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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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verletzten den Hauseigentümer, der daraufhin gedroht hatte, sie wegen Einbruch und Diebstahl anzuklagen. Ein Murmeln ging durch den Saal. Viele Soldaten steckten in derselben Situation, und noch größer als das Verlangen nach dem Geld war die Angst davor, für ähnliche Anklagen ins Gefängnis geworfen oder sogar gehängt zu werden.
    Mir fiel das Papier ein, das Scogman aus Sir Lewis’ Studierzimmer mitgenommen hatte, und ich zog es hervor, während Colonel Wallace Kenwick versicherte, das Parlament in seiner Weisheit habe verfügt, in solchen Fällen Straffreiheit zu gewähren.
    Ich hielt das Blatt Papier in die Höhe. »Die Verordnung ist noch nicht Gesetz geworden, Colonel!«
    »Sie wird Gesetz werden. Noch ehe diese Männer aufbrechen.«
    Ich schaute auf das Datum. Er hatte recht. Die Männer richteten ihre Blicke erneut auf das Geld, während ich mich setzte und die Verordnung zusammenfaltete, wobei mir ein lateinischer Satz ins Auge fiel. Die Verfasser parlamentarischer Verordnungen flochten immer dann einige Worte Latein mit ein, wenn sie etwas verbergen wollten. Zum ersten Mal im Leben segnete ich den Lehrer, der mir Latein eingeprügelt hatte. Der Colonel, jetzt die Liebenswürdigkeit in Person, teilte das Geld auf, und Bennet verkündete, es sei Zeit für einen Drink, die althergebrachte Art, den Zahltag zu feiern, als ich erneut aufstand.
    »Mit Eurer Erlaubnis, Colonel …«
    Colonel Wallace warf mir ein müdes, nachsichtiges Lächeln zu. »Was ist denn jetzt noch, Major?«
    »Darf ich Kenwick eine Frage stellen?«
    »Wenn es sein muss«, sagte der Colonel trocken. »Ich möchte schließlich nicht zum Militärrat bestellt werden.«
    Noch mehr Gelächter und Füßetrampeln, als ich mich an Kenwick wandte. »Wann wurde dir befohlen, in das Haus einzubrechen?«
    »Im März, Sir.«
    »Im März dieses Jahres?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Also lange, nachdem der König sich ergeben hatte und der Krieg vorüber war?«
    »Jawohl, Sir, aber einige Royalisten kämpften weiter, und …«
    »In Ordnung, Kenwick«, unterbrach Colonel Wallace ihn und begann erneut die Geduld zu verlieren. »Worauf wollt Ihr hinaus, Major?«
    »Wenn Ihr bitte auf der zweiten Seite ganz unten nachsehen wollt, Colonel. Diese Verordnung enthebt die Soldaten nur der Haftung für die illegalen Handlungen in tempore et loco belli .«
    Die Soldaten wurden wieder still. Manche von ihnen sahen in diesen Seiten voller Hieroglyphen etwas Übernatürliches, und in gewisser Weise hatten sie recht, da solche unverständlichen Verordnungen oftmals ihr Schicksal bestimmten. Und dies hier war Zauberei auf einer noch höheren Ebene – Worte, die sie nicht nur nicht lesen, sondern nicht einmal verstehen konnten.
    »Unter Kriegsbedingungen«, sagte ich. »Diese Straffreiheitsverordnung schützt Kenwick und die anderen nicht, da sie in Zeiten in das Haus einbrachen, die das Gesetz Frieden nennen wird.«
    Das verstanden die Soldaten nur allzu gut. Bis auf den letzten Mann wollten sie ihr Geld, aber die Nichtgewährung der Straffreiheit fürchteten sie mehr. Gezwungen, vom Land zu leben, gehasst von der Landbevölkerung, die man genötigt hatte, sie einzuquartieren, hatte beinahe jeder Soldat in diesem Saal entweder gestohlen oder war fälschlicherweise des Diebstahls bezichtigt worden. Manche der Anschuldigungen, wie Pferdediebstahl, waren Kapitalverbrechen, für die sie am Galgen enden konnten.
    Ich entdeckte noch etwas, oder besser: das Fehlen von etwas, in der Verordnung. Sie war in aller Eile nachlässig abgefasst worden, nicht so sehr, um die Soldaten zu schützen, sondern um sie sich vom Hals zu schaffen, damit Holles das Land übernehmen konnte. Es gab keine Klausel, die besagte, dass der König seine Zustimmung geben musste. Was würde geschehen, wenn er wieder auf dem Thron saß und mit seinem Vetorecht die Verordnung verwarf? Voller Bitterkeit beklagte ich, als ich meine Stimme wiederfand, dass diese Männer, die so lange für das Parlament gekämpft hatten, jetzt so übel von ebendiesem Parlament betrogen wurden. Sie bekamen nicht ihren vollen Sold. Die Verwundeten bekamen gar nichts. Diese Straffreiheitsverordnung war das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt war.
    Es war erstaunlich, wie diese Männer, so gefügig sie in einem Moment waren, im nächsten voller Zorn sein konnten. Jemand versuchte, mir die Verordnung aus der Hand zu reißen. Ein anderer spie darauf.
    Colonel Wallace sagte etwas zu Sergeant Potter, aber das ging im lauten

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