Schwerverbrecher hielt man über Nacht hier fest, ehe sie ins Zuchthaus überführt wurden. Stalker beschwerte sich regelmäßig beim Richter über das Fehlen eines angemessenen Gefängnisses, doch da er sein Geld mit den Gefangenen verdiente, vermutete ich, dass die Beschwerden die Ziegelsteine bezahlt hatten, aus denen sein Haus errichtet war.
    Das Haus war dunkel und still, wie viele andere in dieser puritanischen Stadt, und erweckte den Eindruck, dass die Bewohner entweder beteten oder schliefen. Ich läutete die Glocke. Bei dem Geräusch trat Scogman um sich, und ein ersticktes Wimmern kam aus seinem geknebelten Mund. Doch ich dachte daran, dass das ganze Land auf die geduckte Grimmigkeit dieser kleinen Stadt beschränkt würde, wenn Holles und seine Presbyterianer an die Macht kämen, und ich dachte an die kleine Liz und ihre hastige Beerdigung. Ich stählte mich selbst und klingelte erneut.
    Es klang tatsächlich nach Gefängnis, als der Schlüssel zweimal im Schloss umgedreht und ein Riegel zurückgelegt wurde. Eine mürrische Magd hielt ein Talglicht in die Höhe, um mich zu mustern, und sagte, ihr Master sei »bei der Bibel« und dass ich den Gefangenen zum House of Correction bringen sollte. Am Ende des Ganges hinter ihr drang ein Lichtschimmer durch einen Spalt in einem dicken Barchentvorhang. Ich zögerte. Ich hörte Stimmengemurmel, das ich zunächst für ein Gebet hielt, bis ich eine andere Litanei vernahm: »Fünfzehn für zwei, drei für eine Flöte und einen für seinen Nob. Wer hätte das gedacht. Noch einmal!«
    Ich schob mich an der Magd vorbei und zog den Vorhang zurück. Stalker und ein Edelmann, dessen Gesicht ebenso zerknittert war wie sein Leinenzeug, spielten Cribbage. Mit schuldbewusster Bestürzung schaufelte Stalker das Geld auf dem Tisch zusammen, schickte den Edelmann mit knappen Worten auf sein Zimmer und schob die Karten aus meinem Blickfeld.
    »Ich bringe Euch Scogman.«
    »Scogman!«
    Stalkers Glückssträhne war nichts dagegen. Er eilte nach draußen, riss Scogmans Kopf an den Haaren hoch, um, wie er sagte, den Gefangenen zu identifizieren, und holte mit der anderen Hand aus.
    »Ihr werdet ihn menschlich behandeln«, sagte ich.
    »Menschlich? Sehr wohl, Sir.« Er ließ Scogmans Kopf los, so dass er gegen den Sattel knallte.
    Ich bestand darauf, dass er mir eine Empfangsbescheinigung ausstellte und siegelte, die ich Sir Lewis vorzeigen konnte. Während er schrieb, verrückte er die Karten, die er zu verbergen versucht hatte, und

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