Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)
eine davon fiel auf den Boden. Es war die Pikdame. Pik war ein schlechtes Omen, und die Dame war am schlimmsten. Stalker hustete und leckte sich nervös die Lippen. Er bat mich, die Spielkarten Sir Lewis gegenüber nicht zu erwähnen. Er hatte sie bei dem Edelmann gefunden, der wegen seiner Schulden eingesperrt war, und hatte sie konfisziert, wie er mir erklärte, aber Sir Lewis, der eine besondere Abneigung gegen das Glücksspiel hegte, könnte die Situation möglicherweise fehldeuten.
»Indem Ihr Karten mit einem Schuldner spielt«, sagte ich, »und ihm sein Geld abnehmt, wollt Ihr ihm doch gewiss nur seine Verfehlungen veranschaulichen?«
Er strahlte, vollkommen unempfindlich für den Sarkasmus. »Genau, Sir, ganz genau. Seine Verfehlungen. Sehr gut, sehr gut. Wir stimmen vollkommen überein, Sir.« Er schüttelte meine Hand und unterzeichnete die Empfangsbestätigung mit einem Schnörkel. »Und ob ich diesem Halunken zeigen werde, dass er den falschen Weg eingeschlagen hat!«
Er überprüfte das Seil, mit dem Scogmans Hände gefesselt waren, erzählte ihm, dass ein weiteres feines Stück Hanf auf ihn warte, und trug ihn wie einen Sack Kartoffeln ins Haus. Stalker öffnete die Tür zu einer Zelle, die, wie er sagte, noch warm war vom letzten Gefangenen. Scogman landete im Nachttopf, den niemand geleert hatte. Der Inhalt ergoss sich über das verdreckte Stroh, als der Mann in der Ecke zusammenbrach.
»Ihr seht, was für Tiere solche Leute sind, Sir«, sagte Stalker.
In stummem Vorwurf sah Scogman zu mir empor. Ein dünner Streifen Blut sickerte von seiner Lippe. Ich war bereits an der Tür, als ich das Rasseln von Metall hörte. Stalker stand in einer kleinen Kammer. Von einer Hakenreihe nahm er gerade einen Schlüssel und eiserne Fußfesseln.
Ich schaffte es nur mit Mühe, meine Stimme zu beherrschen. »Lasst ihn wenigstens schlafen. Er braucht keine Eisen, bis Ihr ihn ins Zuchthaus bringt.«
»Er ist nicht gefesselt, Sir.«
»Verdammt, Mann, seine Hände sind gebunden, die Fenster sind vergittert und Ihr habt ein schweres Schloss an der Tür.«
»Fußeisen sind Vorschrift, Sir. Um ihn doppelt sicher zu verwahren.«
Ich trat auf ihn zu. »Mr Stalker, er ist so sicher, wie ich sicher weiß, dass Ihr die Karten konfisziert und nicht damit gespielt habt.«
Er biss sich auf die Lippe und schluckte die Drohung, ehe er die Fußeisen zurück an den Haken hängte.
Inzwischen war es dunkel geworden, doch bei der Unruhe im Regiment konnte ich es nicht länger hinauszögern, Sir Lewis aufzusuchen, und ritt nach Byford Hall. Von der Hauptzufahrt zweigte ein Weg ab, den erst kürzlich eine Reihe von Pferden entlanggekommen waren. In der Annahme, die Spur würde mich direkt zu den Ställen bringen, folgte ich ihr. Am Rande eines Wäldchens zügelte ich mein Pferd. Die Hauptzufahrt lag ein Stück entfernt, aus dem Torhaus drang ein Lichtschimmer.
»Wer da?«
Eine Gestalt trat aus dem Torhaus. Ich wollte gerade antworten, als ein anderer Mann aus dem Schatten einiger Büsche auftauchte. Der Mond schimmerte auf seinem halb gezückten Schwert.
»Ein Fuchs«, sagte er. »Ist hinter Sir Lewis’ Kaninchen her.«
»Die Männer sind alle hier?«, fragte der Pförtner.
Ich hörte die Antwort nicht, als sie zusammen ins Torhaus gingen. Mein Anliegen zu erklären, würde nur zu weiteren Verzögerungen führen. Die Männer waren alle hier? Fand hier irgendeine Versammlung statt? Vorsichtig trieb ich mein Pferd auf dem grasüberwachsenen Boden voran. Zumindest würde Sir Lewis noch wach sein.
In vielen der Erkerfenster des älteren Tudorflügels flackerten Kerzen. Der Hauptflügel des Gebäudes war wesentlich imposanter, gekrönt von Treppentürmen mit Bleidächern und holländischen Giebeln. Hinter den Fenstern im ersten Stock, wo sich eine lange Empore zu befinden schien, waren schemenhafte Bewegungen von Bediensteten zu erkennen, die Geschirr abräumten. Ich wusste, dass die Bevollmächtigten des Parlaments, die Holles unterstützten, hier wohnten, während sie die Forderungen der Armee überprüften. Ich ritt in den Schatten eines Baumes und beruhigte mein Pferd. Meine Laufbahn als Spion würde nicht lange währen, wenn ich mitten in eine Unterredung zwischen Sir Lewis und genau jenen Männern platzte, von denen Lord Stonehouse hoffte, dass Sir Lewis sie an uns verriet.
Das Mondlicht erhellte den Hof am Ende des Flügels, von dem das Geräusch mehrerer Pferde zu hören war. Ich drängte mein Tier von ihnen fort,
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