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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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ehe er antwortete, ließ erkennen, wie schwach dieser Einfluss mittlerweile war. Genau wie zu Beginn des Krieges zermarterten sich die Menschen den Kopf darüber, auf welcher Seite sie standen – oder welche wohl gewinnen würde. Am Ende erteilte er mir barsch das Wort.
    »Sir, hat das Parlament nicht beschlossen, dass jeder Mann, der für das Parlament gekämpft hat, frei entscheiden kann, ob er nach Irland geht oder nicht?«
    »Ja.«
    »Einige der Männer hier wurden gepresst.«
    »Nennt ihre Namen.«
    Knowles machte ein entsetztes Gesicht, aus Angst, dass ich ihn angeben könnte und er für seine Schulden vor den Colonel geschleift werden würde.
    »Ginge es nicht schneller und wäre es nicht gerechter, die Abstimmung zu wiederholen, Sir?«
    »Nennt die Namen, Major, wer wurde gepresst.«
    Gunpowder Bromley stand zitternd auf. Er war zu seinem merkwürdigen Namen gekommen, weil er im Zivilleben ein Schwefel-Mann war, der die oberste, vom Mist gebildete Dreckschicht von Taubenschlägen und Ställen abkratzte, die viel Salpeter enthielt und zur Herstellung von Schießpulver verwendet wurde.
    »Ich war krank und nicht bei der Abstimmung, Sir«, sagte er.
    »Ich habe ihn danach gefragt – er hat sein Zeichen gemacht und den Schilling genommen, Sir«, sagte Potter.
    Mit dieser Masche wurden Männer seit Urzeiten zum Dienst gepresst – man machte sie betrunken und drückte ihnen dann einen Schilling als Bezahlung in die Hand, mit dessen Annahme sie dem Vertrag zustimmten.
    »Ist das dein Zeichen, Bromley?« Colonel Wallace hielt eine Liste hoch, neben die Namen waren Unterschriften und Kreuze gekritzelt. Bromley leugnete zunächst, doch dann, unter Sergeant Potters zornigem Blick, räumte er ein, dass es sein könnte.
    Colonel Wallace seufzte. Er hielt eine Flugschrift in die Höhe, mit Holzschnitten von Iren, die ihre Hände im Blut protestantischer Frauen wuschen und deren Kinder töteten. Ich kannte sie gut, denn ich hatte einst daran mitgewirkt. Sie stammte aus einer früheren Rebellion, aus der Zeit vor dem Krieg, als das Parlament glaubte, der König habe eine heimliche Abmachung mit den irischen Katholiken getroffen. Damals hatte ich es auch geglaubt, aber nach fünf Jahren Krieg wusste ich, wie wenig solche Bilder mit der Wahrheit zu tun haben.
    »Sieh es mal so, Bromley«, sagte Colonel Wallace. »Willst du, dass die mordgierigen Papisten sich weiterhin unschuldige protestantische Babys ans Ende ihrer Spieße stecken?«
    »Nein, Sir«, sagte Bromley.
    »Gut. Setzen.«
    Bromley sackte zurück auf seinen Sitz. Bennet klopfte ihm auf den Rücken. »Gut gemacht, Kumpel. Du kommst mit mir, und wir erledigen die irischen Schweine.«
    Niemand sonst rührte sich. Colonel Wallace hatte einen der Lederbeutel geöffnet. Die Männer waren wie hypnotisiert von den klappernden und glänzenden Münzen auf dem Tisch. Das war ihr längst überfälliger Sold. Aber Colonel Wallace benahm sich, als sei es eine großzügige Gabe von ihm persönlich. Das Geld, das mein Vater gesammelt hatte, sollte sein Werk verrichten. Über die Hälfte der Männer würde sich zum Hafen und nach Irland in Marsch setzen. Die Übrigen würden sich demnächst dem Strom der anderen Soldaten anschließen und nach Hause gehen. Binnen weniger Wochen wäre die New Model Army, mit der Cromwell die schlagkräftigste Kriegsmaschinerie in Europa aufgebaut hatte, zerschlagen.
    Hilflos sahen Will und ich einander an. Mein Zorn richtete sich gegen die Männer. Scogman hatte gesagt, sie seien keine Idioten, aber genau das dachte ich jetzt. Er war die Ausnahme. Sie würden niemals das Wort für sich selbst ergreifen. Sie waren dumm. Dumme Tiere, bereit, sich zur Schlachtbank führen zu lassen. Ich drängte mich durch die Menge zur Tür.
    »Sir.«
    Kenwick, der Sohn eines Papierhändlers, ebenso ruhig wie störrisch, stand auf. Er würde nicht nach Irland gehen, sondern nach Hause. Wallace, der Münzen zu kleinen Stapeln sortierte, hielt inne. »Was ist?«
    »Ich will das Geld nicht …«
    »Nun, ich wage zu behaupten, dass jemand anders es nehmen wird«, erwiderte Wallace aufgeräumt.
    Die Männer lachten. »Ich will es nicht haben, wenn es bedeutet, dass ich vor Gericht lande.«
    »Vor Gericht? Hast du denn ein Verbrechen begangen?«
    Kenwick erzählte, dass ihm befohlen worden war, zusammen mit zwei anderen Soldaten in ein Haus einzubrechen, in dem sich vermutlich ein gesuchter Royalist versteckt hielt. Den Royalisten hatten sie nicht gefunden, aber sie

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