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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Scogman.
    »Meinst du, du könntest mich bestechen?« Ich zog den Gürtel straff um seine Handgelenke.
    Er zuckte zusammen, als die Schnalle sich in seine Haut bohrte. »Es ist das Geld, das Ihr mir geliehen habt, Sir.«
    »Verschone mich mit deinen Lügen«, sagte ich müde und stieß ihn zur Tür.
    Er fuhr mich so heftig an, dass ich das Messer fallen ließ. »Es ist wahr! Darum bin ich hierhergekommen. Um Euch zu danken. Und um meine Schulden zu begleichen. Es ist alles da. Zählt es. Ein Angel. Zehn Schillinge. Zählt es!« Er sprach mit der verzweifelten Heftigkeit eines Mannes, der zu oft gelogen hatte, um erwarten zu können, dass man ihm Glauben schenkte. Dann änderte sich sein Tonfall, er wurde ruhig und sachlich. »Ihr habt mir nicht nur das Leben gerettet, Sir. Ihr habt es verändert. Ich würde alles für Euch tun, Sir. Alles.«
    Ich baute mich direkt vor ihm auf. Er blickte mir gerade in die Augen. Kein Muskel in seinem Gesicht regte sich. Ich wäre ein noch viel größerer Narr, wenn ich ihm glauben würde. Ich konnte es mir nicht leisten, ihm zu glauben. Die Sonne ging unter, und der Raum war voller Schatten. Noch vor Anbruch der Nacht musste ich ihn Sir Lewis übergeben.
    Er sprach so leise, dass ich seine Worte kaum verstand. »Zählt es, Sir, bitte.«
    Ich schleuderte das Geld auf das Bett. Die Münzen rollten über das Deckbett. Neun, zehn, elf Schilling.
    »Ein Schilling Zinsen, Sir«, sagte er.
    Er sah mich verletzt an, als ich zu lachen begann. »Hältst du mich für einen kompletten Idioten? Du wirst in ganz Essex als Dieb gesucht! Das hier hast du gestohlen, genauso, wie du es von mir gestohlen hast!«
    Wütend zerrte er an dem Gürtel, mit dem seine Hände gefesselt waren, und kam auf mich zu. Ich hob mein Messer auf, doch er blieb nicht stehen. »Ich habe das Geld verdient, Sir, jeden einzelnen Penny davon. Ich habe Fleisch verkauft. Kaninchen, die ich in Fallen gefangen habe. Einmal ein Reh. Sie stammten alle aus Kingsnorton Common. Ihr wisst, welche Gegend ich meine, Sir?«
    Ich nickte. Ehemaliges Gemeindeland, das Challoner sich während des Krieges einverleibt und eingefriedet hatte, woraufhin es zu erbitterten Auseinandersetzungen mit den Dorfbewohnern gekommen war.
    »Sie nennen es immer noch so. Kingsnorton Common. Die Dörfler haben die alten Register der Grundherrschaft aufgetrieben. Kingsnorton Common. Gemeindeland. Ich dachte, Common bedeute, dass es allen gehört, aber vielleicht haben sie die Bedeutung des Wortes ebenfalls geändert? Ich habe dieses Geld verdient.«
    Das Messer war durch seinen Leibrock gedrungen und hatte seine Haut angeritzt. Ich ließ das Messer fallen. Ich dachte daran, dass ich mit derselben Wut auf Lord Stonehouse reagiert hatte, als ich ein Flugblattschreiber in den Kleidern eines Edelmannes gewesen war und er geglaubt hatte, ich hätte sie mir unmöglich leisten können. Hatte ich nicht sogar die gleichen Worte benutzt? »Ich habe das Geld mit meinen Flugschriften verdient «, hatte ich mit derselben Heftigkeit erklärt. Es kam mir vor, als sei es eine Ewigkeit her. Mehr als das. Es war ein anderes Leben gewesen. Plötzlich fühlte ich mich unendlich müde.
    »Alles in Ordnung, Sir?«
    Ich ließ mich auf das Bett fallen. Ich wollte mich nur noch zusammenrollen und schlafen. Scogman drehte sich mit dem Rücken zur Tür und öffnete sie mit den gefesselten Händen. Ich zwang mich hoch, im Glauben, er würde fliehen, doch er rief nur die Magd.
    »Major Stonehouse ist nicht wohl. Kannst du bitte etwas heißes Wasser bringen, Mary, und etwas von deinem Stärkungsmittel?«
    Daran zumindest hatte sich nichts geändert. So war er also in mein Zimmer gelangt. Seine Anziehungskraft auf Frauen hatte er nicht verloren. Er erklärte Mary, dass er sich irgendwie in seinem Gürtel verheddert hätte. Sie kicherte und neckte ihn ein wenig, indem sie tat, als sei es zu schwierig für sie, doch schließlich band sie ihn los. Sie brachte heißes Wasser und wusch mir, als ich mich immer noch nicht rührte, das Gesicht mit einem Schwamm. Das Stärkungsmittel entpuppte sich als ein großzügig bemessener holländischer Branntwein mit starken Gewürzen. Ein Schluck davon belebte mich weniger, als dass er meinen Wunsch zu schlafen verstärkte. Ich stieß den Becher beiseite und blickte nach draußen. Mary hatte Kerzen gebracht, deren Licht die Felder verschwinden und die Bäume wie tiefschwarz geätzt vor einem rotgestreiften Himmel hervortreten ließ.
    »Mary«, sagte ich,

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